Unterfranken wird in der nächsten Bundestagsfraktion der Grünen ziemlich sicher stärker als bisher vertreten sein: Mit Manuela Rottmann, der amtierenden Abgeordneten aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen), und Niklas Wagener aus Aschaffenburg platzierten die 350 Delegierten des Landesparteitags in Augsburg die beiden regionalen Spitzenkandidaten auf aussichtsreiche Positionen auf der bayerischen Landesliste.
Angesichts der aktuellen Umfragen, die den Grünen im Freistaat mindestens 20 Mandate prognostizieren, sollte Rottmann auf Platz fünf und Wagener auf Platz 14 der Einzug in den Bundestag sicher sein. Aktuell sind die bayerischen Grünen mit elf Abgeordneten in Berlin vertreten, 2017 kamen sie auf 9,8 Prozent der Stimmen.
Roth und Hofreiter führen Liste an
Angeführt wird die grüne Bayern-Liste einmal mehr von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und Co-Fraktionschef Anton Hofreiter, auf den Plätzen drei und vier folgen die Haushaltspolitikerin Ekin Deligöz und der Digitalexperte Dieter Janecek. Position fünf belegt Manuela Rottmann, die in einer kämpferischen Rede keinen Zweifel daran ließ, dass die Grünen ab Herbst gerne regieren möchten, um die Wirtschaft klimaneutral umzubauen und für eine zukunftsträchtige Infrastruktur im ländlichen Raum zu sorgen. "Alles ist drin, wenn wir zusammenhalten", sagte die Juristin Rottmann, man werde sich aber "im Maschinenraum dieses Landes die Hände dreckig machen müssen". Die 48-Jährige, Direktbewerberin im Wahlkreis Bad Kissingen, kam auf über 90 Prozent Zustimmung, sie hatte keinen Gegenkandidaten.
Knapper wurde es für Niklas Wagener. Er setzte sich mit 52,4 Prozent in einer Kampfabstimmung gegen die amtierende Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer aus Oberbayern durch, die später auf Listenplatz 19 landete. Der 23-jährige Forstwirt, Direktkandidat im Wahlkreis Aschaffenburg, überzeugte die Delegierten mit einem Plädoyer für eine nachhaltige Waldwirtschaft, für Holz als "coolsten Baustoff" und eine Verkehrswende. Einen Platz vor Wagener reiht sich die Nürnberger Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer (43) in die Liste ein. Sie kann nun damit rechnen, als erste Transsexuelle in den Bundestag einzuziehen.
Hansen auf Platz 26, Gerr scheitert
Sebastian Hansen, der Direktbewerber im Wahlkreis Würzburg, musste zunächst bei seiner Kandidatur um Platz 22 der Menschenrechtsexpertin Margarete Bause den Vortritt lassen. Der 26-Jährige hielt eine engagierte Rede "gegen Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus". Er schaffte es schließlich auf Platz 26, der bei einem sehr guten Grünen-Ergebnis vielleicht auch noch für einen Sitz im Bundestag reicht.
Keine Chance auf einen vorderen Platz hatte der frühere Würzburger Stadtrat und Bezirksrat Michael Gerr. Der 55-jährige Rollstuhlfahrer warb dafür, mehr Menschen mit Behinderung in den Bundestag zu wählen, um deren Bedürfnisse nach gesellschaftlicher Teilhabe besser zu berücksichtigen, scheiterte aber in mehreren Anläufen. Corinna Ulrich, Direktkandidatin im Wahlkreis Schweinfurt, erreichte Listenplatz 35.
Von Sarnowski folgt auf Hallitzky
Beim zweitägigen Parteitag in der Augsburger Kongresshalle, waren lediglich die Kandidaten vor Ort anwesend, die meisten der knapp 350 Delegierten stimmten zuhause am Laptop ab. Neben der Nominierung der Liste stand auch die Wahl eines neuen Vorsitzenden auf der Tagesordnung. Zum Nachfolger von Eike Hallitzky, der nach sieben Jahren an der Spitze nicht mehr kandidierte, wählten die Delegierten des 17 600 Mitglieder starken Landesverbandes Thomas von Sarnowski aus dem oberbayerischen Ebersberg. Er setzte sich mit 87,9 Prozent der Stimmen gegen den Niederbayern Hajü Hödl durch. Der 33-Jährige von Sarnowski führt die bayerischen Grünen nun in einer Doppelspitze mit der schwäbischen Landtagsabgeordneten Eva Lettenbauer. Als Wahlziel für die Bundestagswahl gab er eine "grün geführte Regierung" aus.