Sehr geehrter Herr Professor Lohse,
es sind die kleinen Wörter, die auffallen und die Ihr Papier so bemerkenswert machen. Allein auf der ersten von 20 Seiten: Sofort. Entschlossen. Zügig. Schnell. Jetzt. Konsequent, unmittelbar. Und noch mal sofort, noch mal zügig. Ein zweites Mal: schnell.
In dieser Woche haben Sie mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften eine Ad-hoc-Stellungnahme zur deutschen Klimapolitik vorgelegt. Ad hoc deshalb, weil die Leopoldina im Juni erst Wissenschaftler zusammenrief mit dem Auftrag, die deutsche Klimapolitik und die Maßnahmen der Regierung zu bewerten. Das Ergebnis: ziemlich unmissverständlich. Deutschlands klügsten Köpfe haben sich auf die Seite der Protestjugend geschlagen. Und mit erstaunlicher Schärfe zeigen Sie den politisch Verantwortlichen die Versäumnisse auf.
Es ist schon die zweite deutliche Stellungnahme der ehrwürdigen Nationalakademie zur laufenden Klimawandel-Klimaschutz-Klimakrisen-Debatte in kurzer Zeit. "Saubere Luft" hieß im April das erste Gutachten zu Stickstoffdioxiden und Fahrverboten, das unter Ihrer Leitung entstand. Angela Merkel persönlich hatte die Leopoldina damit beauftragt im wüsten Diesel-Streit.
- Die Stellungnahme der Leopoldina zum Klimaschutz
Apropos, haben Sie eigentlich inzwischen eine Antwort aus dem Kanzleramt bekommen? Jetzt jedenfalls gibt es ein zweites Mahnschreiben, weil sich die Leopoldina "verstärkt übergreifenden wissenschaftlichen Fragen der Gestaltung nachhaltiger Entwicklung von Klima-, Umwelt- und Naturschutz widmen will". So schreibt es Präsident Professor Jörg Hacker, wie Sie lange Jahre an der Uni Würzburg tätig, leicht sperrig im Vorwort der Stellungnahme.
Es bedeutet, hoffentlich, so viel wie: Sie, die Forscher und wirklichen Fachleute, lassen gesellschaftliche Debatten nicht einfach laufen und verweisen darauf, wie komplex Sachverhalte sind, wie vielfältig die Zusammenhänge, wie geboten die Vorsicht beim Schlussfolgern und Interpretieren. Es bedeutet, wünschenswerterweise: Sie schalten sich ein. Und werden immer so deutlich wie jetzt.
Jetzt. Heute. Nicht morgen, nächstes Jahr oder irgendwann. Das ist die zentrale Botschaft der Leopoldina-Stellungnahme zu den "Klimazielen 2030": Deutschland muss – sofort! - alle nationalen und internationalen Vereinbarungen einhalten. Und muss – jetzt! – Maßnahmen umsetzen, die - schnell! – wirken. Und, so fordern Sie, diese Sofortmaßnahmen müssen ethisch begründet und sozial verträglich sein. Und sie müssen Innovationen fördern. Damit sagen die obersten deutschen Wissenschaftler dasselbe wie die obersten Ökonomen, die Wirtschaftsweisen: Klimasteuer wird vielleicht teuer. Nichts zu tun aber wird noch sehr, sehr viel teurer.
Sie selbst sind Mediziner, Meeresbiologin Antje Boetius leitete die Arbeitsgruppe, Ingenieure, Materialwissenschaftler, Klimaforscher, Historiker, Psychologen und Gesellschaftsforscher wirkten mit. Das ist deshalb wichtig, weil es bei der "Klimafrage" immer auch um einen "Generationenkonflikt", um Lebensbedingungen, um Ängste geht. Sie fordern: Es muss Schluss sein mit den derzeitigen Ungerechtigkeiten für die Bürger. Weg zum Beispiel mit der Stromsteuer, die Leute mit kleinem Einkommen belastet, den energiefressenden Industrien aber lauter Ausnahmen erlaubt. Sie fordern einen "einheitlichen und sektorenübergreifenden Preis für Treibhausemissionen". Also einen CO2-Preis, der von Stromerzeugung über Wärme und Industrie bis zum Verkehr alle betrifft. Und bei dem die mit dem größten ökologischen Fußabdruck am meisten zahlen. Sie fordern einen sozialen Ausgleich. Und vor allem: dass die Einnahmen wieder in den Klimaschutz gesteckt werden.
Sehr geehrter Herr Professor Lohse, wie groß ist Ihre Sorge, dass das Papier in den verantwortlichen Ministerien vielleicht zur Kenntnis genommen wird, dann aber rasch in den Schubladen verschwindet? Rechnen Sie damit, gehört zu werden?
Ihr Papier ist ein Zeugnis des Scheiterns. So etwas legt man gerne ganz unten in die Ablage. Aber die Stellungnahme sollte – so heftig die Kritik auch ist – ja auch ermutigen, oder? Zumindest schreiben Sie das so. Dass alle gewinnen können, wenn man Klimapolitik endlich konsequent betreibt. Dass die Politik heute eine "einmalige Chance" hat – weil es in der Bevölkerung so viel Unterstützung gibt für einen Wandel. Wenn zum Beispiel der öffentliche Verkehr endlich so viel taugt, dass es keine Zumutung ist, das Auto stehen zu lassen.
Schneller Kohleausstieg? Technisch möglich. Modernes Stromnetz? Dringend nötig. Nahverkehr, Fernverkehr und Gütertransport? Erheblich ausbaubedürftig und verbesserungswürdig. Elektrifizierung des Verkehrs überhaupt? Massiv empfohlen. Sehr geehrter Herr Professor Lohse, Sie haben den Verantwortlichen ohne Zurückhaltung da eine unzweideutige Auftragsliste vorgelegt. Schön, wenn Wissenschaftler auch mal Klartext schreiben.
