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Berlin
Kommentar: Von einer modernen Wehrpflicht profitieren viele
Seitdem es Krieg in der Ukraine gibt, wird wieder verstärkt über eine Wehrpflicht in Deutschland diskutiert. Ihre Aussetzung war ein Riesenfehler, findet unser Autor.
Bundeswehr       -  Eine Bundeswehrsoldatin mit ihren Kameraden in Litauen. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht muss die Truppe mehr denn je um Personal kämpfen.
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa | Eine Bundeswehrsoldatin mit ihren Kameraden in Litauen. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht muss die Truppe mehr denn je um Personal kämpfen.
Stefan Lange (51) ist neuer Leiter des Hauptstadtbüros unserer Zeitung. Zuvor arbeitete er als Teamleiter Politik im Berliner Büro von Dow Jones Newswires und dem Wall Street Journal. Lange ist seit 2001 in Berlin und hat dort unter anderem bei verschiedenen Nachrichtenagenturen gearbeitet. Davor war der gebürtige Friese zwölf Jahre lang als Volontär und Redakteur bei einer Tageszeitung in Jever beschäftigt.
Stefan Lange
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:45 Uhr

Die Debatte über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht wurde – das wird gerade vergessen – schon vor dem Krieg in der Ukraine geführt. Die Wehrbeauftragte Eva Högl hat das Thema im Sommer 2020 aufgebracht, sie bezeichnete die Aussetzung zu Recht als Riesenfehler. Die erneute Diskussion ist also nur vordergründig eine, die mit dem Kriegsgeschehen zu tun hat, und sie sollte ohne Emotionen losgelöst davon geführt werden. Geführt werden aber sollte sie, und zwar mit dem Ziel, die Wehrpflicht wieder aufleben zu lassen.

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Die grundsätzliche Verpflichtung zum Dienst hat der Bundeswehr gutgetan. Es kamen durch den sachten Druck Menschen zur Truppe, die ihr heute fernbleiben. Bis zum Juli 2011 war die deutsche Armee deshalb ein lebendiges Abbild, ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Weitgehend ohne Frauen zwar, aber dieser Fehler ließe sich leicht korrigieren. Ohnehin dürfte die Wehrpflicht von damals nicht eins zu eins auf heute übertragen werden. Ausnahmen müssen möglich sein, allerdings ohne das quälende Verfahren, das Kriegsdienstverweigerer damals über sich ergehen lassen mussten.

Viele haben von der Wehrpflicht profitiert

Die Wehrpflicht hat auch vielen jungen Menschen (Männern) gutgetan. Für die einen war sie die Chance, sich nach bestandener Ausbildung eventuell noch einmal beruflich neu aufstellen zu können. Vielen Abiturienten war der Wehr- oder der Ersatzdienst eine willkommene Möglichkeit, im richtigen Leben anzukommen, von der Theorie in die Praxis zu wechseln und den Studienwunsch noch mal zu überprüfen.

Von einer modernisierten Wehrpflicht könnten also viele profitieren. Schaden würde sie niemandem.

 
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  • lawyer007
    Eine allgemeine Wehrpflicht würde dazu beitragen, in der Breite der Bevölkerung waffentechnische und militärstrategische Kenntnisse zu verankern und dies wäre gut! Keiner sollte nach diesem Angriffskrieg Putins noch so naiv sein zu glauben, dass für uns Deutsche nie die Zeit kommen wird, dass wir unser Land mit der Waffe in der Hand verteidigen müssen. Das kann früher nötig werden, als uns lieb ist. Diese Waffen sollten dann möglichst viele von uns auch bedienen können, je mehr unterschiedliche Systeme, desto besser!
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  • FischersFritz
    Soso … eine Wehrpflicht führt dazu, „in der Breite der Bevölkerung waffentechnische und militärstrategische Kenntnisse zu verankern“.

    Im Ernst jetzt?

    Die Waffensysteme der Gegenwart erfordern Profis – und keine angelernten Hilfskräfte. Die Zeiten, in denen Kriege „Mann gegen Mann“ geführt wurden und man mit einem Gewehr noch irgendetwas ausrichten konnte, sind vorbei.
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  • Blum66
    Laywer007. Ich war bei der Bundeswehr als Wehrpflichtiger. Ich würde aber nie für eine Regierung einen Finger krumm machen bei der jeder und alles wichtiger ist als der eigene Bürger. Das sieht man aktuell doch wieder. Auch die Regierung davor zählte dazu.
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  • matthiasr
    Sehr gut!
    Danke!
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  • FischersFritz
    Werter Herr Lange,

    Die Debatte über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht geht am Kern der Problematik, an der unsere Bundewehr scheitert, leider meilenweit vorbei.

    Wir sollten aus meiner Sicht zunächst die Ziele und Aufgaben der Bundeswehr neu definieren, die Szenarien für mögliche Einsatze und die Rolle der Bundeswehr im Militärbündnis der Nato. Das setzt natürlich voraus, dass es so etwas wie eine politische Strategie der Bundesrepublik Deutschland im Hinblick auf eine mögliche Beteiligung an militärischen Konflikten in und außerhalb Europas gibt – und mir scheint, darüber müsste man sich auch ganz dringend unterhalten.

