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BERLIN
AfD und FDP dominieren die TV-Debatte der kleinen Parteien
«Wahl 2017 - Die 10 wichtigsten Fragen der Deutschen»       -  Moderator Claus Strunz (l-r), Linke-Chefin Katja Kipping, Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt, AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel und FDP-Chef Christian Lindner am 30.08.2017 an der SAT.1-Sendung «Wahl 2017 - Die 10 wichtigsten Fragen der Deutschen» teilnehmend.
Foto: Richard Hübner (SAT.1) | Moderator Claus Strunz (l-r), Linke-Chefin Katja Kipping, Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt, AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel und FDP-Chef Christian Lindner am 30.08.2017 an der SAT.1-Sendung «Wahl ...
Bearbeitet von Michael Czygan
 |  aktualisiert: 03.09.2017 02:47 Uhr

Die heiße Phase des Wahlkampfes hat begonnen. Dies merkte man der TV-Debatte von Sat.1 am späten Mittwochabend deutlich an. Katja Kipping (Linke), Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD) stellten sich dem Sat.1 Moderator Claus Strunz. Dieser konfrontierte die Kandidaten mit den acht wichtigsten Fragen, die die Wähler derzeit beschäftigen. Nach aktuellen Meinungsumfragen liegen die vier kleinen Parteien in etwa gleichauf. Deshalb war die Debatte eine wichtige Chance für alle Kandidaten, sich von der Konkurrenz abzuheben und vielleicht sogar abzusetzen. Besonders erfreulich das frische und abwechslungsreiche Format: Manchmal mussten die vier Politiker in nur 30 Sekunden flott antworten und manchmal wurde intensiver diskutiert.

Erstmals hatten die Sat.1 Zuschauer bundesweit die Möglichkeit mit dem „Debat-O-Meter“ die vier Kandidaten über das Internet live zu bewerten. Das Debat-O-Meter ist eine Anwendung für Smartphones, Tablets oder PCs und wurde an der Universität Freiburg entwickelt. Es ermöglicht nicht nur eine Echtzeitbewertung, sondern gibt den Zuschauern am Ende auch Information darüber, wie weit sie mit den Kandidaten übereinstimmen. Über 12.000 Teilnehmer haben deutschlandweit mit dem Debat-O-Meter die vier Politiker während der Sat.1-Debatte bewertet. „Die hohe Teilnehmerzahl zu so später Stunde hat uns gefreut und zeigt gleichzeitig ein hohes Politikinteresse in dem doch bisher eher langweiligen Wahlkampf. Leider sind bei der Diskussion bis halb ein Uhr nachts doch viele Zuschauer gegen Ende ausgestiegen“, so der Politikwissenschaftler Uwe Wagschal.

Vor der Debatte erwarten die Zuschauer Lindner als Sieger

In der Vorabbefragung der Zuschauer waren die Sympathien zwischen den Parteien ungleich verteilt. Bezogen auf die Wahlberechtigten und nach Alter, Geschlecht, Bildung und Ost/West gewichtet war die größte Gruppe mit 45,6 Prozent AfD Wähler, während die nicht im Studio vertretenen Großparteien CDU/CSU auf 3,6 Prozent, die SPD auf 5,5 Prozent kamen. Die vier kleinen Parteien erhielten folgende Wertung: Linke 7,2 Prozent, Grüne 4,6 Prozent, FDP 18,5 Prozent; noch unentschlossen waren 14,9 Prozent. Insgesamt 0,1 Prozent gaben, an, eine andere Partei zu wählen oder gar nicht wählen zu gehen.

In der Vorbefragung wurde auch abgefragt wie die Politiker auf einer Skala von -2 bis +2 bewertet werden. Dabei schnitt entsprechend der Wahlabsicht der Teilnehmerschaft am besten Alice Weidel mit einem Durchschnittswert von 0,32 ab, knapp gefolgt von Christian Lindner (0,18). Abgeschlagen und deutlich negativ bewertet wurden Katrin Göring-Eckardt (0,91) sowie Katja Kipping mit einem Wert von 0,93. Als Debattensieger wurde Christian Lindner mit 38,8 Prozent erwartet, knapp vor Alive Weidel mit 34,4 Prozent. Immerhin 18,6 Prozent der Teilnehmer erwarteten keinen klaren Sieger.

Welche Themen sind für die Zuschauer am wichtigsten? Nach der Vorbefragung lag dabei die Flüchtlings- und Asylpolitik mit 45,2 Prozent deutlich vor allen anderen Themen. Auf den Plätzen folgten Innere Sicherheit; Kriminalität und Terrorismus (17,7%), Soziale Gerechtigkeit (11,6%) und Bildung (7,5 %).

