
Italien ist ein faszinierendes Land. Das fängt schon mit der Nationalhymne an. Man kann sie viel lauter, viel inbrünstiger brüllen als die unsrige. Aber das nur nebenbei. Auch die Sprache klingt wie Musik. Und dann muss die Rede natürlich von der Lebensart sein. Von diesem mit nichts zu vergleichendem Dolce Vita.
Ein Film von Federico Fellini hieß so, seitdem nennt sich jeder deutsche Laden, der was auf sich hält, Dolce Vita, ohne je an die Lässigkeit und Coolness heranzureichen, die Anita Ekberg und Marcello Mastroianni beim Bad im Trevi-Brunnen verkörperten.
Das Prinzip Dolce Vita perfektioniert
Der Deutsche wirkt immer peinlich bemüht, wenn er sich italienisch zu geben versucht. Nicht so die Deutsche Post. Sie hat das Prinzip des Dolce Vita perfektioniert, sie weiß, was es heißt, sich ein süßes Leben zu machen. Seit Jahren schließt sie ein Postamt nach dem nächsten. Arbeiten? Ist was für Spießer. Pakete trägt man hierzulande in den Supermarkt, Briefmarken gibt es beim Bäcker, und seine Geldgeschäfte erledigt man im Lottoladen.
Noch die kleinste Post am Gardasee bietet größtmöglichen Service
Hier könnte der Italiener noch was lernen. Der hockt in der kleinsten Post am Gardasee zu viert hinterm Schalter und empfängt zum Servizi. Der Deutsche guckt verdutzt, weil er so viel personelle Wucht von seiner Post nicht mehr gewöhnt ist. Mamma mia, wie erklärt man das daheim? Vielleicht damit, dass die Ressourcen der Poste Italiane doch nicht ganz so grande verteilt sind.
In der Benediktinerabtei Münsterschwarzach kam vor nicht allzu langer Zeit eine Ansichtskarte aus Sant'Anselmo an – mit besten Grüßen aus Rom und beklebt mit einer 20-Lire-Briefmarke. Die Karte trug die Postleitzahl 8711 und den Poststempel 20. April 1969.