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WÜRZBURG
Leitartikel: #MeToo darf kein Internet-Trend bleiben
Sexuelle Belästigung       -  Ob im Büro, auf der Straße oder auf einer Party: Frauen sind häufig Opfer sexueller Belästigung.
Foto: Heiko Wolfraum /dpa | Ob im Büro, auf der Straße oder auf einer Party: Frauen sind häufig Opfer sexueller Belästigung.
Lena Müller       -  Lena Müller
Lena Müller
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:54 Uhr

Endlich Freitag, endlich Wochenende. Da geht es für viele am Abend in die Disco, um mit Freunden Spaß zu haben und zu feiern. Doch wo am Wochenende viele Menschen zusammenkommen, beginnt für Frauen immer wieder ein Spießrutenlauf. Im Getümmel vor der Bar oder auf der Tanzfläche werden sie von Männern oft gegen ihren Willen berührt, gestreichelt oder begrapscht. Oft ist das sexuelle Belästigung – kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, die im Alltag angekommen ist, und deren Opfer klar Frauen sind.

Das Schlimme ist: Auch normale Männer degradieren Frauen zu Objekten

Untersuchungen zufolge hat mehr als jede zweite Frau schon einmal sexuelle Belästigung erlebt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch viel höher. Schlicht und einfach, weil die meisten Frauen aus Scham und Angst schweigen.

Bis jetzt. Denn in den USA hat der Skandal um den Filmproduzenten Harvey Weinstein eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Weinstein hat mutmaßlich jahrelang zahlreiche Schauspielerinnen bedrängt, sexuell belästigt und laut Medienberichten manche von ihnen sogar vergewaltigt. Durch seinen Einfluss und seine Macht in der Filmbranche brachte er die meisten seiner Opfer zum Schweigen.

Doch das eigentlich Schlimme ist: Es sind nicht nur Männer wie Harvey Weinstein, der in erster Linie mithilfe seiner Position und seines Ansehens Frauen zu seinen Opfern macht. Auch ganz normale Männer degradieren Frauen zu Objekten, wenn sie sie auf Partys begrapschen oder anfassen.

Frauen stumpfen ab und suchen bei sich selbst die Schuld

Das zeigt der Hashtag #MeToo, der sich im Zuge dieses Skandals mittlerweile wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken im Internet verbreitet. Unter diesem Hashtag – einer Art digitalem Schlagwort – berichten zahlreiche Frauen, und zum Teil auch Männer, von sexuellen Übergriffen. Was man da liest, ist beängstigend, denn Frauen scheinen fast überall Opfer männlicher Übergriffe zu werden.

Patriarchalische Strukturen sind in unserer Gesellschaft immer noch vorherrschend. Denn überwiegend sind es Männer, die in Machtpositionen oder in der Chefetage sitzen. Dieses eingefahrene Machtgefälle bietet ihnen viele Möglichkeiten, um Frauen auch am Arbeitsplatz zum Schweigen zu bringen. Da hilft auch die Frauenquote nur wenig. Im Privaten ist etwa das erwähnte Befummelt-Werden auf Partys nicht mehr die Ausnahme. Frau stumpft ab, das Selbstwertgefühl sinkt und die Täter haben gewonnen.

Einsicht? Fehlanzeige! Stellt eine Frau einen Grapscher zur Rede, wird sie entweder beschimpft oder ausgelacht. Sätze wie „Was stellst du dich jetzt so an? Ich hab doch nichts gemacht“ gehören noch zu den harmloseren Reaktionen. Und die Frau sucht die Schuld anschließend bei sich selbst.

Streiten, laut werden und selbst die Spielregen festlegen

All das dürfen sich Frauen nicht länger gefallen lassen. Doch wie löst man dieses Problem? Wie soll völlige Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft überhaupt einmal Realität werden, wenn auf so vielen Ebenen im Miteinander zwischen Mann und Frau, einiges schief zu laufen scheint?

Die Lösung ist simpel: Frauen dürfen nicht mehr schweigen, sie müssen sich wehren. Warum nicht einmal streiten, warum nicht mal laut werden und selbst die Spielregeln festlegen? Und das können Frauen nicht oft genug tun, damit sich auch die Männer in dieser Debatte angesprochen fühlen.

Sonst bleibt #MeToo einfach nur ein Trend-Hashtag, ähnlich wie sein deutscher Vorläufer Anfang 2013: Damals bezichtige die Journalistin Laura Himmelreich den FDP-Politiker Rainer Brüderle des sexuell übergriffigen Verhaltens ihr gegenüber. Was folgte war eine Sexismusdebatte in Deutschland, die ebenfalls insozialen Medien unter dem Hashtag #Aufschrei ihren Anfang nahm. Doch das Thema war genauso schnell wieder vergessen, wie es aufgeflammt war.

 
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