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Kitzingen
Samstagsbrief an Thomas Gottschalk: Mach's nochmal, Thommy!
Mit der Jubiläumsshow von "Wetten, dass..?" an diesem Samstag kehrt ein Lebensgefühl zurück. Unser Autor hat für Thomas Gottschalk ebenfalls eine Wette parat – und eine Liebeserklärung.
Es kann nur einen geben: Thomas Gottschalk im Jahr 2007. Die folgenden 'Wetten, dass..?'-Moderatoren waren eher Missverständnisse, findet unser Autor. 
Foto: Volker Hartmann, dpa | Es kann nur einen geben: Thomas Gottschalk im Jahr 2007. Die folgenden "Wetten, dass..?"-Moderatoren waren eher Missverständnisse, findet unser Autor. 
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:56 Uhr

Zwischendurch, lieber Thomas Johannes Gottschalk, war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn Sie vor ein paar Jahren mit dem Eintritt ins Renteneintrittsalter aufgehört hätten. Weil's ja auch schnell peinlich werden kann. Irgendwann war's dann fürs Schluss machen aber zu spät, Zeitpunkt verpasst. Jetzt ziehen Sie es durch – und das ist auch gut so. Allein schon wegen der Sonderausgabe von "Wetten, dass..?" an diesem Samstag. Ich freu mich! Das Nikolausgeschenk gibt's in diesem Jahr also genau einen Monat früher.

Zehn Jahre nach Ihrer letzten "Wetten, dass..?"-Ausgabe gibt es noch einmal dieses wunderbare Lagerfeuer-Gefühl vor dem Fernseher, das sonst keiner erzeugen konnte: Alle sitzen drumherum, schauen glücklich in die Flammen und wärmen sich. Der perfekte Ort. Bier und Stockbrot in Reichweite. Ein Traum.

"Wetten, dass..?" ohne Sie ist wie die Helene-Fischer-Show ohne Helene Fischer

"Europas größte Fernsehshow" – kann man sich heute fast gar nicht mehr vorstellen, dass es so etwas einmal gab. Auf 215 Ausgaben brachte es die von Frank Elstner erfundene Sendung. Mit Wolfgang Lippert und Markus Lanz gab es leider auch ein paar Moderatoren-Missverständnisse. Immerhin 25 der insgesamt 34 "Wetten dass..?"-Jahre moderierte der Richtige. Genau 151 Sendungen. "Wetten, dass..?" ohne Sie, lieber Thomas Gottschalk, ist wie die Helene-Fischer-Show ohne Helene Fischer.

Die Helene kommt ja auch zur Nostalgie-Party, was vielleicht – wenn ich das mal so direkt sagen darf – nicht unbedingt hätte sein müssen. Aber Altrocker Udo Lindenberg, noch so ein Unverwüstlicher wie Sie, gleicht das wieder aus. Ebenso wie die beiden B von Abba: Björn und Benny. Samt der Überraschungen. Bei der Mutter aller Samstagabend-Shows würde es jedenfalls keinen wundern, würden beispielsweise Modern Talking erneut eine Blitz-Vereinigung feiern.

Es roch immer nach Gummibärchen und der großen weiten Welt

Genau das ist "Wetten, dass..?": Alles ist möglich. Es darf von allem etwas mehr sein. Und das live – wo traut sich das heute in dieser Konserven-Fernsehlandschaft noch jemand? "Wetten, dass..?" hatte immer die bestbesetzte Wettpaten-Couch der Welt. Samt eigener Luftbrücke für die Hollywood-Stars. Persönlich abgeknutscht von Ihnen.

Diese Kontinuität muss man erst einmal hinbekommen: Immer bescheuert angezogen, dazu diese reichlich seltsame Frisur. Thomas Gottschalk in verschiedenen Outfits bei früheren 'Wetten, dass..?'-Ausgaben. 
Foto: Picture Alliance, dpa | Diese Kontinuität muss man erst einmal hinbekommen: Immer bescheuert angezogen, dazu diese reichlich seltsame Frisur. Thomas Gottschalk in verschiedenen Outfits bei früheren "Wetten, dass..?"-Ausgaben. 

Zugegeben: Inhaltlich waren die Gespräche oft geschenkt – aber hey, egal, Hauptsache Terence Hill war überhaupt da. Es stimmte einfach alles: Michelle Hunziker als Co-Moderatorin. Die legendäre Außenwette. Die unvermeidlichen Bagger. Nirgendwo sonst wurden Lieder mit Brustmuskeln gezuckt. Und dann dieser fiese Bundstifte-Betrug. Unvergesslich. Im Grunde war "Wetten, dass..?" sogar die Erfindung des Geruchsfernsehens: Es roch immer nach Gummibärchen und der großen weiten Welt. 

Das Allerbeste aber ist: Sie haben versprochen, dass an diesem Samstagabend in Nürnberg alles so sein wird, wie es immer war. Was für jene unter uns, die im vergangenen Jahrhundert schon Fernsehreife hatten, ein unbezahlbares Gefühl ist. Daran ändert auch nichts, dass es diese Zahl gibt: 71. Aber das Alter wird überschätzt. Egal. Zumal auch mit 71 fast keiner "Herr Gottschalk" sagt – es bleibt bei "Thommy". Unser Pop-nach-acht-Radioshow-Na, sowas!-Held aus den 80ern. Der es immer noch drauf hat. Der immer noch bescheuert angezogen ist und immer noch keine richtige Frisur hinbekommt. Eine Kontinuität, lieber Thommy, die es so kein zweites Mal gibt.