Innere Sicherheit, Flüchtlinge und Rente – Die Themen der Debatte

Das Debat-O-Meter wurde von Informatikern und Politikwissenschaftlern der Universität Freiburg entwickelt. Mit ihm kann man über die Tasten des Smartphones, des Tablets oder des Computers mit „doppel-plus“, „plus“, „minus“ und „doppel-minus“ jederzeit während Diskussion eine Einschätzung der Kandidaten abgeben. Die Wissenschaftler sammeln die von den zahlreichen Teilnehmern aus ganz Deutschland eingehenden Bewertungen ein und können so auf die Sekunde genau feststellen, wie die Diskussion im Land wahrgenommen wird. Damit sind die Zuschauer direkt bei der Debatte dabei. Die Eingaben werden für die Auswertung auf die Bevölkerung im Wahlalter nach Alter, Geschlecht, Bildung und Region gewichtet.

Insgesamt wurden knapp 600.000 Bewertungen von den TV-Zuschauern abgegeben. Dabei erhielt Alice Weidel am meisten Zustimmung über die 90-minütige Debatte hinweg. Auch Christian Lindner wurde insgesamt positiv bewertet, wohingegen Katrin Göring-Eckardt negativ wahrgenommen wurde. Katja Kipping landete auf dem letzten Platz in der Echtzeitbewertung.

Sat.1 hat über ein Marktforschungsinstitut die zehn Themen ermittelt, welche die Bundesbürger am meisten bewegen. Bei den Themen selbst gab es keine großen Überraschungen. Die Sat.1 Zuschauer haben mit dem Debat-O-Meter die Spitzenkandidaten bei den verschiedenen Themenblöcken unterschiedlich gesehen.

Beim Diskussionsthema zur Asyl- und Flüchtlingspolitik, dem wichtigsten Thema des Abends, wurde Christian Lindner am positivsten bewertet (1,0). Auch Alice Weidel konnte die Teilnehmer überzeugen, wohingegen Katja Kippings und Katrin Göring-Eckardts Aussagen abgelehnt wurden.

FDP-Frontmann ging auch im Themenfeld Innere Sicherheit als Sieger hervor. Alice Weidel wurde leicht negativ bewertet, Katja Kippings und Katrin Göring-Eckardts Ausführungen klar zurückgewiesen.

Tops und Flops

Was waren die Tops und Flops während der Debatte? Das Debat-O-Meter kann genau anzeigen, bei welchen Aussagen die Zuschauer besonders zustimmen oder ablehnen.

Der beste Wert für Katja Kipping war beim Thema Arbeitsplätze, während ihr schlechtester Wert beim Thema Innerer Sicherheit/Terror zu beobachten war.

Ein gleiches Muster zeigt sich auch für Katrin Göring-Eckardt. Der beste Wert war im Diskussionsfeld zur Arbeitsmarktpolitik festzustellen, während ihr schlechtester Wert beim Thema Innerer Sicherheit/Terror zu vermerken war.

Christian Lindner konnte im Themenfeld Flüchtlingspolitik überzeigen, während sein schlechtester Wert beim Themenbereich Zuwanderung zu verzeichnen war.

Der beste Wert für Alice Weidel war in der Diskussion um konsequente Abschiebungen, während ihr schlechtester Wert beim Thema Flüchtlingspolitik zu beobachten war.

Gewinner und Verlierer

Wer hat die Debatte gewonnen? Von den im Anschluss an die Debatte befragten 2200 Zuschauern (Stand: 1:06 Uhr, ungewichtet), sahen 39,5 Prozent Christian Lindner vorne. Auf Platz 2 wurde Alice Weidel (30,6 Prozent) gewählt, während Katrin Göring-Eckardt mit 11,1 Prozent noch hinter Katja Kipping (11,8 Prozent) abgeschlagen waren. Lediglich 7,1 Prozent sahen keinen Gewinner in der Debatte zwischen den vier Spitzenkandidaten.

Von besonderem Interesse sind die Unentschlossenen. Wie haben diese Zuschauer die Spitzenpolitiker im verbalen Schlagabtausch bewertet? Innerhalb dieser Gruppe war die Reihung der wahrgenommenen Gewinner wie folgt: Christian Lindner (33,3%), Alice Weidel (31,4%), Katja Kipping (14,7%), Katrin Göring-Eckardt (10,8%). Keinen Sieger sahen 9,8%.

Im Anschluss an die Debatte wurde zudem gefragt, wie glaubwürdig, sympathisch und kompetent die Spitzenkandidaten der kleinen Parteien waren. Von den Zuschauern wurde Christian Lindner am glaubwürdigsten bewertet, gefolgt von Alice Weidel, Katrin Göring Eckardt und am Ende steht Katja Kipping.

Bei der Sympathiefrage zeigte sich die gleiche Reihung. Politisch am kompetentesten wurde ebenfalls Christian Lindner eingestuft. Alice Weidel, Katrin Göring Eckardt und auch Katja Kipping wurden in dieser Reihenfolge allesamt negativ bewertet.

 
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