
Zwar ist es in den vergangenen Jahren ruhig um ihn geworden, doch er bleibt einer der schillerndsten Unternehmer Frankens: Rainer Schaller. Jetzt ließ der Gründer und Chef der Fitness-Studio-Kette McFit verkünden, dass er sich aus dem operativen Geschäft zurückzieht. Das ist schon deshalb überraschend, weil Schaller erst 49 Jahre alt ist – normalerweise kein Alter für den Rückzug eines Chefs.
Warum, ist unklar
Über Schallers Gründe war bei McFit am Mittwoch nichts Konkretes zu erfahren. Nur so viel: Schaller übergibt die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin und im oberfränkischen Schlüsselfeld an Vito Scavo. Der 43-Jährige hatte laut einer Mitteilung 2011 in Italien die mit McFit vergleichbare Kette „Happy Fit“ aufgebaut, die Schaller drei Jahre später übernahm – sehr zur Freude von Scavo, der nach eigener Aussage mit seinem Unternehmen von Anfang an bei McFit unterkommen wollte.
Wer Schaller nachfolgt
Scavo wuchs als Sohn einer italienischen Gastarbeiterfamilie in Baden-Württemberg auf und sitzt seit 2014 in der Chefetage der fränkischen Fitness-Kette, die Schaller 1996 ins Leben gerufen hatte. Sein erstes Studio eröffnete Schaller ein Jahr später in Würzburg.
Der gebürtige Bamberger hat eigentlich Einzelhandelskaufmann gelernt. Vor McFit hatte er die Leitung einiger Edeka-Filialen inne. Noch heute ist er in Schlüsselfeld Inhaber eines solchen Supermarktes. Das Geschäft steht direkt neben der McFit-Zentrale im Norden der 5800 Einwohner zählenden Gemeinde im Kreis Bamberg.
Was Schaller künftig macht
Schaller zieht sich der Firmenmitteilung vom Mittwoch zufolge nicht ganz aus McFit zurück. Er werde sich vielmehr „weiterhin um visionäre Themen kümmern (. . .) und grundsätzlich die Markenentwicklungen im Konzern weiter vorantreiben“. Unter anderem werde er demnach das McFit-Vorzeigeprojekt „The Mirai“ im nordrhein-westfälischen Oberhausen vorantreiben. Dort entsteht in ehemaligen Industriehallen von Thyssen nach Medienberichten der größte Fitnesstempel der Welt mit kostenlosem Zugang für Besucher.
Schaller und die Loveparade
Schaller war 2010 bundesweit in negative Schlagzeilen geraten, weil er als Mitverantwortlicher für das Unglück bei der Loveparade in Duisburg mit 21 Toten angesehen wurde. Nach dpa-Informationen muss der Unternehmer deswegen am 22. Mai im Rahmen eines Mammutprozesses vor dem Landgericht Duisburg aussagen. Schaller ist Inhaber von Lopavent – das Berliner Unternehmen richtete die Loveparade in Duisburg aus.
Der für ungewöhnliche Aktionen bekannte McFit-Gründer war in den Tagen nach dem Unglück in den Medien als Mann gezeigt worden, der sich plötzlich als nachdenklich und zurückhaltend gibt. Inwieweit das Geschehen in Duisburg bis heute ihn ihm nachwirkt und ihn vielleicht nun zum Rückzug aus dem operativen Geschäft gebracht hat, war am Mittwoch nicht zu erfahren. „Das kann ich nicht beantworten“, sagte ein McFit-Sprecherin auf Anfrage nur.
Wie in der Mitteilung vom Mittwoch weiter zu lesen ist, wird sich Schaller künftig auch um Vorhaben seines Konzerns kümmern, die wenig mit Fitness zu tun haben: So baue er eine Künstler-Management- und eine Model-Agentur auf. Es freue ihn, dass Nachfolger Scavo im McFit- Kerngeschäft „in meine Fußstapfen tritt und seine eigenen dazu setzt“, wird Schaller zitiert. Und zum Chefwechsel meint der Franke: „Mein Gefühl und der Zeitpunkt dafür waren nie besser.“