"Wetten, dass..?" ist wie das Stück Gelbwurst, das man beim Metzger bekam

Jetzt, zum 40. Geburtstag der Wett-Show, die 2014 nach dem schweren Unfall von Samuel Koch eingestellt wurde, darf noch einmal dieses Damals-Gefühl bedient werden: Als es noch echte Straßenfeger gab und sich bis zu 20 Millionen Menschen vor dem Fernseher versammelten. Als alle auf das "Top, die Wette gilt!" warteten. "Wetten, dass..?" ist wie das Stück Gelbwurst, das man als Kind beim Metzger bekam – das Größte eben.

Vielleicht wird ja tatsächlich noch einmal die 20-Millionen-Zuschauer-Schallmauer erreicht - an mir soll es jedenfalls nicht scheitern. Dann wäre womöglich auch der Weg frei für noch mehr Nostalgie. Deshalb, lieber  Thommy, mein Wettangebot zur Feier des Tages: Ich wette, dass es ab jetzt jährlich eine Nostalgie-"Wetten, dass..?"-Ausgabe gibt. Top, die Wette gilt! 

Auf keinen Fall sollten Sie pünktlich aufhören! 

Eine dringende Bitte noch: Alles darf passieren, auf keinen Fall aber sollten Sie pünktlich aufhören! Ich würde ihn so gerne noch einmal hören, diesen Samstagabend-Satz meiner Kindheit: "Die nachfolgenden Sendungen verzögern sich..." – beispielsweise um bis zu 50 Minuten, wie im Sommer 2009 auf Palma de Mallorca. "Wetten, dass..?" hat länger überzogen, als manche anderen Unterhaltungsshows regulär am Start waren. 

Der ewige Thommy. Gute-Laune-Minister. 1,92 Meter Fernsehgeschichte. Moderatoren-Legende. Zum Denkmal Gewordener. Gelbwurst-Freude. Wir sehen uns. Heute Abend am Lagerfeuer.

Mit erwartungsvollen Grüßen

Frank Weichhahn, Redakteur

Persönliche Post: Der "Samstagsbrief"

Jedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den eine Redakteurin oder ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur. Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.
Quelle: MP
 
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Kommentare
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  • M. L.
    Klasse Kommentar, Hr. Weichhahn. Auf den Punkt gebracht.

    Zur Sendung... Tolle Sache! Selbst immer gern gesehen, quasi damit aufgewachsen. grinsen Als Zuschauer auch viermal live vor Ort dabei gewesen, selbst im Coliseo Balear genau vor 10 Jahren mit der Familie. Einzigartige Atmosphäre!
    Und der Thomas ist jedes Mal verdammt gut gelaunt vor der Live-Sendung 20 Min. durch viele Reihen der Zuschauer gelaufen, die Zuschauer begrüßt, hat hier und da ein Pläuschen gehalten und für Stimmung gesorgt - da war selten ein zusätzlicher WarmUp'er notwendig.

    Tommy, ein ..zweimal im Jahr wäre diese Show im TV auch weiterhin eine schöne Sache. Danke!

    Und man muss es ja mal sagen...
    Die meisten Music-Acts dieser Show waren hochkarätig besetzt, kaum vergleichbar im deutschen Fernsehen.
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  • K. R.
    Grufti TV lässt Grüßen
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  • P. B.
    War eine sehr gute Unterhaltungsshow. Auch der Spruch gegen Herrn Söder war super!
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  • G. B.
    Wer das nicht anschauen möchte, kann ja gerne einen anderen Sender wählen. Es stehen ja mittlerweile hunderte Sender zur Verfügung.
    Wetten dass war für mich einer von mehreren Highlights im Deutschen Fernsehen.
    Gerne kann man wieder mal probieren, ob es gut beim Publikum ankommt.
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  • R. Ö.
    Aber auf fast allen läuft nur Dreck und ewige Wiederholungen 🤮
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  • L. W.
    Man kann ja auch mal ein Buch lesen

    oder im Radio ein Hörspiel anhören.

    Es gibt sicherlich intelligentere Arten seine Freizeit zu nutzen als Fernsehen.
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  • R. Ö.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • A. H.
    Schade, ein zunehmend lächerlicher alter Mann karikiert sich selber......
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    Dass sehen aber millionen Deutsche anders. Wetten dass?
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  • A. H.
    ...oder auch genau so wie ich, wetten?🙃
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  • K. S.
    Da braucht einer ordentlich Geld. Die Hörgeräte werfen nicht genügend ab.
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  • A. K.
    Das ÖRR zieht sich in den Winterschlaf zurück.
    Ausgelutschte Unterhaltungsformen werden vorher nochmals kurz zum Leben erweckt.
    Gräuslich
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Jede/r wie er/sie will. Ich freue mich darauf!!!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn Sie lieber Dschungelcamp schauen, popp 58 bitteschön!
    Im übrigen besteht kein Zwang die Sendung anzusehen! Sie müssen sich ggf. mit Ihrer Frau einigen 🤣
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  • A. K.
    Dschungelcamp habe ich noch nie gesehen.
    Dürfte aber ähnliches Niveau haben.
    Gottschalk, das war mal was, aber jetzt?
    Jeden Samstag 3 Stunden alberne Quizshows mit C-Prominenz oder Tralalas wie Blechschmied, Fischer u.s.w. und jetzt diese ausgelutschte Sendung
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    Wie wär's mit Monopoly mit den Kindern? Gääähn!
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  • M. D.
    Der Unfall von Samuel Koch war 2010.
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  • L. W.
    Hallo,

    das stimmt, die Sendung wurde jedoch erst 2014 endgültig eingestellt.

    Freundliche Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
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  • E. S.
    Dann sollte das auch so im Artikel stehen.
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  • H. M.
    ein Narzisst der´s nicht lassen kann, die Labertasche der Nation.
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