    Und wir sollten uns die Frage stellen, wie wir es schaffen, seit mehr als zwei Jahrzenten(!) Jahr für Jahr(!) irgendetwas um die 40 Milliarden(!) Euro an Militärausgaben rauszuhauen – und dabei nicht mehr entstehen zu lassen als eine mehr oder weniger handlungsunfähige Alibi-Truppe.

    Im Augenblick lenkt diese Diskussion nur vom Wesentlichen ab.
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  • Zeeder
    durfte er an Auslandseinsätzen nicht teilnehmen, es sei denn, er hätte den Wehrdienst freiwillig verlängert.
    Zwei Gedanken noch:
    Es liegt eine andere Motivation darin, seine Heimat zu verteidigen als in Afghanistan oder Mali zu sitzen, wozu auch immer.
    Mit dem Fall der Mauer hatte die NATO keinen Auftrag mehr - all ihre Mitglieder reduzierten Personal sowie Budget - und hat welche gesucht, um ihre Existenz zu rechtfertigen: Out of area or out of business. Das galt dann auch für die BW.

    Zur Berufsfindung oder zum Berufswechsel war die Corona-Pandemie, wenn ich vielen Zeitungsberichten glauben schenken darf, wohl nützlicher als es ein Wehrdienst jemals sein könnte. Viele hatten in den Zwangspausen Zeit, zu reflektieren, ob der Beruf für sie sinnvoll ist oder ob ein Aufbruch in einen anderen erstrebenswerter ist.

