Hass oder Liebe – mehr Gefühle haben die Fußball-Fans in Deutschland nicht für den Präsidenten des FC Bayern München: Uli Hoeneß polarisiert wie kaum eine andere Figur im Sport hierzulande. Der 1952 in Ulm geborene Metzgerssohn war als Fußballspieler in den 70-er Jahren Welt- und Europameister, und er gewann mit dem FC Bayern München gleich serienweise nationale und internationale Titel.
Er war Mitglied einer goldenen Ära, aber Hoeneß schaffte es tatsächlich, dass über diese so unglaublich erfolgreiche Karriere kaum noch gesprochen wird: weil er eine noch erfolgreichere an seine Sportlerlaufbahn anschloss. Uli Hoeneß wurde im zarten Alter von 27 Jahren Manager des FC Bayern, und er formte aus dem etwas zu selbstverliebten Münchner Klub in den folgenden Dekaden ein prosperierendes Wirtschaftsunternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt über 300 Millionen Euro und einem Wert von über einer Milliarde Euro.
Auch außerhalb des Sports zeigte er Unternehmergeist: Mit einem Freund gründete Hoeneß 1985 in Nürnberg eine Wurstfabrik, die heute sein Sohn Florian Hoeneß leitet und einen geschätzten Jahresumsatz von über 40 Millionen Euro macht. Tochter Sabine ist beim FC Bayern München angestellt, jenem Verein also, mit dem Uli Hoeneß eine weltweite Marke schuf.
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Eine Sonne, von der sich auch die Mächtigen gerne anstrahlen lassen. Ob Bundeskanzlerin oder Showgröße, Hoeneß' Wort ist gefragt, seine Nähe zur CSU bekannt, und wenn die Bayern am morgigen Dienstag in der klubeigenen Arena im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona antreten, gibt es nicht wenige, die für eine Karte über 1000 Euro zahlen. Für Uli Hoeneß ist der Verein aber vor allem eine Familie, die er mit aller Gewalt gegen Angriffe von außen schützt, seit 2009 als Präsident.
So hart er in der Verteidigung der Klubinteressen sein kann, so sozial ist er auch. Seinem Freund Gerd Müller half er aus dem Alkoholismus, Vereinen am Abgrund wie St. Pauli oder zuletzt Alemannia Aachen schenkte er Benefizspiele der Bayern, mit zehn Stiftungen tut er Gutes – und die finanzielle Förderung, die er einst von der Sporthilfe als Amateur erhalten hatte, zahlte er aus eigenem Antrieb nicht nur auf Heller und Pfennig zurück, Uli Hoeneß legte auch noch etwas drauf. Hausieren ging er damit nie.
Im Gespräch mit dieser Zeitung verriet er vor einigen Jahren seinen Antrieb. 1982 überlebte er als einziger von vier Passagieren einen Flugzeugabsturz. „Es war der Punkt in meinem Leben, an dem ich zu mir gesagt habe: Irgendwann zählt nicht mehr das Nehmen, sondern das Zurückgeben an die Gesellschaft.“ In seinem Büro im zweiten Stock der Bayern-Zentrale an der Säbener Straße stehen die gleichen Korbsessel wie vor zehn Jahren.
Das alles soll nur die Fallhöhe dokumentieren. Denn schließlich war Uli Hoeneß auch immer ein Verfechter sauberer Finanzen: Der Spruch vom satten Festgeldkonto des FC Bayern ist legendär, er sollte als Synonym stehen für die solide Finanzarbeit des Klubs. So wurde er auch auf internationalem Parkett ein Streiter für das so genannte „Financial Fairplay“.
Damit will der europäische Fußball-Verband UEFA seit kurzem Klubs bestrafen, die über ihre Verhältnisse wirtschaften. Und jetzt das: Ausgerechnet „Financial Unfairplay“ beim Saubermann des Fußballs? Hatte Hoeneß nicht erst vor wenigen Wochen Sepp Blatter, den Präsidenten des Weltverbandes FIFA, wieder einmal als korrupt beschimpft? Und dem „Focus“, jener Zeitschrift also, die den Verdacht der Steuerhinterziehung öffentlich machte, erklärte der 61-Jährige Anfang April die „Bayern-DNA“: Dazu gehörten ein „guter Charakter, Demut, Bescheidenheit“. Passt dazu ein dickes Schwarzgeldkonto in der Schweiz?
Uwe Dolata aus Würzburg ist Wirtschaftskriminalist, einer der führenden Anti-Korruptionsexperten der Republik, und er beschäftigt sich intensiv mit Täterprofiling. Er sagt: „Überraschen tut mich gar nichts.“ Dolata nennt Heinrich von Pierer, den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden von Siemens, der einmal Bundespräsident werden wollte – und über eine Korruptionsaffäre stolperte.
Er nennt auch einen, der es geschafft hatte, Bundespräsident zu werden – und zu gierig wurde. Und er nennt den Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl – der eine Schwarzgeld-Affäre aussaß. „Es sind schon viele vom Sockel gefallen“, sagt Uwe Dolata. „Kohl hat geglaubt, die Gesetze gelten nicht für ihn“, so der Kriminalist, und das sei typisch: „Solche Leute basteln sich ihre eigene Moralvorstellung.“ Und in der heiße es: Steuerhinterziehung sei keine Korruption, sie würden sagen: „Das Geld habe ich mir doch verdient!“ Aber: „Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt.“
Was ihn am aktuellen Fall besonders ärgert, so der Würzburger Experte, sei die Tatsache, „dass Hoeneß stets als Speerspitze im Kampf gegen Korruption in der FIFA aufgetreten ist. Er war ja die Monstranz für die Moral und ist von einer Talkshow zur nächsten gelaufen, um über seine Wertvorstellung zu reden“. Mit dem Wissen von heute würden ihm viele Sätze hanebüchen vorkommen, sagt Dolata.
Er kritisiert aber auch die Finanzwelt und das System, „in dem DAX-Unternehmen in Deutschland keine Steuern zahlen“. Dolata kämpft für den kleinen Mann, so wie es Uli Hoeneß immer auch getan hat. Nicht den Schwachen treten und nach oben buckeln, so hat er sein Lebensmotto einmal beschrieben. „Ich habe Respekt vor seiner Lebensleistung, er war immer geradlinig“, sagt Uwe Dolata, „aber als Spitze im Kampf gegen Korruption im Sport ist uns Hoeneß nun weggebrochen.“
http://www.hvb-experten.de/
Milliardenschaden: Betrugsverdacht gegen HypoVereinsbank
Banken und Händler sollen den deutschen Fiskus und somit den deutschen Steuerzahler durch kriminelle Aktiengeschäfte um viele Milliarden Euro betrogen haben. Jetzt ermitteln Staatsanwälte in den Bundesländern Hessen und Bayern unter anderem gegen Beschäftigte der HypoVereinsbank.
http://me-magazine.info/2013/03/16/milliardenschaden-betrugsverdacht-gegen-hypovereinsbank/
Fall Mollath: Warum die Hypo-Vereinsbank geschwiegen hat
http://www.sueddeutsche.de/bayern/fall-mollath-warum-die-hypo-vereinsbank-geschwiegen-hat-1.1605508
Wie CDU CSU und FDP Steuerbetrüger schützen
http://www.youtube.com/watch?v=gB_IFvdBSsE