Die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist so überflüssig wie der berühmte Kropf. Mal ganz abgesehen davon, dass es einen gewaltigen logistischen Aufwand bedeuten und Jahre dauern würde, um Kasernen, militärische Einheiten und die Sicherheitsarchitektur wieder für den Einsatz von Zigtausenden von Wehrpflichtigen zu öffnen: Eingeführt wurde der Pflichtdienst im Kalten Krieg, als die alte Bundesrepublik ein Frontstaat und die zwangsweise Rekrutierung junger Männer durch das Grundgesetz noch abgesichert war. Heute ließe sich ein solcher Eingriff in die Freiheitsrechte des Einzelnen um einiges schwerer begründen, zumal sich auch die Anforderungen an die Bundeswehr dramatisch gewandelt haben.
In einer modernen Armee kommt es nicht darauf an, möglichst viele Soldaten zu haben, sondern möglichst professionelle und spezialisierte. Sie müssen Cyberangriffe abwehren und mit dem Joystick mindestens so gut umgehen können wie mit dem Maschinengewehr.
Bundeswehr muss nicht ein Abbild der Gesellschaft sein
Eine moderne Armee fischt ihre Zeit- und Berufssoldaten daher nicht aus einem diffusen Reservoir an Wehrpflichtigen, sondern wirbt wie ein Unternehmen auch am Arbeitsmarkt um sie. Hier hat die Bundeswehr noch einen weiten und teuren Weg vor sich, weil sie im Moment vieles ist, aber kein attraktiver Arbeitgeber. Die neue Debatte um die Wehrpflicht lenkt davon nur unnötig ab.
Auch als Berufsarmee ist die Bundeswehr eine Parlamentsarmee geblieben. Sie muss kein Abbild der Gesellschaft sein, sondern der erste Verteidiger dieser Gesellschaft. Wenn junge Menschen sich aus freien Stücken für die Truppe entscheiden: umso besser. Zwingen sollte man sie nicht.
- Lesen Sie hier ein Plädoyer für die Wehrpflicht
Und diese sinnlose Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht hat sogar eine schädliche Wirkung: Sie lenkt von den eigentlichen Problemen in der und um die Bundeswehr ab.
Wieso haben wir nach mehr als 20 Jahren trotz 40(!) Milliarden Euro pro Jahr eine mehr oder weniger handlungsunfähige Truppe?
Wieso gibt es keine klare politische Linie in Bezug auf den Auftrag der Bundeswehr?
Es ist wieder nur eine dieser vielen unsäglichen Debatten der ideologisch Verblendeten – die aber an den eigentlichen Problemen und den wichtigen Fragestellungen glatt vorbeigeht …
Sie hilft unsere Gesellschaft wieder Werte jenseits der Befriedigung einer immer perverseren Individualisierung zu schaffen. Sie hilft Gemeinsinn zu entwickeln!
Eine allgemeine Dienstpflicht kann sowohl im Umweltschutz, Klimaschutz, Pflege, Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz, Denkmalschutz, Breitensport, ja aund auch der Bundeswehr viele gute Anstöße geben!
Das war gut und das wird wieder gut sein, wenn man es nur richtig angeht!
(Chill ml Alter) 🙄
Brauchen wir eine Wehrpflicht um unser Land zu verteidigen?
Wahrscheinlich kann das eine gut organisierte, gut ausgestattete, gut ausgebildete effiziente Berufsarmee besser
Brauchen wir eine allgemeine Dienstpflicht?
Oder besser: Wäre eine allgemeine Dienstpflicht sinnvoll?
Vielleicht.
Diese Zeit könnte man zur breiten Verankerung von Krisenbewältigungsfähigkeiten in der Bevölkerung nutzen. Bei künftigen Naturkatastrophen und anderen Ausnahmezuständen könnte dies sehr nützlich sein.
Sie könnte auch zur Durchsetzung der Erkenntnis beitragen, dass wir der Staat sind und nicht ein Bürokratenapparat von dem man möglichst viel verlangt und erwartet, dem zu geben man aber nur ungern bereit ist.