Mit besten Grüßen,
Alice Natter, Redakteurin
- Antwort auf den Samstagsbrief: Warum sich Wissenschaftler wie Martin Lohse positionieren
dass nichts zu tun nur noch viel teurer würde. Das heißt, alles was wir überhaupt noch machen können, ist Schadensbegrenzung. Gerade bei einer solchen ist aber schnelles und entschiedenes Handeln unendlich wichtig. Schade bei der ganzen Gemengelage ist mMn nur, dass weiteres Zuschauen nicht von denen bezahlt werden müsste, die Bescheid wissen müssten, aber trotzdem nur zuschauen, sondern von denen, die noch gar nicht wissen, wie ihnen geschehen wird.
Die Weltkarte der globalen Erwärmung zeigt ein klares Nord-Süd-Gefälle. In der Antarktis wurde es in kleineren Gebieten nur minimal wärmer und in den größten Teilen kälter. Je weiter man nach Norden kommt, nimmt die globale Erwärmung immer mehr zu und gipfelt schließlich in der Arktis. Hat die Wissenschaft dazu eine Erklärung?
Wenn nicht, wäre der Treibhauseffekt nur eine Treibhaustheorie und deshalb fragwürdig. Würde heißen: wir wollen die Erde therapieren ohne die Diagnose zu kennen.
Nein! Gemeint war, dass man wissen sollte, warum das so ist, um die ganze Sache besser zu verstehen. Weiß man es? Vielleicht gibt's ja Erkenntnisse dazu.
https://www.spektrum.de/news/warum-wird-die-antarktis-kaelter/1381639
Es gibt tausende Wissenschaftler die sich mit dem Thema wissenschaftlich beschäftigen.
Und dann meinen Youtuber oder sonstige "Kritiker" sie wären die einzigen die da was entdeckt haben und sind schlauer als alle die sich mit Fachwissen mit dem Thema beschäftigen.
Ist das Arroganz oder einfach nur Selbstüberschätzung?
Ihre persönlichen Angriffe verstoßen gegen die Netiquette.
Danke für den Link. Dort wird die Abkühlung in der Antarktis mit dem geografischen Sonderfall des 3000 m hoch gelegenen Eises und Konversionslagen begründet. Eine ähnliche Geografie, mit ebenfalls 3000 m hohen Eis besitzt jedoch auch Grönland. Dort gab es jedoch eine außergewöhnlich hohe Erwärmung, die nach Norden noch zunimmt! Auch auf dem ganzen Gebiet der Welt zwischen beiden Polregionen sieht man insgesamt ein Nord-Süd-Gefälle der globalen Erwärmung:
https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv2=100932&lv3=101040
Warum Ihre nervöse Reaktion, wenn man eine vernünftige Frage stellt? Ich komme aus SW. Dort darf man schon seit langem selbständig denken. Deshalb wurde hier auch die Leopoldina gegründet, 100 Jahre bevor in WÜ die letzte Hexe verbrannt wurde.
Natürlich ist es wichtig selbst über Dinge nachzudenken. Aber wie Sie sehen, hat die Wissenschaft das schon bedacht.
Sie halten sich offensichtlich für schlauer als tausende Wissenschaftler die sich mit entsprechenden Fachwissen damit beschäftigen.
Das können Sie gerne machen, beim ersten mal hab ich Ihnen beim googlen geholfen. Ich bin sicher, jemand wie Sie kann das auch ohne Hilfe.
1. Die Höhenlage der Antarktis bis über 3000 m (die aber auch Grönland hat!)
2. Die ungleiche Verteilung der Landmasse zwischen Nord- & Südhalbkugel
TLW-tu_W: "Wo habe ich Sie persönlich angegriffen? Sie halten sich offensichtlich für schlauer..."
Ein Widerspuch! Schon folgt der nächste Angriff.
Ich beende meinerseits die Diskussion.
Die Wissenschaft sagt uns seit sehr langer Zeit, sehr deutlich dass die Menschheit den Klimawandel beeinflusst.
Sie suchen sich ein Detail um den ganzen zu widersprechen? Wenn Sie genau dieses Detail so sehr interessiert, dann fragen Sie doch einen seriösen Wissenschaftler Ihres vertrauens.
Aber was soll es bringen durch soetwas den gesamten wissenschaftlichen Konsens in Zweifel zu ziehen?
Sie sollten nicht so gereizt reagieren. Ein persönlicher Angriff sieht anders aus, als sich üner einen Umstand gedanken zu machen.
ceterum censeo,
Das Klimathema ist an Einseitigkeit nicht zu überbieten und
dient nur zur Akzeptanz der CO2 Steuer. Da fällt einem nur noch Goethe ein: "Wer die Menschen betrügen will, muss vor allem das Absurde plausibel machen."
und absurd ist wohl eher, dass der Anstieg des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre um ca. 30 % gegenüber dem Stand Ende des 2. Weltkrieges GAR KEINE Auswirkungen auf den Treibhauseffekt haben soll...
Oh und bitte, falls hier als Antwort kommen sollte, der CO2-Anstieg käme von der durch Sonneneinstrahlung erhöhten Temperatur: die Strahlungsleistung der Sonne ist zzt. eher niedrig gegenüber dem Durchschnitt. Dafür sind "wir" gerade dabei, innerhalb von ein paar Jahrzehnten einen großen Teil der innerhalb von Jahrmillionen gebildeten fossilen Kohlen(wasser)stofflager in "Luft" aufzulösen.