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Kommentar: Ohne Globalisierung gäbe es keine Coronakrise
Die Corona-Pandemie wirft auch ein Schlaglicht auf die Globalisierung und weltweite Vernetzung unserer Gesellschaft. Was wir jetzt schon aus der Krise lernen können.
Die weltweit fehlenden Schutzmasken decken auch die Probleme einer globalisierten Wirtschaft auf.  
Foto: Sven Hoppe, dpa | Die weltweit fehlenden Schutzmasken decken auch die Probleme einer globalisierten Wirtschaft auf.  
Folker Quack
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:39 Uhr

Ohne die Globalisierung gäbe es die Corona-Pandemie nicht. Trotz Digitalisierung reisen wir geschäftlich und privat regelmäßig durch die Welt. So kann ein Virus, das durch mangelnde Hygiene und den unsinnigen Handel mit Wildtieren auf einem chinesischen Markt auf den Menschen übersprang, binnen weniger Wochen nahezu die ganze Welt befallen. Doch es ist nicht die erste Krise der Globalisierung. Trotzdem darf die Antwort nicht weniger, nein, sie muss mehr Globalisierung heißen. Nur die Vorzeichen müssen sich grundlegend ändern.

Aktuell mehren sich die Stimmen, die wieder mehr Eigenständigkeit der nationalen oder wenigstens europäischen Wirtschaft fordern. Zunächst einmal völlig zu recht: Es ist schwer erträglich, dass Schutzmasken hauptsächlich in China produziert und praktisch weltweit ausverkauft sind. Das ist noch schwerer zu verstehen, wenn der Zellstoff und die Maschinen zur Produktion aus Deutschland kommen. Schon vor der Corona-Krise gab es Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten, weil Rohstoffe, die ausschließlich in China oder Indien produziert wurden, fehlten. Und es sind die Regeln der viel gepriesenen Marktwirtschaft, dass Schutzmasken, die vor der Coronakrise 40 Cent kosteten, jetzt bis zu zehn Euro kosten sollen.  

Doch es gibt auch die andere Seite der Globalisierung in der Krise - die der Solidarität. Rußland liefert Beatmungsgeräte, Kuba schickt Ärzte in die am stärksten betroffene Region Italiens und das Saarland nimmt Patienten aus dem Elsass auf.  

Abschotten wäre die falsche Antwort

Nein, wir dürfen uns jetzt nicht abschotten. Wenn jeder nur noch schaut, wie er für sich und sein Land diese und künftige Krisen am besten besteht, werden wir sie nicht bestehen. Aber: wir müssen unsere weltweiten Handelsbeziehungen und Kontakte auf eine neue Grundlage stellen. Corona könnte der Auslöser dazu sein. Gute Gründe dafür, gibt es schon lange.  

Die weltweite Finanzkrise, die Eurokrise, die Klimakrise - sie alle waren Vorläufer der Coronakrise und haben mit ihr zu tun. Die Klimakrise steht uns so richtig noch bevor. Und im Rahmen der Eurokrise wurden in vielen europäischen Ländern nicht nur die Sozial-, sondern auch die Gesundheitssysteme krank gespart. Dies verschärft heute die Situation in Italien und zunehmend auch in Spanien. Andere Länder werden leider folgen. 

Corona zwingt hier zum Nachdenken - auch in Deutschland. Es ist ein Armutszeugnis, wenn Gesundheitsminister Jens Spahn unseren Kliniken versprechen muss, sie würden nach der Krise für entgangene Einnahmen entschädigt werden. Ein Krankenhaus sollte dafür bezahlt werden, dass es Menschen in gesundheitlicher Not hilft und ihr Überleben sichert. So gesehen, müssten unsere Kliniken nach der Krise im Geld schwimmen. Doch auch unser Gesundheitssystem ist vor allem auf wirtschaftlichen Erfolg aufgebaut. Und den bringt nicht der um sein Leben ringende Corona-Patient, sondern die teure Operation, die jetzt verschoben werden muss. 

Die Pandemie kann unseren Blick weiten

Der monetäre Erfolg dominiert immer mehr Lebensbereiche. Wenn aber der Transport von Waren so günstig ist, dass wir nur noch die Produkte mit der größten Wertschöpfung im eigenen Land produzieren, dann schauen wir nicht nur in einer Krise wie der aktuellen in die Röhre. Denn die  niedrigen Transportkosten, in die der Schutz der Umwelt nicht eingepreist wird, tragen ganz wesentlich zur Erderwärmung bei. 

Europa muss nach der Krise deshalb mehr zusammenwachsen. Aber nicht mehr nur im Blick darauf, was die Kassen klingeln lässt. Vielleicht hilft die Corona-Pandemie, unseren Blick zu weiten: Auf Themen wie soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Umweltschutz, mögliche Krisen- und Ausnahmesituationen. Dann hätte sie auch etwas Gutes - und die nächste Krise würde uns weit weniger aus der Bahn werfen. 

 
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  • fritschdittelbrunn
    Ja, die Globalisierung ist verantwortlich für die schnelle Ausbreitung. Jetzt gilt es natürlich zunächst den Schaden zu begrenzen. Aber auch aus den Fehlern lernen sollte man schon. Globalisierung bedeutet nicht, dass man sich von einem Lieferanten / Land abhängig machen darf. Risikostreuung ist für alle lebensnotwendigen Bereiche erforderlich.
    Globalisierung und offene Grenzen bedeutet aber auch in solchen Situationen wachsam zu sein und schnell zu handeln. Tsunamiewarnsysteme gibt es mittlerweile. Pandemiegefahren sollten schnell erkannt werden, denn hier ist schnelles Handeln existentiell wichtig. Das zu späte Handeln kostet auch bei uns entsetzlich viele Menschenleben. Ihre Aufgabe als Presse ist darüber zu wachen, dass alle Versäumnisse in alle Fehler zeitnah aufgearbeitet werden. Fehler sollte man zweimal machen.
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  • Arcus
    Die sogenannte Spanische Grippe, kam 1918 aus einem Hühnerstall in den USA und verbreitete sich, wohl auch wegen des WK 1 schnell in Europa und der Welt.
    Das Coronavirus kam vermutlich ebenfalls aus einem auf Tierschutz wenig achtenden Gehege aus China. Ebola wurde ebenfalls durch die Jagd und den Verzehr von Wildtieren übertragen. Die Ursache waren in den allermeisten Fällen Zoonosen.
    Vielleicht fangen wir jetzt auch mal an über artgerecht Tierhaltung, (Wild)Tierschutz etc nachzudenken.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ganz ohne Globalisierung kam im Mittelalter die Pest daher und raffte ca. 30% der Menschen hinweg. Der nächsten oder übernächsten Generation von Menschen ging es nicht besser.
    Heute kommt die Seuche mmer noch, reist auch etwas schneller und bequemer. Aber dank der Globalisierung passiert folgendes.

    Das Genom des Corona Covid19 wurde in China schnell entschlüsselt. Die Daten bekamen die globalisierten Virologen kostenlos. Wer will und kann darf jetzt mit diesen Daten Medikamente und Impfstoffe entwickeln und diese vermarkten.

    Vor der Globalisierung wäre so ein Wahnsinn undenkbar gewesen. Der Entschlüsseler wäre des Todes gewesen wenn er seinem Herrscher so ein Geschäft verdorben hätte. Gell Trump, Curevac in Tübigen war ein Fall wo es ein Potentat alter Art so regeln wollte.
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  • folker.quack@mainpost.de
    Sie haben völlig recht, PKD, drum schreibe ich ja auch, wir brauchen eher mehr Globalisierung, nur eben unter anderen Vorzeichen!
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  • mausschanze
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  • Albatros
    @PKD, der Vergleich hinkt natürlich, denn schon lange vor dem 14. Jahrhundert hatte es Pestepidemien gegeben. In Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, war die Krankheit immer wieder ausgebrochen – bis sie für mehrere hundert Jahre verschwand. Der "Schwarze Tod" kam später dann nach Mitteleuropa – vermutlich auf Schiffen aus dem Vorderen Orient. Epidemien verliefen in aller erster Linie sehr lokal, wenn eine Verbreitung in andere Länder stattfand, dann erfolgte dies oft über viele Monate hinweg. Viele Europabefürworter tragen die angeblichen Errungenschaften, welche ich bis heute nicht erkennen konnte, wie eine Monstranz vor sich her. Die Flüchtlingskrise hat gezeigt welcher Zusammenhalt in Europa herrscht - keiner. Aber letztlich lässt sich ein Virus heutzutage auch bei kontrollierten Grenzen nicht aufhalten, dafür ist die weltweite Globalisierung viel zu weit fortgeschritten.
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  • Diese "Krise" hält uns den (bitter nötigen) Spiegel vor. Sie sollte als "Warnschuß" verstanden werden. Sie ist aber auch noch dazu "hausgemacht". Warnungen (aus wissenschaftlicher Richtung) gab und gibt es genug. Nur hören wollten "die Politik" und "die Wirtschaft" das nicht. Und wollen es immer noch nicht. Drei-Affen-Prinzip? Kopf in den Sand stecken?

    Und sie stellt damit die fundamentale Frage in den Raum: Ist der Mensch für die Wirtschaft, oder muß nicht die Wirtschaft zum Nutzen des Menschen da sein? (Wir erinnern uns vielleicht an Jesu' Frage: "Ist der Mensch für den Sabbat oder der Sabbat für den Menschen da?"). Darf der Egoismus einiger Weniger über den Grundbedürfnissen aller Menschen stehen?

    Den Kopf in den Sand zu stecken hilft bloß nicht gegenüber der Natur um zu überstehen. Der Natur ist das einfach total egal. Es ist dringend erforderlich die Grenzen des Sinnvollen, des Machbaren, zu akzeptieren. Und da geht es übrigens z. Bsp. mit dem Klimaschutz weiter ...
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  • folker.quack@mainpost.de
    Leider sehr wahr, „jobi“, was Sie da schreiben.
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  • hazamel
    Dass Russland aus Propaganda-Gründen hilft um Gutes Wetter gegen die Sanktionen zu machen und das auch entsprechend medial ausschlachtet ist ihnen aber nicht entgangen. Das hat nichts mit plötzlicher Nächstenliebe zu Italien zu tun. Und China hat wochenlang die Epidemie unter den Teppich gekehrt. Da will man auch eher Schandsbegrenzung betreiben. Und woher das Virus letztlich kam ist noch nicht mal zweifelsfrei nachgewiesen oder dient hier als Quelle das dubiose Video aus dem Boulevard?
    In Italien ist man sich inzwischen sicher dass nicht die Globalisierung ordentlich Vortrieb bei der Verbreitung geschaffen hat sondern ein Fußballspiel. Wie ein Heinsberg eine Faschingsveranstaltung. Also ziemlich viel diskussionswürdige Punkte in diesem Kommentar
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  • folker.quack@mainpost.de
    Lieber „hazamel“, der Markt in Wuhan gilt mittlerweile als wissenschaftlich höchst wahrscheinlicher Ursprung! Dass Russland auch Propaganda betreibt ist weder überraschend noch neu. Die Beatmungsgeräte helfen den Betroffenen dennoch und man kann das auch als einen Schritt in die richtige Richtung interpretieren! Muss man aber nicht. LG
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Alles im Leben hat Vor und Nachteile. Die Globalisierung eben auch. Nach Corona wird definitiv vieles auf den Prüfstand gestellt. Viele Dinge werden dann wieder im Lande produziert. Globalisierung wird es aber nach wie vor weiterhin geben und ist in vielen Bereichen auch sinnvoll.
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  • folker.quack@mainpost.de
    Lieber Mathias Braun, bin da voll bei Ihnen und schreibe ja auch, wir brauchen noch mehr Globalisierung - nur die Beweggründe müssen sich ändern!
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  • tommy33
    Ja Herr Quack, sehr guter Kommentar! Das was Sie beschreiben wissen viele Menschen hier im Land, aber das was Sie schreiben sollten sich unsere Politiker ins Hirn rufen und mal darüber nachdenken dass nur sie das auch ändern können! Also schicken Sie diesen Kommentar alle 10 Minuten nach Berlin, vielleicht möge sich dann was ändern....
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  • folker.quack@mainpost.de
    Mach ich via Facebook und Twitter!
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