Die Vorschläge von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) zum vereinfachten Abschuss von Wölfen kommen bei Jägern und Viehhaltern nicht gut an. Sie fordern, den Wolf aus bestimmten Gebieten komplett fernzuhalten und seine Zahl in anderen Regionen über eine Obergrenze zu beschränken. Aber auch Naturschützer wünschen sich mehr, als die Umweltministerin vorgeschlagen hatte.
Klöckner: Schulzes Vorschlag geht greift zu kurz
Kritik kam am Dienstag aber auch vom Koalitionspartner. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte im Gespräch mit dieser Redaktion, "meine Kollegin springt mit ihrem Vorschlag zu kurz" und greife "leider nur einen Teil der Ergebnisse unserer bisherigen Gespräche auf".
- Lesen Sie auch: Auf der Spur der Rhöner Wölfin
Schulze will mit einer "Lex Wolf" den Abschuss von Wölfen künftig erlauben, wenn sie "ernsten" landwirtschaftlichen Schaden anrichten, etwa, indem sie Schafe reißen. Bisher ist im Naturschutzgesetz von "erheblichen" Schäden die Rede, was nach Darstellung des Umweltministeriums "existenzbedrohend" meint. Mit der Änderung könnten dann etwa auch Hobbyschäfer Entschädigungen erhalten. Wölfe, "die mehrfach die vorgeschriebenen Schutzzäune überwinden", dürften "künftig entnommen werden", erklärte ein Ministeriumssprecher.
Jäger fordern "Ausschlussgebiete"
Klöckner fordert dagegen, man müsse den Wolfsbestand und die Größe der Rudel "präventiv kontrollieren können" – "unabhängig davon, ob eine konkrete Gefahr besteht". Die Landwirtschaftsministerin weiter: "Wir wollen nicht, dass die Weidetierhaltung in bestimmten Regionen eingestellt werden muss oder Deichpflege durch Schafe nicht mehr möglich ist. Der Ball liegt bei Frau Schulze."
Der Deutsche Jagdverband plädiert unterdessen für ein umfassendes Konzept für den Umgang mit dem Wolf. Nötig seien "Ausschlussgebiete" etwa in Städten und an Deichen, in denen Ansiedlung und Fortpflanzung von Rudeln nicht toleriert werden dürften. Naturparke oder Truppenübungsplätze kämen als Wolfsschutzgebiete infrage. Der Großteil Deutschlands wären "Managementzonen", für die die Länder akzeptable Bestände festlegen müssten. Dort müssten dann auch vorsorgliche Jagden möglich sein. Auch dem Bauernverband reichen Schulzes Pläne nicht aus. Es müssten zwingend weitere Schritte folgen, sagte der stellvertretende Generalsekretär Udo Hemmerling. Nötig sei "eine nationale numerische Grenze", die auch regional eingehalten werden solle.
Nutztiere dürfen keine leichte Beute sein
Kritik gab es aber auch von Naturschützern und den Grünen. Parteichef Robert Habeck warf Schulze Symbolpolitik vor. Bund und Länder seien sich bereits einig, dass Wölfe geschossen werden dürften, die sich nicht artgerecht verhalten und zweimal einen Herdenzaun überwunden haben, sagte er. Schulze betreibe mit ihrem Vorschlag eine Symbolpolitik, die nichts ändere und den Konflikt überhaupt nicht befriede. Dafür müssten etwa Schäfer geschult und unterstützt werden.
Der Nabu forderte ebenfalls zusätzliche Hilfen für Schäfer. Spezielle Schutzhunde oder Zäune können zu 100 Prozent gefördert werden, sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Tierhalter müssen nachweisen, dass sie alles Zumutbare getan haben, um ihre Herden zu schützen." Wölfe sollten sich von Wildtieren ernähren und nicht die Erfahrung machen können, dass Nutztiere leichte Beute seien.
Ähnlich sieht es die Umweltorganisation BUND. Um die Akzeptanz des Wolfs zu sichern, greife es zu kurz, über auffällige Wölfe zu reden, sagte Bundesgeschäftsführer Olaf Bandt. "Der Abschuss von Wölfen darf nur der letzte Ausweg sein, wenn die Prävention versagt hat."