LESERANWALT
Gute und schlechte Nachrichten: Eine Frage der Perspektive
Es gibt Nachrichten und Geschichten, über deren mediale Darstellung man zweifellos streiten kann. Oft gibt es darüber schon vorher Diskussionen in Redaktionen und nachher Kritik aus der Leserschaft. Hier schreibe hier über ein prägnantes Beispiel.
Und sie bezieht sich auf den Hinweis, dass der Motivationstrainer Jürgen Höller zurück ist im Geschäft, ebenfalls nach Verbüßung einer Haftstrafe. Zu der war er, wie man lesen kann, schon 2003 unter anderem wegen Untreue und vorsätzlichem Bankrott verurteilt worden. Im Inneren der Zeitung werde Höller dann mit dem Beitrag "Zurück auf großer Bühne" noch „hochstilisiert“, obwohl er viele Handwerker um ihr Geld gebracht habe.
Streiten kann man darüber, ob er in der Zeitung vom 9.8. „D a s Thema" sein musste. Zumindest war er d a s einmalige Thema, das es nicht jeden Tag gibt, so wie Flüchtlingspolitik, Brexit oder Terror.
Ich wünsche der Frau und allen Redaktionen freilich überwiegend gute Nachrichten, mit denen Medien mehr Erfolg haben. Darüber habe ich das letzte Mal geschrieben. Allerdings ist das Gute manches Mal eine Frage der Perspektive. So wird es Leser geben, die es positiv finden, was sie über Hoeneß und Höller gelesen haben. Siehe auch im Bild die Meinung vom 9.8. "Der Einwurf/Diese Rückkehr ist gut".
Der Brechreiz einer Leserin
Zwei Beiträge auf der Titelseite der Zeitung vom 9. August würden ihr „Brechreiz verursachen“, hat eine Leserin schon tags darauf in die Redaktion gemailt. Sie gesteht, dass sie dabei nicht frei von Emotionen ist. Sie kritisiert das große Bild von Uli Hoeneß, unter dem man erfährt, dass der nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und Verbüßung der Haftstrafe wieder Präsident des FC Bayern München werden will.Und sie bezieht sich auf den Hinweis, dass der Motivationstrainer Jürgen Höller zurück ist im Geschäft, ebenfalls nach Verbüßung einer Haftstrafe. Zu der war er, wie man lesen kann, schon 2003 unter anderem wegen Untreue und vorsätzlichem Bankrott verurteilt worden. Im Inneren der Zeitung werde Höller dann mit dem Beitrag "Zurück auf großer Bühne" noch „hochstilisiert“, obwohl er viele Handwerker um ihr Geld gebracht habe.
Daran kommt kein Medium vorbei
Ich wiederhole nicht die drastischen Begriffe, welche die Leserin für die, wie sie schreibt, „zwielichtigen Gestalten“, noch eingesetzt hat. Ihre Frage, ob die AfD angesichts solcher Beiträge mit „Lügenpresse“ Recht hat, habe ich in meiner Antwort an sie verneint. Denn es wird nichts verschwiegen, auch nicht die Vorstrafen. Dass Hoeneß an die Spitze des FC Bayern München zurückkehren will, ist von öffentlichem Interesse. An der Nachricht kommt kein Medium vorbei. Gerade wegen Hoeneß'-Vorgeschichte gewinnt sie noch an Bedeutung.Platzierung auf dem Titel war nicht nötig
Ja, aus moralischen Gründen hätte man auf die zusätzliche Hervorhebung durch die Platzierung auf den Titel verzichten können. Andererseits kann auch die Jugend, für die beide Personen ihrer Straftaten wegen kein Vorbild sein sollten, wird alles selbst gut einschätzen können, so sie den Beitrag liest.War es "Das Thema"?
Einschätzen kann man auch Jürgen Höller. Dessen Lebensweg, der durch die Justizvollzuganstalt führte, ist ganzseitig beschrieben. Jeder kann sich aus den Informationen selbst ein Urteil bilden. Das gilt auch für die Bemühungen, zu zeigen, dass er gleichsam vom Saulus zum Paulus geworden ist.Streiten kann man darüber, ob er in der Zeitung vom 9.8. „D a s Thema" sein musste. Zumindest war er d a s einmalige Thema, das es nicht jeden Tag gibt, so wie Flüchtlingspolitik, Brexit oder Terror.
Auch Abgründe sind Nachrichten
Die Leserin jedenfalls fragt, auf „welch bodenlosem Niveau“ diese Zeitung, die sie seit mehr als 20 Jahren beziehe, angekommen ist. Ich antworte, dass auf dem Boden, auf dem Journalisten ernten müssen, nicht nur das wächst, was zum Vorbild taugt. Selbst Abgründe sind Nachrichten.Ich wünsche der Frau und allen Redaktionen freilich überwiegend gute Nachrichten, mit denen Medien mehr Erfolg haben. Darüber habe ich das letzte Mal geschrieben. Allerdings ist das Gute manches Mal eine Frage der Perspektive. So wird es Leser geben, die es positiv finden, was sie über Hoeneß und Höller gelesen haben. Siehe auch im Bild die Meinung vom 9.8. "Der Einwurf/Diese Rückkehr ist gut".
Anton Sahlender, Leseranwalt
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Schönen Abend
P.S.: Beim Grinsköpfchen klemmt meine Tastatur leider immer noch...
Anton Sahlender, Leseranwalt