„Danke für den Klima-Klartext, Herr Professor Lohse!“ war in der vergangenen Woche unser Samstagsbrief überschrieben. Anlass war die Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zu den „Klimazielen 2030“, an der Lohse mitarbeitete. „Es freut mich, dass gelesen wird, was die Leopoldina zum Klima geschrieben hat“, schreibt Martin Lohse in seiner Antwort. Das Lob komme ihm „nur in Maßen zu, andere in der Arbeitsgruppe haben mehr an diesem Papier gearbeitet“, so Lohse. Hier sein Antwortbrief:
Liebe Frau Natter,
Danke für Ihren Brief. Es freut mich, dass gelesen wird, was die Leopoldina zum Klima geschrieben hat. Das Lob kommt mir nur in Maßen zu, andere in der Arbeitsgruppe haben mehr an diesem Papier gearbeitet. Ich gebe es gern weiter – wir sind ja ein Team.
In diesen Wochen sind mehrere Stellungnahmen zum Klimaschutz erschienen, und endlich haben auch Politiker das Thema aufgenommen. Die Fridays-for-Future-Bewegung hat den Boden dafür bereitet – und ja: auch die Wissenschaft mischt sich jetzt stärker ein. Es ist ungewöhnlich, dass Wissenschaftler sich klar positionieren. Klare Festlegungen und Meinungen entsprechen nicht dem Denken von Wissenschaftlern: Wir stellen alles in Frage und denken immer wieder darüber nach, ob Dinge nicht ganz anders sein könnten. Mit Hypothesen, die gegen den Strich gehen, versuchen wir, unser Wissen und unsere technischen Möglichkeiten ständig zu erweitern. Könnte nicht vielleicht der nächste Apfel, der vom Baum fällt, nach oben fallen? Und an der Bestätigung von Einsteins Theorien wird noch heute gearbeitet.
Jetzt aber legen wir uns fest - quer durch die Disziplinen. Denn wir sind in einer Situation, in der es fahrlässig wird, zu denken, dass alles auch ganz anders sein könnte. Dass es solche Klimaschwankungen schon immer gab, dass wir Menschen nichts dafür können, dass die Gletscher wieder größer werden und die Hitzewellen weniger. Wir sind uns sehr sicher, dass wir unsere Art zu leben, zu fahren, zu bauen und zu heizen, ändern müssen. Wir glauben aber auch, und das ist das Positive dabei, dass es dafür viel zu entdecken und zu erfinden, zu bauen und herzustellen gibt. Dass diese Aufgaben einen Innovationsschub auslösen können, der unserem Land Arbeit für morgen gibt. Und wenn es gut geht auch Wohlstand.
Viele sagen, es gehe um Klimaschutz. Aber vor allem geht es um unseren eigenen Schutz! Die letzten 10.000 Jahre war unser Klima ausnehmend stabil – das hat unsere Zivilisation ermöglicht: von den Mauern von Jericho bis zur Mondfahrt. Seit ein paar Jahrzehnten aber sind wir so viele geworden, wir machen so viel Dreck und Klimagase, dass es so nicht weitergehen kann. Dem Klima ist es egal, wenn es wärmer wird. Aber von uns Menschen wären dann vermutlich viele schlecht dran. Die aus Afrika und Mittelamerika müssten nach Norden ausweichen, die im Norden müssten für die anderen Platz machen.
Im Weltraum treffen sich zwei Planeten. „Wie geht’s denn so?“ „Ach, nicht so gut. Bin krank.“ „Was denn?“ „Ich habe homo sapiens.“ „Nicht so schlimm - das geht vorüber!“
Was sich Planeten als Witz erzählen, das ist für uns nicht gut. Es ist sowieso nicht leicht für eine Art zu überleben. Die Dinosaurier hat’s schon erwischt, die Mammuts und die Neandertaler auch. Und die waren noch nicht einmal selbst schuld. Bei uns sieht’s da anders aus. Es wird Zeit, dass wir jetzt das tun, was wir zu einem guten Klima beitragen können. Es gibt viel anzupacken. Machbares. Schön, wenn Sie uns helfen, diese Botschaft zu verbreiten!
Ganz herzlich
Ihr Martin Lohse
Wer weiterhin den menschlichen Einfluß leugnet lügt bewusst wider besseren Wissens!