
Mit so prominentem Besuch spaziert Winzer Ewald Ruppert normalerweise nicht durch seine Weinberge im Prichsenstädter Ortsteil Kirchschönbach (Lkr. Kitzingen). Doch diesen Sommer durfte er Showmaster Frank Elstner bei sich zuhause begrüßen. Und der hatte ein Kamerateam dabei - nicht um einen Beitrag für eine Neuauflage von "Wetten, dass..?" oder eine andere Unterhaltungsshow zu drehen, sondern um mit Ewald Ruppert über seine Krankheit zu sprechen. Beide Männer sind Leidensgenossen: Sie haben Parkinson. An diesem Mittwoch ist Elstners Besuch in Unterfranken in der Doku "betrifft: Frank Elstner – Mein Leben mit Parkinson" um 20.15 Uhr im SWR zu sehen.
Der 79-jährige Showmaster hat seine Krankheit schon vor einiger Zeit öffentlich gemacht. Bei ihm ist sie allerdings noch nicht so ausgeprägt wie bei Ewald Ruppert. Der Winzer ist zwar mit 70 Jahren etwas jünger als Elstner, hat aber stärker mit den Folgen zu kämpfen.
Wie Frank Elstner auf Ewald Ruppert aufmerksam wurde
Ruppert wurde vor wenigen Wochen an der Uniklinik Würzburg mit einer neuen Methode behandelt. In einer Operation wurde ihm ein Neuro-Stimulatorsystem eingesetzt, eine Art "Hirnschrittmacher".
Dadurch wurde Frank Elstner auf den Unterfranken aufmerksam. "Es hat mich interessiert, wie das neue System bei ihm wirkt, wie er es verkraftet", erzählt der TV- und Radiomoderator im Gespräch mit dieser Redaktion. "Es kann ja sein, dass ich auch einmal so etwas bekommen muss."

Frank Elstner hat erst kürzlich ein Buch über seine Erkrankung veröffentlicht. Es heißt "Dann zitter ich halt - Leben trotz Parkinson". Geschrieben hat er es zusammen mit Prof. Jens Volkmann, dem Leiter der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg. Die beiden haben 2020 zusammen die Parkinson Stiftung gegründet. Das Buch, das sie gemeinsam herausgebracht haben, klärt über die Krankheit auf und gibt unter anderem Einblick in den neuesten Stand der Forschung.
Auch Ewald Ruppert ist bei Prof. Volkmann in Behandlung. Der Würzburger Neurologe machte den bekannten Showmaster mit dem fränkischen Winzer bekannt.
Wie der Winzer bisher mit der Krankheit lebte
Bei Ruppert wurde die Krankheit vor mehr als 15 Jahren festgestellt. Ein Kunde, der selbst davon betroffen war, habe ihn beim Weinverkauf auf seine eingeschränkte Beweglichkeit angesprochen, erzählt der Winzer. Woher das kommt, weiß Ewald Ruppert nicht. Auch die Ärzte rätseln noch.
Einige Jahre gelang es Ruppert seine Krankheit mit Tabletten im Zaun zu halten. Stolz ist er, dass er bis zum Renteneintritt in seinem Beruf als Landschaftspfleger tätig war: "Die letzten fünf Jahre mit dem Wissen: Du hast Parkinson", sagt Ruppert, der neben seinem Beruf auch immer Winzer war.

