
Wolfram Rupperti ist auf den großen Theaterbühnen zuhause. Begonnen hat seine Karriere in Sommerhausen. Mittlerweile ist er festes Ensemblemitglied beim Wiener Burgtheater, eine der bedeutendsten Bühnen Europas.
1967 ist Rupperti im alten Krankenhaus in Kitzingen geboren. Mit zwölf Jahren hat er zum ersten Mal in einem Schulstück mitgespielt. Mit 17 Jahren wurde er dann vom österreichischen Regisseur Veit Relin entdeckt. Für ihn spielte Rupperti im Torturmtheater in Sommerhausen. "Danach war ich nach vielen abendlichen Vorstellungen oft sehr müde in der Schule", sagt der Schauspieler. Aber die Lehrer hätten dafür Verständnis gehabt: "Es war halt mein Traum."
Nach seinem Schulabschluss besuchte Rupperti die Otto-Falckenberg-Schule in München. Ein Jahr lang hatte er sich auf die Aufnahmeprüfungen vorbereitet. "Ich habe mich auch bei keiner anderen Schule beworben, was sehr naiv war", so der gebürtige Kitzinger, der seine Heimatstadt noch heute regelmäßig besucht. Denn von 800 Bewerbern wurden nur zehn genommen. Er war dabei. Nach vier Jahren Ausbildung blieb er in München und spielte am Residenztheater.

Familie und Schauspiel: Geht das gut?
Dabei blieb es aber nicht: Insgesamt ist Rupperti zwölf Mal für den Beruf umgezogen, und das immer mit Kind und Kegel. Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, war für ihn eine Herausforderung. "Das Umziehen fiel meinen drei Töchtern nicht immer leicht." Für die hieß es immer wieder: neue Kindergärten, Schulen und Freundeskreise.
"Meine Exfrau hat da einen enormen Anteil daran, dass das immer gut bewältigt wurde", sagt Rupperti. Und seine Töchter scheint das bewegte Leben ihres Vaters nicht abgeschreckt zu haben. Zwei von ihnen sind heute selbst Schauspielerinnen.
Auf der Bühne neben Christoph Maria Herbst
Neben München und Würzburg spielte Rupperti auch in Düsseldorf und Bremerhaven. Im Stadttheater der Hafenstadt stand er mit Kollegen wie Christoph Maria Herbst auf der Bühne. "Ich weiß noch, wie er mich damals gefragt hat, ob er zum Casting für die Serie Stromberg gehen soll", erinnert sich Rupperti, der Herbst damals zugeraten hatte, sich zu bewerben.
Als er mit Herbst einen Fechtkampf auf der Bühne austrug, saß auch Ruppertis damals fünfjährige Tochter im Publikum. "Und plötzlich höre ich quer durch den ganzen Zuschauersaal meine Tochter ängstlich rufen: Papa!", erzählt Rupperti. Und tatsächlich: Im Kampf mit Herbst erlitt Rupperti den Bühnentod. "Meine Tochter war anschließend sehr erleichtert, ihren Vater gesund und munter wieder zu haben", schmunzelt Rupperti.
Kitzingen trifft auf Hollywood
Auch mit Hollywood-Größen wie Jonathan Pryce stand Rupperti vor der Kamera. Der Brite spielte unter anderem bei "Fluch der Karibik" und "Game of Thrones" mit. "Er ist so ein angenehmer, höflicher Mann, dass ich mir dachte: Die großen Persönlichkeiten haben ein Zur-Schau-Stellen gar nicht nötig", erinnert sich Rupperti an die Zusammenarbeit.
Die deutsche Schauspielerin Sophie von Kessel und Rupperti verbindet eine lange Freundschaft. Mit ihr spielte er im Film "Lebendig" die Hauptrollen. