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Würzburg
Kommentar: Den USA geht es nicht um Verteidigung der Wahrheit
Das Land, wo der Erfinder des Begriffs "alternative Fakten" regiert, finanziert an der Uni Würzburg Nachhilfe in Fake-News-Bekämpfung. Unser Autor findet das fragwürdig.
US-Präsident Donald Trump hat laut 'Washington Post' seit Amtsantritt über 10 000 Falschmeldungen verbreitet.
Foto: Jim Watson, afp | US-Präsident Donald Trump hat laut "Washington Post" seit Amtsantritt über 10 000 Falschmeldungen verbreitet.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:15 Uhr

In der Rangliste der Pressefreiheit, die "Reporter ohne Grenzen" veröffentlicht, belegten die USA im Jahr 2018 Platz 45. Hinter Burkina Faso, Ghana oder Surinam. US-Präsident Donald Trump hat in seiner bisherigen Amtszeit mehr als 10.000 falsche und irreführende Behauptungen verbreitet, ließ Journalisten von Pressekonferenzen ausschließen. Der Begriff "alternative Fakten" ist eine Erfindung der Trump-Administration. Dass nun ausgerechnet die Vereinigten Staaten Deutschland (Platz 15 der Pressefreiheitsliste) bei der Nachhilfe in Sachen Fake-News-Bekämpfung unter die Arme greifen will, ist vor diesem Hintergrund mindestens skurril. Und sicher auch fragwürdig.

Wenn die USA hier große Summen investieren, verfolgen sie auch ein Ziel: Ihre Sicht auf die Welt soll vermittelt werden. Das sollten die Empfänger dieser Gelder nicht vergessen. Im Zweifel gilt: Wer zahlt, schafft an. Es stimmt, dass insbesondere Russland strategisch Fake News im großen Stil verbreitet. Dagegen vorzugehen, zum Beispiel, indem man erklärt, wie man vertrauenswürdige von nicht vertrauenswürdigen Quellen unterscheiden kann, ist begrüßenswert. Doch wo würde eine US-Vertretung in Deutschland ihren Präsidenten einordnen? Ist Trump nach deren Lesart eine vertrauenswürdige Quelle? Derlei Fragen weicht man aus. Es liegt die Interpretation nahe, dass es den USA nicht in erster Linie um die Verteidigung von Wahrheit und Pressefreiheit geht, sondern um die strategische Bekämpfung eines Gegners.

 
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  • B. E.
    Ein Kommentar von einem Europäer. Realtiv ahnungslos. Die Amerikaner sind uns im Denken mittlerweile vielleicht ferner als Japaner & Co. Die amerikanische Widersprüchlichkeit ist für uns nicht nachvollziehbar, aus unserer Sicht nur sinister interpretierbar, aber eben auch unserer Denkweise entsprechend. Es war z.B. für die USA kein Problem, bei uns Nazismus und Rassismus zu bekämpfen, während im eigenen Land die Rassentrennung galt. Es ist dort kein Problem, größter Pornoproduzent zu sein und gleichzeitig viel mehr religiöse Töne in der Politik zuzulassen als bei uns denkbar.
    Und und und. Insofern: ja, die Kampagne gegen Desinformation ist wahrscheinlich schlicht ehrlich gemeint, als Mission nach aussen. Und im Land selbst kann dabei anderes gelten ...
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