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LEITARTIKEL
Der Reiseweltmeister ist verunsichert
Der Reiseweltmeister ist verunsichert       -  Keine Erholung, ohne ein Gefühl der Sicherheit. Der Terrorismus wirkt sich auf die Reiseziele der Deutschen aus.
Foto: Friedel Gierth, dpa | Keine Erholung, ohne ein Gefühl der Sicherheit. Der Terrorismus wirkt sich auf die Reiseziele der Deutschen aus.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:34 Uhr

Ängste sind häufig irrational. Vor diesem Hintergrund ist auch eine aktuelle Umfrage zu betrachten, wonach die Deutschen – die als Reiseweltmeister gelten – weltweit nur noch fünf Urlaubsregionen für sicher halten. Den größten Einfluss auf solche Bewertungen dürfte die globale Gefahr durch den islamistischen Terrorismus haben: Kommt es in einem Land zu einem Anschlag, sinkt es augenblicklich in der Gunst der Reisewilligen. Dabei ist dies keine vernünftige Grundlage für die Entscheidung, wohin es im nächsten Urlaub gehen soll.

Ein Beispiel: Als im Juni 2015 ein islamistischer Attentäter an einem Badestrand in Tunesien 38 Menschen tötete, blieben in dem nordafrikanischen Land schon in der darauffolgenden Wintersaison viele Touristen aus. Wirtschaftlich profitiert davon hatte damals unter anderem eine andere beliebte, aber teurere Winterdestination: die zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln. Aber nun, nach dem Anschlag in Barcelona im vergangenen August, sehen laut Umfrage nur noch knapp die Hälfte der Befragten Spanien als sicheres Reiseziel an.

Deutschland – so sicher wie Marokko?

Rationale Überlegungen stecken sicher nicht hinter einer solchen Bewertung. Doch woran können sich Reisende orientieren? Im Internet veröffentlichen auf Reisesicherheits- und Risikobewertung spezialisierte Unternehmen alljährlich eine sogenannte Travelriskmap– eine Weltkarte, auf der die Gefahrenlage in allen Ländern der Erde auf einen Blick ersichtlich ist. Das Sicherheitsrisiko in Deutschland bewerten die Experten als „niedrig“. Genauso wie in Marokko. Sicherer ist es demnach in Slowenien. Ein „mittleres“ Risiko sehen die Experten dagegen in den beliebten Urlaubszielen Mexiko und Südafrika. Damit sind die beiden Länder genauso sicher – oder unsicher – wie Nordkorea.

Wem das unplausibel erscheint, kann sich die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes ansehen. Die Warnungen der Behörde für Länder wie Libyen, Afghanistan oder Syrien überraschen nicht. Die Teilreisewarnung für Japan dagegen im ersten Moment schon. Nachvollziehbarer Hintergrund sind die Nachwirkungen der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011. Weniger nachvollziehbar ist unterdessen, dass etwa ein Land wie die Türkei – sei es aus diplomatischen oder wirtschaftlichen Gründen – nicht in der Liste auftaucht. Dennoch wird laut Umfrage die Türkei nur noch von fünf Prozent der Deutschen als sicheres Reiseland angesehen. Angesichts von Anschlägen und der Verhaftungswelle der vergangenen Monate können die Befürchtungen in diesem Fall sicher nicht als irrational weggewischt werden.

Scharia-Staaten als Traumziele

Eine subjektive Bewertung der Sicherheitslage in einem potenziellen Reiseland ist also nicht grundsätzlich als Entscheidungsgrundlage untauglich. Im Urlaub soll man sich schließlich wohl fühlen. Dennoch ist Angst kein guter Ratgeber und sollte nicht dazu führen, den Urlaub trotz Fernweh auf Balkonien zu verbringen. Passieren kann schließlich überall etwas – selbst auf einer Reise mit einem Regionalzug durch Franken. Das mag zynisch klingen, das Axt-Attentat von Würzburg bestätigt aber genau das.

Letztlich gilt: reisen und reisen lassen. Doch wenn man sich schon vor dem Hintergrund des Islamismus Gedanken um die nächste Reise macht, sollte man sich auch eines ganz anderen Aspekts bewusst sein. Im Trauminselstaat Malediven etwa sind 90 Inseln für Urlauber reserviert. Auf den übrigen 220 gilt die Scharia. Einheimischen drohen dort mittelalterliche Strafen, wenn sie dasselbe tun wie Touristen – Alkohol trinken etwa oder sich in Badekleidung zeigen.Ähnlich sieht es im boomenden Dubai aus. Die Entscheidung gegen einen Urlaub in solchen Ländern wäre nicht nur rational, sondern auch wünschenswert, um Länder, die den Islamismus befördern, nicht zu unterstützen.

 
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