Fassungslosigkeit. Entsetzen. Wut. Ohnmacht. Trauer. Die Gefühle fahren Achterbahn. Und unser Verstand tut sich schwer damit, dass wir nicht vor einer Kinoleinwand sitzen, sondern gerade leibhaftige Zeugen einer unfassbaren Wirklichkeit sind: Erst die Axt-Attacke am Montagabend in Würzburg. Jetzt die Schießerei mit neun Toten und mindestens 16 Verletzten in München. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner. Zu seinen Motiven ist noch nichts bekannt. Er soll sich nach seinem Amoklauf in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums (OEZ) erschossen haben.
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- Zusammenfassung der Geschehnisse in München
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten in diesen Stunden den Opfern. Menschen, die sich an einem herrlichen Sommertag zufällig vor einem Einkaufszentrum aufhielten. Deren Leben von einer auf die andere Sekunde durch einen Kugelhagel jäh zerstört wurde.
In Würzburg wie in München waren unbeteiligte Zivilisten das Angriffsziel der Täter. Das ruft zwangsläufig ein starkes Gefühl des Unbehagens in wohl jedem von uns hervor. Denn uns wird in solchen Momenten schmerzlich bewusst, dass es jeden von uns hätte treffen können. Am Montag im Zug und am Freitagabend vor dem Einkaufszentrum. Wir müssen uns eingestehen, dass Deutschland keine Insel ist, die Schutz vor Krisen und Katastrophen bietet. Dass sie an unseren Landesgrenzen nicht Halt machen. Das verunsichert. Und macht Angst.
Wir alle fühlen uns verwundet – im Herzen und in der Seele. Dennoch: Auch wenn es wie eine hohle Phrase klingt, die nach schockierenden Bluttaten scheinbar reflexartig verbreitet wird: Wir dürfen es nicht zulassen, dass Terror und Gewalt unser Leben bestimmen. Die Axthiebe von Würzburg und die Schüsse von München, so sehr sie uns im Mark erschüttert haben, dürfen nicht dazu führen, unser freies Leben einzuschränken.
Das Verhalten der Norweger 2011 nach der fürchterlichen Attacke von Anders Breivik kann uns allen als Vorbild dienen. „Noch sind wir geschockt, aber wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit". So lautete die zentrale Botschaft des damaligen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg unmittelbar nach der Tat. „Letztlich kann man sich nicht anders verhalten“, sagt der Soziologe Harald Welzer im Interview mit der „Zeit“. „Nämlich zu sagen, es ist passiert, aber es stellt unsere gesellschaftliche Ordnung nicht grundsätzlich in Frage. Aber diese Haltung ist schwer durchzuhalten, wenn jeden Tag irgendwo etwas passiert.“
Sogar die iranische Regierung hat schneller Ihr Beileid ausgedrückt als die Frau Merkel. Merkt Ihr was?