Sie war monatelang minutiös vorbereitet. Nur so konnte die Redaktion eine arbeitsintensive und demokratisch bedeutsame Woche zuverlässig für ihre Leserschaft und Nutzer hinter sich bringen. Deren bisheriges Ergebnis: Eine reich bebilderte und grafisch stark aufgearbeitete, umfassende und vielfältige Berichterstattung, samt Kommentierungen zur bayerischen Landtagswahl in Mainfranken. Dazu wurden auch die unterfränkischen Bezirkstags-Ergebnisse gut gespiegelt. Das gab Lob aus der Leserschaft, dem ich mich anschließe. Transparenz auch für diese journalistische Arbeit ist wichtig: Deshalb die folgenden Erklärungen.
Kleine Zeitfenster
Über Konzepte für Vorberichte während der Wahlkampfzeit habe ich hier schon geschrieben. Aber gerade das, was am Sonntag nach Schließung der Wahllokale und in Tagen danach folgte, das hat sich nicht aus dem Ärmel schütteln lassen. Die Zeitfenster, in denen man die Leserschaft schnellstmöglich und umfassend mit aktuellen Zahlen versorgte und am Ende mit amtlichen Ergebnissen, die waren klein. Viele Redaktionsmitglieder waren freilich bis weit über Mitternacht hinaus gefordert, um aktuellste Ergebnisse zu erfassen und zunächst digital zu verbreiten. Deshalb galt es für die nächste "Schicht" schon frühmorgens für deren Fortschreibungen anzutreten. Es ging heiß her: Zwischendurch ernährte man sich mit heißen Würstchen, traditionell als "Wahlwürste" bezeichnet.
Ostern ging es los
Eine Arbeitsgruppe startete bereits Ostern mit Vorbereitungen und Planungen. Zwei Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden danach geschult, um die Wahl bewältigen zu können. Sie wurden mit Arbeitsabläufen und Techniken, wie der eigenen Wahldatenbank (siehe wahl.mainpost.de) vertraut gemacht. Dort lässt sich noch immer alles abrufen, man erhält einen Gesamtüberblick.
Dorthin sind die Ergebnisse aus 4700 Wahlurnen und Briefwahlbezirken im Verbreitungsgebiet geflossen. Daraus wiederum entstanden für den Landtag 35 Ergebnis-Tabellen mit Erst- und Zweitstimmen für jene sieben Parteien, denen schon Umfragen den größten Erfolg eingeräumt hatten (Siehe Beispiel in Kopie). Die erschienen in den Lokalausgaben der Zeitung für alle Wahllokale zwischen Rhön und Taubertal, Spessart und Steigerwald. Sie erstreckten sich mit ihren Zahlen und Daten oft auf eine halbe Zeitungsseite. 30 vorbereitete Balken- und Tortengrafiken, aktuell bestückt mit der Stimmverteilung auf Parteien und Kandidaten auf 49 Portraits rundeten die Berichterstattung optisch ab.
Demokratisches Ausrufezeichen
Der stets topaktuelle digitale Liveticker auf mainpost.de verdient besondere Erwähnung. Er registrierte in 24 Stunden 27.000 Zugriffe und in Tagen danach noch mehr als 5000. Dieses Interesse ist nicht alltäglich und durchaus auch als demokratisches Ausrufezeichen zu bewerten. Das sorgt dann für journalistsche Zufriedenheit in den Redaktionen, in denen man stets einen postitiven Reiz ausmachen kann, wenn es um die Bewältigung von Wahlen geht. Und es geht ja noch weiter, wenn man die nun folgenden Analysen und Konsequenzen in den Parteien bedenkt. Auch die Berichte darüber haben, digital gemessen, ungewöhnlich hohe Nutzungswerte.
Ein "Nochbesser" gibt es immer
Leserkritik gab es freilich auch, dafür, dass auf der Zeitungssonderseite („Was wollen Parteien?“) am Samstag, dem letzten Tag vor der Wahl, nur sieben Parteien inhaltlich vorgestellt gewesen sind, jene, die (siehe Umfragen) Chancen hatten, im Landtag vertreten zu sein (siehe Seitenkopie unten). Acht weitere Parteien, zuvor allesamt vor allem in den Lokalausgaben dargestellt, blieben am letzten Tag in der gedruckten Gesamtausgabe außen vor. Das ist eine Crux für Zeitungsmacher, die es schon immer gegeben hat. Das zeigt eine Presseratsentscheidung aus dem Jahr 1987, zu Parteien und Wahlberichterstattung (Akt.-Z.: B 5/87). Darüber, das verstehe ich, kann man sich ärgern. Immer gibt es ein „Nochbesser“. Doch für Gesamtbetrachtungen von 15 gemeldeten Parteien in der letzten Gesamtausgabe der Zeitung wurde eine platzgreifende Unübersichtlichkeit befürchtet. Dass das Wähler entscheidend beeinflusst hat, halte ich für unwahrscheinlich.
Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch: www.vdmo.de