Post aus Rom kann dauern: Diese Erfahrungen hat gerade die Benediktinerabtei Münsterschwarzach gemacht. Eine Postkarte aus Sant'Anselmo, dem internationalen Studienhaus des Ordens, brauchte mehr als 51 Jahre, um an ihr Ziel zu gelangen, wie das Kloster am Donnerstag auf seiner Homepage berichtete. Die Grüße wurden demnach in Rom am 20. April 1969 aufgegeben. Vergangene Woche kamen sie an. Als Grund nennt die Post eine unkorrekte Anschrift. Auf der Postkarte ist noch die alte Postleitzahl angegeben: West-8711. Nach der Wiedervereinigung wurde daraus 97359.
Wo die mit zwei 20-Lire-Marken frankierte Postkarte an das Noviziat in Münsterschwarzach genau feststeckte, weiß man in der Abtei nicht, wie Sprecherin Julia Martin auf Anfrage sagte. Man vermute, dass es in Italien gewesen sei. Von den aus Sant'Anselmo grüßenden Mönchen aus dem Jahr 1969 seien auch nicht mehr alle im Kloster.
Zwei von ihnen leben noch dort. Der eine ist allerdings auf der Krankenstation und Pater Anselm Grün übers lange Wochenende unterwegs, informierte Martin. Dieser habe damals in Rom studiert und erinnere sich "vage an die Situation". Spannend sei diese ungewöhnliche Post auf jeden Fall. "Wir hoffen, dass die Frau sich meldet", sagte die Pressesprecherin.
Wer war die Unterzeichnerin der Postkarte?
Natürlich sei nach so langer Zeit fraglich, ob die Unterzeichnerin der Karte noch lebt. Im Text heißt es: "Mit dem Amt in Sant'Anselmo endet heute der Rom-Besuch der Beuroner Oblaten, insgesamt 120 Teilnehmer." Spannendes Detail: Die Beuroner Oblaten sind Menschen, die in engem Kontakt zum Kloster Beuron (Baden-Württemberg) stehen und teilweise nach den Regeln des Heiligen Benedikt leben, ohne jedoch Teil der Erzabtei St. Martin zu Beuron zu sein.
Allerdings gehören die Münsterschwarzacher zur Erzabtei St. Ottilien. Darum sei es, so Pressesprecherin Julia Martin, durchaus verwunderlich, dass eine Beuroner Oblatin eine Postkarte an die Benediktiner in Münsterschwarzach geschickt habe. Man wolle auf jeden Fall versuchen, mehr darüber herauszufinden.