Zur Illustration im Bild eine aktuelle Zuschrift an den Leseranwalt, der weiterhin
Leseranwalt ist, auch als Rentner. Pensionist ist er nicht. Foto: Sahlender
Leserbrief-Autoren in der Tageszeitung beanspruchen erhöhte Aufmerksamkeit. Sie sind besonders engagiert und nie schreibfaul. Ihre Bedeutung habe ich am 27. Juli in der Zeitung gewürdigt (Leserbriefe gehören zum Kampf der Meinungen und sind Lebenselixier einer Demokratie und der Zeitung). Das ist online als "Ein Lebenselement - Die Leserbriefschreiber" schon zuvor erschienen und dort etwas ausführlicher nachzulesen.
Die Sprache der Stammtische
Nachfassen muss ich dennoch. Stand doch in der kürzeren Zeitungs-Fassung so nebenbei:"Anders als im kleinen Kreis von Stammtischen, will der Sprachgebrauch in Zeitungen wohl überlegt sein".
Dadurch sieht nun ein Leser die Stammtische angegriffen. Ich werde mich aber hüten, diese bodenständige Demokratie-Erscheinung generell zu attackieren. Auf mainpost.de ist zu erkennen, dass sie zur demokratischen Meinungsauseinandersetzung gehört. Die Sprache fällt dort zuweilen halt so aus, wie man sie in einer seriösen Tageszeitung nicht schätzt. Selbst in ihren Foren des Internets gibt es bei mainpost.de klare Regelungen für Kommentierungen. Es ist eben nicht nur zu beachten, wie man was sagt. Das Wo spielt auch eine Rolle.
"Tiefrot und linkslastig"
Ein anderer Kritiker reagierte auf den Beitrag vom 27.7. indem er gegen einen "tiefroten, linkslastigen" Leserbrief zu Felde zog. Der hätte nicht erscheinen dürfen, schreibt er. Zwischen meinen Zeilen meint er aus dem Text herausgelesen zu haben, dass Leserbriefe gefiltert werden. Die Erfahrung sagt mir, dass es unmöglich ist, jemanden daran zu hindern, etwas zu herauszulesen, was zwar nicht geschrieben steht, wenn der Leser genau das erkannt haben will. Mir bleibt nur erneut festzuhalten, dass nicht manipuliert wird: Es erscheinen auch die Leserbriefe, die nicht der Meinung der zuständigen Redaktion entsprechen! Aber nichts geht mehr, wenn Regeln einer Meinungsauseinandersetzung oder Gesetze verletzt werden. Das war beim reklamierten Brief nicht der Fall. Ich hätte diesen Brief gewiss hier verlinkt. Aber der Autor hat keine Online-Veröffentlichung gewünscht.
Keine Unterstützung einer Meinung oder Person
Mit einem Satz zielt der Kritiker dieses Briefes daneben:
"Tiefrote Personen noch medial zu unterstützen ist sehr fragwürdig."
Falsch! Die Veröffentlichung von Leserbriefen zeigt den Respekt der Redaktion vor der Meinungsfreiheit, ist aber nicht als redaktionelle Unterstützung einer Meinung oder Person gedacht. Das gilt gleichermaßen für Meinungsäußerungen in den Foren von mainpost.de.
"Kürzungsabteilung Redaktion"
Ein sehr sprachbewusster Leserbriefschreiber hat mich ausführlich schriftlich wissen lassen, dass er längst nichts mehr zur Veröffentlichung einsende. Er hat die Redaktion in der harmlosesten seiner Beschimpfungen als
"Kürzungs- und Verschlimmbesserungsabteilung"
bezeichnet. Ein, zwei ihrer „empfindungslosen“ Änderungen hätten in kurzen Texten den Sinn entstellt. Da sind alle Leserbriefschreiberinnen und -schreiber grundsätzlich empfindlich. Sie haben es nicht gerne, wenn an ihren manchmal mühsam ausgefeilten Texten etwas verändert wird. Dann gelangen sie leicht zu der Auffassung, dass damit ihre Meinung nicht mehr richtig wiedergegeben ist. Oft lassen sich unterschiedliche Anschauungen in Gesprächen mit der Redaktion aber zusammenführen.
Damit ist ein Problem bezeichnet, das unter mainpost.de nicht auftreten kann. Hier gibt es keine Platzprobleme. Die Leserbriefe, die für die Zeitung eingesandt werden, erscheinen in voller Länge. Es sei denn, der Autor hat das ausdrücklich untersagt.
Nicht aufgeben
Ich habe dem frustrierten Mann empfohlen, es wieder mit Leserbriefen zu versuchen. Wenn er dann meint, eine Entstellung zu erkennen, bin ich bereit, das mit ihm zu überprüfen. Die Redaktion bleibt jedenfalls bemüht, für die Zeitung zu lange Briefe selbst nur gering zu kürzen und lediglich klar als fehlerhaft erkennbare Passagen zu verbessern.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Ist er ******, dass er kein Pensionist ist, sondern "nur" Rentner und (deshalb?) noch zuverdienen muß? Denn wie wir doch alle zu wissen glauben, schwimmt ein Pensionist im Geld (das er nebenbei bemerkt voll versteuern darf), während ein Rentner am Hungertuch nagt und auch jenseits der 65 bzw. 67 noch arbeiten muss. Wie gesagt: 'Ich versteh's nicht!!
Übrigens: Die Jahrgänge, denen er (und - da oute ich mich mal - auch ich) angehört hatten relativ einfach "Zugriff" auf Beamtenjobs, allerdings in den ersten Jahren mit gewaltigen Verdienstnachteilen gegenüber der "freien Wirtschaft". Diese finanziellen Nachteile wurden erst Anfang der 70er Jahre durch eine 10%ige Gehaltserhöfung etwas ausgeglichen.