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LESERANWALT
Eine Zeitung für Menschen, die noch an das Gute glauben
Das Ochsenfurter Adventsgässle lockte Tausende Besucher an. Und es gab nachdenkliche Menschen ...
Foto: Uschi Merten | Das Ochsenfurter Adventsgässle lockte Tausende Besucher an. Und es gab nachdenkliche Menschen ...
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:49 Uhr
Auf dem Weihnachtsmarkt haben wir uns über die ganze Welt, über Kriege, Attentate, Bomben, arme Kinder unterhalten und darüber was sonst Schlimmes passiert. Zeitungsleser Peter S. aus Ochsenfurt hat mir das vor mehr als einer Woche geschrieben, weil er sieht, dass über alles das die Medien tapfer berichten, so auch die Main-Post.
Er hat deshalb einen Wunsch (Peter S.: „wird man nie erfüllen“): Einmal im Viertel- oder Halbjahr eine ganze Zeitung, in der nur positive Berichte stehen, also kein Toter, keine Bomben, keine Hungersnot, kein Krieg und kein Weltuntergang.
Er fügt hinzu: „Es gibt so viele positive Dinge, lokal, regional und überall in der Welt, da könnte man sicher einmal eine Zeitung füllen. Auf der Titelseite sollte die Überschrift stehen: ‚Heute eine Zeitung für Menschen, die noch an das Gute glauben’“.
Einen solchen Wunsch verbreite ich gerne, samt Schlagzeile, ich tue das für die Leserschaft, für die Redaktion, eigentlich gleich als Verpflichtung für die ganze Welt.
Stellen wir uns also vor, dass die Redaktion für eine positive Zeitung das Gute sammelt, zumindest das, was sie dafür hält: Wohltaten für Bedürftige, Portraits netter Menschen, schöne Dinge aus dem Alltag (Essen, Trinken, Wohnen, Begegnungen, Unterhaltung), dazu die Politik, die genau das bewahrt, die also sozial und menschlich ist, weil sie Armut beseitigt und weil sie Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit sichert. Und dazu noch alles das, was ich hier vergessen habe.
Glauben wir daran, dass Redakteure auch bei der Auswahl guter Politik eine glückliche Hand haben und fündig werden. Nicht nur für diese Wunsch-Ausgabe.
Zweifel lassen sich bei dieser Vorstellung nicht ganz vertreiben. Außerdem schwebt über Redaktionen noch bedrohlich eine journalistische Grundangst: Ausgerechnet, kurz vor Redaktionsschluss, könnte Schreckliches passieren. Das wäre fatal, selbst wenn es noch kein Weltuntergang ist. Alle Medien, weltweit, würden berichten, nicht aber die eigene positive Zeitung.
Dort erschiene das Schreckliche erst zwei Tage darauf. Und dann wäre es auch noch umgeben von sämtlichen zuvor zurückgehaltenen schlimmen Nachrichten. Ein zu hoher Preis für das Gute?
Alles das Unerfreuliche dann in dieser der positiven folgenden negativen Ausgabe noch so zu vermitteln, dass für niemanden eine Welt untergehen muss, bleibt eine Herausforderung. Die gibt es länger als Zeitungen oder Journalisten.
Und eine positive Zeitung bleibt alleingelassen. Vielleicht im vorigen Jahrhundert hätte sie noch für einen Tag von einer heilen Welt träumen lassen. Heute ist es kaum mehr möglich, nur eine Stunde der grauen Wirklichkeit zu entfliehen. Nachrichten und Botschaften ereilen wohl selbst eingeschworene Zeitungsleser allüberall.
Bleiben wir aber beim Guten, das zu oft erst durch Schlechtes sichtbar wird. Gut ist es deshalb, zu jenen starken Menschen zu gehören, die Herr Peter S. mit einer Wunsch-Schlagzeile auf dem Titel anspricht. Ich meine, die sollten ihre Stärke möglichst oft mit anderen teilen. Nicht nur auf Weihnachtsmärkten.
Gut ist es natürlich auch, wenn Sie der Redaktion Hinweise für positive Veröffentlichungen geben. Das wird auch sie stärken. Und dafür danke ich nun Peter S..
Und der letzte Satz sollte nicht nur für Weihnachten taugen: Wer fest an das Gute glaubt, dem sollte das keine Zeitung und keine Nachrichtenlage nehmen können. Ich wünsche es Ihnen allen und Peter S.. 

Ja, Inhalte von Zeitungen sind immer wieder Thema gewesen. Hier eine andere Betrachtung.
Aus dem Jahre 2008: Ein Leser und seine Frau wünschen sich gute Nachrichten

Anton Sahlender, Leseranwalt
 
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