    Und zu Eva Högl: Sie hat den Wehrdienst nur deshalb indirekt vermisst, weil in der Corona-Pandemie die Zivis zur Entlastung der Pflegekräfte gefehlt haben.
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  • Zeeder
    Ich weiß nicht, ob Stefan Lange gedient hat. Aber wenn ich den Artikel lese, glaube ich das nicht. Zudem ist die Argumentation dürftig. Im Wesentlichen werden nur zwei Punkte angeführt: Bundeswehr als repräsentatives Abbild der Gesellschaft. Bundeswehr als Chance, eine Beruf zu finden oder zu wechseln. Zum ersten Punkt : Schon vor über 20 Jahren war die Bundeswehr eine Freiwilligenarmee. Jeder, der nicht dorthin wollte, hat den Kriegsdienst verweigert oder war sooo krank, dass er keinen Wehrdienst leisten konnte. Aber es war zumindest theoretisch jeder eingeladen, mitzumachen. Hinzu kommt, dass die Bundeswehr auch mehrere Transformationen erlebt hat: Von einer Verteidigungsarmee über die Armee der Einheit bis zur Einsatzarmee. Der letzte Punkt dürfte bei der Aussetzung der Wehrpflicht eine Rolle gespielt haben neben der Wehrgerechtigkeit. Denn die Bundeswehr brauchte von 10 Wehrpflichtigen nur einen. Und diesem Wehrpflichtigen konnten in 9 Monaten nur Basics vermittelt werden, auch
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  • Danke für diesen Kommentar. Ich wurde vor 18 Jahren ausgemustert, hatte das damals als Erleichterung vor dem Hintergrund jugendlichem Rebellentums empfunden, wollte entsprechend auch verweigern. Heute weiß ich, dass mir diese Erfahrung sicher nicht geschadet hätte. Fakt ist heute: Ich weiß keine Waffe zu bedienen, ich wüsste nicht, wie ich potentiellen Agressoren entgegentreten könnte, um nicht nur meine Familie, mein Land und diese Demokratie zu verteidigen. Von der Grundversorgung ganz zu schweigen - im Extremfall kommt die Milch eben nicht aus dem Supermarkt und die Energie nicht mehr aus der Steckdose... Wem dieser Tage nicht die Augen geöffnet wird, der sollte vielleicht seinen Jahresurlaub in den kommenden Wochen nehmen und diesen 600 km östlich verbringen...
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  • popp.58
    -Von der Grundversorgung ganz zu scheigen-
    Da hilft vielleicht ein Urlaub auf dem Bauernhof mit aktiver Mitarbeit
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  • Dazu muss ich keinen Urlaub machen, sondern muss nur einen Stock tiefer gehen und meinem Onkel bei der Nebenerwerbslandwirtschaft helfen. Optional auch eine Haustür weiter, zum dortigen Haupterwerbslandwirt. Da ich aber in einem nichtlandwirtschaftlichen Umfeld aufgewachsen bin, fehlt mir einiges an Wissen. Um dieses zu bekommen, reicht ein Urlaub auf dem Bauernhof nicht...
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  • auser
    Unglaublicher Artikel und unglaubliche Diskussion! Wer so schreibt, kann getrost auch gleich das Wort Frieden aus dem Wortschatz strichen. Was wir brauchen ist FRIEDEN und keine Aufrüstung auch nicht verbal, medial oder mental. Kriegstreiberei für den Frieden hat noch niemandem Frieden gebracht. Woher wollen Sie wissen, was wem nicht schaden würde. So ein Unsinn!
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  • kh070656
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Eine jede Diskussion ist es wert geführt zu werden. Grundsätzlich und sicher nicht "unglaublich". Und wie die aktuellen Geschehnisse zeigen, ist Frieden nicht zwangsläufig mit Nichtmilitarisierung zu erreichen. Sie sollten Ihre Ideologie vielleicht überdenken.
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  • rasputin32
    szyslac
    Sie haben recht, derzeit geht da nichts.
    Nur waren die Deutschen nach dem Abzug der Russen - zu frieden-.
    Damals hätte man das Friedenspflänzchen weiterpflegen müssen und auch die Nato in Frage stellen müssen. - Das Beispiel Österreichs wäre noch besser gewesen-.
    Nur die Amerikaner spielten da nicht mit, sie wollen Rußland auf einer Stufe wie Kuba sehen.
    Alles was Rußland macht, und jetzt auch China, ist schlecht.- AMERIKA FIRST-
    Auch 1945 hätte niemand einen Euro (besser DM) gewettet , dass nach einem Dutzend Kriegen Deutschland und Frankreich mal Freunde werden.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Sehen Sie - und da liegt der Unterschied:
    Die Deutschen waren nach dem Abzug der Russen zufrieden - die Russen (oder ein bestimmter Teil von ihnen) war dies nach dem Zerfall der Sowjetunion absolut nicht. Schwindender Einfluss, Orientierung in Richtung Westen durch einen Großteil der auf einmal unabhängigen ehemaligen Sowjet-Staaten. DIE wollten doch weg von Russland, raus aus deren Einflussbereich, weil sie jahrzehntelang unterjocht waren. Also mal bitte bei den historischen Realitäten bleiben!
    Und - ganz ehrlich: Wenn alle so gehandelt hätten, wie es damals den Österreichern aufgezwungen wurde, damit sie unabhängig werden konnten, Mitteleuropa wäre heute schutzlos einem diktatorischen und machthunrigen Despoten schutz- und wehrlos ausgeliefert.
    Kann also nicht wirklich Ihr Ernst sein, oder?
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  • engert.andreas@gmx.de
    Ach ja - nur noch so ganz nebenbei erwähnt: 1945 gab es in Deutschland als Währung immer noch die Reichsmark, die D-Mark kam erst 1948!
    1945 hätte kein Mensch eine D-Mark auf irgendwas wetten können!
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  • Fr-goetz@t-online.de
    Wehrpflicht nicht um jeden Preis, vor allem muss die Bundeswehr wieder dorthin finden, wo sie einmal war, nur als Verteidigungsarmee und nur für unser Land. Siehe Österreich, hat es heute noch! Wir haben in anderen Ländern nichts zu suchen, vor allem nicht wie in Afghanistan, Mali usw. Kehrt endlich davon ab. Wenn Selbstverteidigung eingeführt werden soll, nur mit Volksabstimmung und defensive Armee für unser Land!
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  • Naja
    Ich finde den Vorschlag eines Dienstpflichtjahres für junge Männer und Frauen überlegenswert. Der Einsatz im sozialen oder wahlweise der Bundeswehr würde viele jungen Leute schärfen und aufzeigen, welche Probleme in unserer Gesellschaft bestehen. Hier könnten die jungen Menschen einen ersten tiefgang in unserer Gesellschaft sehr früh erleben. Der Verständnis für so manch aktuell diskutierten Themen wären dann auch greifbar. Aktuell ist durch starke Medienpräsenz eine eigene Meinungsbildung garnicht am entstehen.
    Kurz gesagt es wäre ein Gewinn für unsere Gesellschaft. Verantwortung und Verständnis für so manche aktuelle Diskussion wäre gegeben.
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  • jhuller@gmx.de
    Ich frage mich, warum diese Diskussion überhaupt aufkommt. Es ist doch im Moment so, dass die Ausrüstung der Bundeswehr in schlechtem Zustand ist, dass militärisches Gerät nicht einsatzbereit ist. Im Kern haben wir keine schlechten Waffensysteme, diese müssen nur besser gewartet werden und es muss für manches Gerät mehr Munition zur Verfügung gestellt werden.

    Was soll da eine Wehrpflicht und eine damit verbundene Aufstockung des Personals bewirken? Dass noch mehr Soldaten herumrennen, die schlecht ausgerüstet sind?

    Was die "berufliche Chance" betrifft, so setzten sich die Uffzränge zu meiner Wehrpflichtzeit in den frühen 1980ern des letzten Jahrtausends aus Bäckern, Frisören und anderen schlechtest bezahlten Handwerksberufen zusammen. Der eine oder andere Zivilversager war auch dabei. Vorteil für Letztere: die Bundeswehr hatte Ihnen das Denken und die Verantwortung abgenommen. Dienst nach Vorschrift.

    Für die meisten Wehrpflichtigen war es verlorene Zeit.
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  • petrapp@gmx.de
    Wenn überhaupt Wehrpflicht/Ersatzdienst dann für Männer und Frauen.
    Sinn macht es m.E. nicht, da die Armee bei den hochmodernen Waffensytemen
    Spezialisten benötigt und die gewinnt man nicht in wenigen Monaten.
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