Die Dosis an Medikamenten, die er einnahm, musste jedoch immer weiter gesteigert werden. Ruppert ließ sich eine Pumpe im Bauchbereich einsetzen, die den Körper über 24 Stunden mit der Medizin versorgte. Das funktioniere ähnlich wie bei Diabetes-Kranken, berichtet er. Zweimal am Tag wurde die Pumpe befüllt.
Neue Therapie: Hirnstimulation
Doch das hatte Nebenwirkungen. Rupperts Sohn Fred erzählt, dass sein Vater daraufhin jedes Mal wie aufgeputscht gewesen sei: "Er stand manchmal nachts um drei Uhr in der Küche, war fit und hat Kuchen gebacken." Irgendwann wurde das zu viel für den Körper, die Rezeptoren nahmen die Wirkstoffe nicht mehr so gut auf. Also suchte Ruppert mit seinen Ärzten nach einer anderen Therapie. Die Möglichkeit mit der Hirnstimulation kam ins Gespräch.
Nach einigen Untersuchungen und Gesprächen traf Ewald Ruppert mit der Familie die Entscheidung, sich operieren zu lassen. Die Universität wählte ihn als geeigneten Patienten für die neue Methode aus, wohl auch, weil die Entfernung zur Klinik nach Würzburg nicht so weit ist. Eine regelmäßigere Untersuchung ist dadurch einfacher, auch bei Problemen kann man schneller reagieren.
Im August wurde Ewald Ruppert in Würzburg operiert. Ihm wurden zwei Platin-Hirnsonden und eine Art "Hirnstimulator" in die Brust eingesetzt. Das Besondere: die Stimulatoren können nicht nur Signale abgeben, sondern diese auch erfassen. Damit werden Daten gesammelt, die zukünftig der Optimierung der Therapie dienen können, beschreibt Prof. Cordula Matthies, die stellvertretende Direktorin der Klinik für Neurochirurgie, das Verfahren in einer Mitteilung der Uni Würzburg.
So verlief Frank Elstners Besuch in Kirchschönbach
Zu Frank Elstner hatte Ewald Ruppert schon vor der Operation Kontakt über die Uniklinik. Elstner sei am Tag des Vorgesprächs zur Operation bei ihm gewesen, erzählt Ruppert. Beide vereinbarten, sich danach noch einmal zu treffen – im Beisein eines Filmteams, denn Elstner wollte Rupperts Fall publik machen.
Zwei Wochen nach der Operation kamen die Fernsehleute nach Unterfranken. "Das war sehr früh, denn da konnte ich mich noch gar nicht richtig bewegen", sagt Ruppert rückblickend. Seine Sprache sei damals viel undeutlicher gewesen, das habe sich mittlerweile verbessert, erzählt sein Sohn.
Zweieinhalb Stunden dauerte Frank Elstners Besuch in Kirchschönbach, mit Dreh im Ruppertschen Weinberg am Mariengarten. Schließlich ging es noch nach Prichsenstadt. "Der Regisseur wollte, dass Herr Elstner mit mir ein Stück durch die Stadt und durch das Stadttor läuft", berichtet Ruppert.

Der Moderator war beeindruckt von seinem Besuch bei Ewald Ruppert. "Ich war begeistert, wie er mit seiner Krankheit umgegangen ist. Er hat nicht gejammert, er ist ein fröhlicher Mensch geblieben", erzählt Elstner im Telefonat mit dieser Redaktion.
Im Weinberg habe ihm Ruppert vieles über die Weinlese, den Wein und die Natur erzählt. "Dabei glänzten seine Augen. Die Leidenschaft, wie er seinen Beruf als Winzer macht, das war beeindruckend." Er wisse, dass es Zeit brauche, bis man sich von der Operation erholt habe, sagt Elstner. Die Hauptsache sei, dass es Ruppert irgendwann wieder besser geht.
Ewald Ruppert ist derzeit in einer Art Übergangsphase. Er hat die Operation ohne Komplikationen überstanden. In den ersten Monaten nach dem Eingriff muss alles erst einmal verwachsen. Die Professorin Cordula Matthies beschreibt das so: "Das Gehirn muss sich an die Umstellung von zuvor hohen Dosen an Medikamenten auf die Stimulation gewöhnen. Durch die kontinuierliche Stimulation kann Ewald Ruppert sich insgesamt bereits besser bewegen. Es entstehen immer weniger Phasen von Unterbeweglichkeit."
Auch Ewald Ruppert war beeindruckt von seinem prominenten Gast, der um seinen Besuch kein großes Aufheben gemacht habe. "Herr Elstner ist ein feiner Mensch", lautet Rupperts Eindruck von dem Treffen. Sehr einfühlsam, mit viel Ruhe und viel Zeit, habe er sich gezeigt. Fred Ruppert sagt: "Mit seiner Ausstrahlung hat Herr Elstner meinem Vater unheimlich gut getan."
Rupperts Ziel: In den nächsten Jahren wieder im Weinberg mithelfen
Inzwischen geht es Ewald Ruppert langsam besser. Der 70-Jährige muss sich aber nach dem Eingriff noch einige Zeit schonen. Das fällt dem einstigen Landschaftspfleger und Naturmenschen, der sonst kaum Ruhe kennt, nicht leicht. Er hat sein eigenes Programm, das er täglich absolviert. Bewegung sei gut, morgens gehe es immer erst einmal aufs Steh-Fahrrad. "Sonst komme ich nicht in die Gänge". Es folgt zweimal für etwa eine Stunde etwas Arbeit. Das müsse reichen, auch wenn er gerne mehr machen würde, sagt er.
Denn ausgerechnet jetzt, wo die Weinlese läuft, nicht richtig dabei sein zu können, fällt dem Winzer schwer. Sein Ziel ist es, so fit zu werden, dass er in den nächsten Jahren im Weinberg mithelfen kann.
TV-Tipp: An diesem Mittwoch, 13. Oktober, um 20.15 Uhr ist die Doku "betrifft: Frank Elstner – Mein Leben mit Parkinson" im SWR zu sehen. Nach der Ausstrahlung ist die Sendung ein Jahr in der ARD Mediathek abrufbar.