
Eigentlich war es nur ein kurzes Video, das das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft am Montag auf seinem Twitter-Kanal veröffentlicht hat. Julia Klöckner (CDU) steht darin mit Nestlé-Deutschland Chef Marc-Aurel Boersch vor der Kamera und würdigt das Unternehmen dafür, dass es Zucker, Salz und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert hat. Youtuber Rezo teilte und kritisierte das Video als Erster.
Was ist schlecht daran, wenn Nestlé Zucker reduziert? Nichts! Aber wie Ministerin Klöckner sich von der Industrie vor den Karren spannen lässt, das geht nicht.
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Fastfood an jeder Ecke, überzuckerte Getränke, ungesundes Kita- und Schulkantinenessen kombiniert mit immer weniger Bewegung: In Deutschland sind schon jetzt zwei Millionen Kinder und Jugendliche zu dick. Bei den Erwachsenen sieht es nicht besser aus: Laut Ministerium gelten 47 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer als übergewichtig. Statt Lobeshymnen auf ein umstrittenes Unternehmen wie Nestlé anzustimmen, sollte Klöckner endlich konkrete Zucker-, Fett- und Salzreduktionsziele festlegen.
Eine Ernährungsministerin muss außerdem klare Regeln für die Lebensmittelwerbung festlegen, gerade wenn Kinder die Zielgruppe sind. Denn nie zuvor kamen Kinder so früh mit industriell hergestellter Nahrung in Kontakt, nie zuvor wurden ihre Eltern so nachhaltig mit falschen Ernährungsempfehlungen in die Irre geführt. Doch was tut die Ernährungsministerin? Sie setzt auf die Freiwilligkeit der Branche. Wichtig und richtig wären verbindliche Vorgaben für die Branche. Unverbindliche Empfehlungen waren noch nie erfolgreich.
Damit nimmt Klöckner auch in den nächsten Jahren Übergewicht, Diabeteserkrankungen und frühzeitige Todesfälle billigend in Kauf. Sie ignoriert die Stimmen von Medizinern und Ernährungsexperten. Statt endlich zu handeln, dreht sie ein lobendes Video mit Nestlé.
Wenn Frau Klöckner die Gesundheit der Deutschen am Herzen liegt, sollte sie zurücktreten!