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BERLIN
Klimastreik: Stillstand bei Glockengeläut
Fridays for Future Demonstration       -  Seit Monaten streiken Schüler jeden Freitag für besseren Umweltschutz. Nun ruft auch ein Bündnis aus Zivilgesellschaft, Kirchen und Gewerkschaften zur Unterstützung des großen Aktionstags am 20. September auf.
Foto: Patrick Seeger, dpa | Seit Monaten streiken Schüler jeden Freitag für besseren Umweltschutz. Nun ruft auch ein Bündnis aus Zivilgesellschaft, Kirchen und Gewerkschaften zur Unterstützung des großen Aktionstags am 20. September auf.
Christian Grimm
Christian Grimm
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:59 Uhr

Die viertgrößte Industriemacht der Erde soll in eine Zwangspause geschickt werden. Wenn die Jugendlichen am Freitag zu Hunderttausenden für den Kampf gegen die Erhitzung des Planeten auf die Straße gehen, wollen sie dieses Mal alle anderen mitreißen. Arbeiter, Angestellte und Rentner sollen sich ihnen anschließen.

Die Pfarrer der evangelischen Kirchen werden dabei die Glocken läuten, wie an hohen Feiertagen. Den gewöhnlichen Lauf der Dinge zu stören, ist das Ziel. Das Störmanöver soll die Bundesregierung unter Druck setzen, die gleichzeitig ihr großes Paket zum Klimaschutz berät.

„Wir wollen, dass das Land an diesem Tag innehält bis zu einem gewissen Grad“, sagt Linus Steinmetz. Der Schüler aus Göttingen ist einer der führenden Köpfe der „Fridays for Future“-Bewegung in Deutschland. In den Mittagsstunden soll „nichts anderes“ passieren als die Demonstrationen an über 400 Städten in der gesamten Republik – von Hamburg bis München, von Aachen bis Zwickau.

Die Schüler werden unterstützt von einem breiten Bündnis von über 200 Organisationen. Die Kirchen sind dabei, Umweltverbände wie Greenpeace oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.

Appell von ver.di

Zum Auftakt der entscheidenden Woche hatte ein Teil von ihnen am Montag in Berlin vor allem CDU und CSU schon einmal mit auf den Weg gegeben, dass die derzeit diskutierten Vorschläge als viel zu zaghaft empfunden werden. „Wir haben keine Zeit mehr, ein System einzurichten, das erst in drei Jahren zu wirken beginnt“, kritisiert die stellvertretende BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock einen zentralen Punkt des Unions-Konzepts.

Die beiden Schwesterparteien wollen den Ausstoß von Kohlendioxid nicht wie die SPD durch eine Steuer teurer machen, sondern durch ein Handelssystem mit Luftverschmutzungsrechten. Während CDU und CSU davon ausgehen, das System binnen eines Jahres aufbauen zu können, meinen die Gegner des Ansatzes, dass es viel länger dauern würde.

Dennoch hat der CDU-Bundesvorstand am Montag das vergangene Woche fertig gewordene Konzept abgenickt. Dem ungestümen Vorpreschen der Jugend stellen die Schwarzen einen Kompromiss entgegen, der Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz verbinden soll. „Wir brauchen klimafreundliche Technologien, wir wollen nicht immer mehr Verbote. Wir glauben nicht, dass Verzicht die Antwort ist“, meint Vize-Fraktionschef Andreas Jung.

Wie stark die Masse der Demonstranten letztlich sein wird, hängt von den Unternehmen und der Verwaltung ab. Bislang fehlt den Klimastreiks die aktive Rückendeckung der Erwachsenen. Ver.di-Chef Frank Bsirske appelliert an die Beschäftigten, die Arbeit niederzulegen und zusammen mit den Schülern auf die Straßen zu gehen. „Dem Klimawandel muss viel energischer begegnet werden als bisher: Er bedroht die Menschheit als Ganzes“, sagt er. Streikgeld wird es aber für die Mitglieder keines geben. „Das ist kein politischer Streik“, stellt der Gewerkschaftsvorsitzende klar.

Großzügige Mittagspause

Das Bündnis empfiehlt den Beschäftigten, kreativ zu sein, um sich vom Arbeitsplatz entfernen zu können. So könnte zum Beispiel die Mittagspause großzügig ausfallen, Überstunden abgebaut oder halbe Urlaubstage genommen werden.

In den Bundesministerien wird hingegen gearbeitet, selbst im Umweltministerium. „Wir haben die Fridays for Future-Demonstranten so verstanden, dass wir an dem Tag arbeiten sollen“, sagt der Sprecher von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD).

 
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