Schulschwänzer seien sie. Selbst würden sie auch kein nachhaltiges Leben führen. Sie würden "sinnlos durch die Gegend latschen und den Verkehr blockieren." Liest man die Kommentare, mit denen in Sozialen Netzwerken auf die Berichterstattung, auch auf die dieser Redaktion, zu den "Fridays for Future"-Demonstrationen reagiert wird, erstaunt nicht zuletzt der Ton. Zumeist erwachsene User beschimpfen Schüler, die seit Monaten für mehr Klimaschutz und eine nachhaltigere Umweltpolitik demonstrieren - sie werfen ihnen Naivität, Faulheit und Heuchelei vor.
Eine Umfrage des ARD-DeutschlandTrend zeigt: 42 Prozent der Deutschen haben kein Verständnis für die Streiks während der Schulzeit. Woher rühren diese Vorwürfe? Sollte man sich nicht über das Engagement freuen? Wie bekommen wir die jungen Leute an die Wahlurnen? Regelmäßig wird Jugendlichen Desinteresse am politischem und gesellschaftlichem Geschehen vorgeworfen.
Doch nun scheint sich etwas zu wandeln. Jugendliche engagieren sich, hinterfragen Politik und wollen, dass sich etwas verändert. Die Initiatorin der Schulstreiks, die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die seit August unter dem Motto "Skolstrejk för klimatet" ("Schulstreik für das Klima") jeden Freitag demonstriert, ist für viele Erwachsene zum Feindbild geworden. Auch deutsche Politiker wie der FDP-Vorsitzende Christian Lindner ("Eine Sache für Profis") kritisieren die Schülerdemos. Dass die Schüler auch in Würzburg in der Vergangenheit oft nach Schulschluss demonstrierten, spielt keine Rolle. Es passt wohl nicht ins Bild einer Jugend, auf die allzu gerne geschimpft wird. Der erhobene Zeigefinger scheint ein Privileg der Älteren, ein Diskurs auf Augenhöhe von vielen offenbar nicht gewünscht.
Aber wie kann es sein, dass ein 16-jähriges Mädchen so viel Wut auslöst? Wie können Proteste von Jugendlichen für ein Thema wie Klimaschutz, Erwachsene dazu bringen, die Demonstranten verbal anzugehen?
Ist es, weil die Demonstrationen Woche für Woche die Versäumnisse der Vergangenheit aufzeigen? Die Folgen des Klimawandels werden bereits seit Jahrzehnten diskutiert - getan hat sich wenig. Viele verharren in der Bequemlichkeit des Alltags und verweisen auf die eigenen Ohnmacht etwas zu ändern: "Was kann ich da schon machen." Die Nachrichten von Plastikmassen in den Weltmeeren verblassen allzu schnell, während im Supermarkt in Folien eingeschweißtes Gemüse gekauft wird. Die miese Ökobilanz von Flugreisen wabert allenfalls im Hinterkopf, während der nächste Urlaub in einem fernen Land gebucht wird.
Wenn Klimaschutz in den Fokus rückt, haben wir alle gewonnen
Es ist leichter, die Verantwortung dem Versagen der Politik zuzuschreiben als das eigene Verhalten zu hinterfragen. Klimaschutz ist ein riesiges, ein globales Thema - also weit weg von unserem Alltag. Doch wenn Schüler regelmäßig auf die Straße gehen, dann wird das Thema plötzlich sehr präsent.
Sicher, es gibt auch unter den Demonstranten solche, die demonstrieren, um sich vor dem Unterricht zu drücken. Sicher, nicht alle Jugendlichen leben den nachhaltigen Lebenstil, der nötig wäre, um den Klimaschutz voranzutreiben und kaufen Kaffee in Pappbechern. Und sicher, die Bewegung wird vermutlich nicht ewig anhalten. Doch wenn das Thema Klimaschutz durch die aktuellen Proteste wieder in den Fokus rückt, haben wir alle gewonnen.
Statt die Jugendlichen also zu diskreditieren und zu verspotten, sollten ihre Argumente Gehör finden und die Chance genutzt werden, Umweltpolitik neu zu diskutieren. Und ganz nebenbei lässt sich dadurch den Schülern zeigen, dass auch sie Teil der Gesellschaft sind und Engagement in einer Demokratie wirksam sein kann. Dass jeder Einzelne etwas verändern kann. Ein wichtiger Schritt, um das oft zitierte Problem der Politikverdrossenheit zu lösen.
Ja, ernsthaft in ! der Schule besprechen, find´ ich gut.
Dafür bräuchte es aber noch qualifizierte Diskussionsleiter.
Da wird es schwierig...
Denn wenn die Diskussion an den Punkten ankommt, wo der für schnelle Ergebnisse notwendiger Verzicht bei sich selbst zur Sprache kommt, wird man nicht nur Diskussionsleiter sondern Streitschlichter brauchen.
Da man keine wissenschaftlichen Argumente gegen die der Schüler hat, versucht man sich halt anders die Ablehnung zu erklären und abzulenken.
Wenn man Wissenschaftler fragt, gibt es keine Partei die genug gegen den Klimawandel unternimmt und in ihrem Wahlprogramm hat.
KEINE
Das heißt noch nicht mal die so verhassten Grünen.
Die Fakten sind da sehr eindeutig und die Politik handelt weiterhin nicht.
Aber den Bremsern ist das egal. In 50 Jahren liegen die meißten 2m tiefer und müssen mit den Auswirkungen nicht mehr leben.
Hart aber fair“
„Schwer zu ertragen, wie sich die Politik an junge Leute ranschmeißt“
Lesenswert
Das Problem liegt in der Instrumentalisierung: Klimarettung ist gruener Wahlkampf
Das Bittere bei diesen Demos ist, dass Kinder und Jugendliche, die sich endlich einmal politisch engagieren, letzten Endes nur fuer Zulauf bei den Gruenen sorgen werden (die leider bei anderen vitalen Themen unserer Gesellschaft alles andere als unschuldig sind)
Der ueble Nachgeschmack bei dem Ganzen ist der Eindruck, dass diese Kampagne keine authentische "Graswurzelbewegung" (wie die der Gelbwesten in F) ist, sondern sehr organisiert geplant wurde, bis hin zur Kampagne, wie Greta insbesondere in den linken Medien gehypt wurde.
Besonders, wenn bei den eigenen Gewissheiten begonnen wird.
Für wen ist es bitter, dass der (berechtigte und durchaus spontane!) Protest der Jugendlichen wirksames Handeln für realen Klimaschutz fordert und diese Position seit vielen Jahren von "den Grünen" vertreten wird?
Wer von Anfang mit Floskeln zum "Klima" seine Sonntagsreden verziert hat, wochentags aber Kohleverstromung ausgebaut und Erneuerbare Energien gebremst hat, mag das bitter finden.
Wer auf EU-Ebene Vereinbarungen zum Klimaschutz verwässert und verhindert hat, für die damit erreichten Vorteile großer Konzerne stets das Argument "Arbeitsplätze!" votrug, mag das bitter finden.
Wer mit Innbrunst von immer mehr (Konsum-)Wachstum redete - und nun auch erkennen muss, dass die Grenzen überschritten und Naturgesetze nicht verhandelbar sind, mag das bitter finden.
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Wo ist das Problem, wenn politischer Erfolg davon abhängt, in "Grünen Themen" glaubwürdig zu sein?
Für wen?
….wenn´s denn so wäre.