Junge Menschen könnten erkennen wie wichtig der eigene Einsatz für die Gesellschaft, den Staat ist.
erstens war Sie immer das Reservoir in der Grundausbildung, die sich für den Zeit-Berufssoldaten als geeignet erwiesen haben und gezielt durch die Vorgesetzten geworben wurden. Quasi ein 6-12 wöchiges Assesment-center.
Es wurden zigtausende ausgebildet für den LKW-Führerschein, da fehlen heute 70.000 Fahrer, allein auf den Güterverkehr. Oder, Ausgebildet für den Samitätsdienst.
wer kann das heute noch so einfach übernehmen wenn diese Leute gebraucht werden ??
Das sind ja nicht unbedingt die Spezialisten in den kampfeinheiten, sondern es wird eine große Zahl von Personen, die in der Logistik, im medizinischen Bereich benötigt.
Das hat ein von und zu Guttenberg mit Absegnung der Kanzlerin alles weggeschmissen.
Nur mal so zum nachdenken
Das war in der Tat für einige ein Anreiz kostengünstig an einen LKW-Führerschein zu kommen. Aber das wurde 2003 - lange vor dem Aussetzen der Wehrpflicht - schon gestrichen. Warum sollte das wiederkommen?
https://www.welt.de/print-wams/article100656/Kein-Fuehrerschein-mehr-von-der-Bundeswehr.html
"...an Geräten ausgebildet an denen ein Normalbürger nicht herankommt..."
Das kann man auch bei der Feuerwehr oder THW und wird auch regelmäßig wiederholt. Glauben Sie Wehrpflichtige würden mehr als Hilfsdienste an hochtechnisierten Gerät der Bundeswehr machen, für den Berufssoldaten mehrjährige Ausbildungen bekommen und nicht nach 12 Monaten wieder "abhauen"?
"...in der Theorie einmal gelehrt was so alles im Krisen- und Verteidigungsfall notwendig ist..."
Das sollte man mal besser Neutral (statt einseitig) in Schulen machen, damit alle Wissen was zu tun ist.
Da ist die heutige Berufsarmee viel eher ein Abbild der Gesellschaft: Männer und Frauen in allen Altersgruppen.
Eben so wenig von Wehrpflicht, wenn man billigen Ersatzdienst bei Hilfsdiensten meint.
Grenadiere braucht man heute bei der Bundeswehr nicht mehr, für andere Aufgaben wären Wehrpflichtige nur bedingt einzusetzen.
Ein soziales Jahr für alle wäre ein anderes Thema.
Allerdings werden solche Sozialdienstleistende oft für die gleichen Aufgaben eingesetzt, bei denen Privatunternehmen mit erheblich höheren Personalkosten konkurieren, z.B Fahrdienste für Schüler und Menschen mit Behinderung.
Übrigens macht Israel auch keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen: Auch die Frauen leisten ihre 2 Jahre Wehrdienst ab.
Eine Wehrpflicht wäre rückwärtsgewandter und teurer Irrsinn ohne Nutzen. Man schickt heute keine „Armeen“ mehr auf Schlachtfelder, man schickt hochspezialisierte Fachleute, die mit Technik und Waffen „Feinarbeit“ leisten - wenn es notwendig ist.
Die Ära von Leuten wie Putin, für die Krieg ein Synonym für Menschenverachtung ist, ist vorbei. Und zwar völlig unabhängig davon, dass er die Ukraine erobern wird.
Aber die Hilfsorganisationen wie THW, Feuerwehren, BRK, Malteser und Johanitter alle Hilfsorganisationen hatten keine Probleme mit Mitarbeitern, weil viele die Wehrpflicht bei der Bundeswehr nicht ableisten wollten, sondern sich eben ein Betätigigungsfeld in den bekannten Hilfsorganisationen vorzogen.
In der heutigen Zeit aber muss ich dem Autor des Kommentars der Main-Post recht geben, denn ein Krieg würde in der jetzigen Zeit nicht mehr auf dem "Schlachtfeld" entschieden, sondern auf ganz anderen Ebenen. Und hierfür braucht man keine Wehrpflichtigen, sondern Spezialisten.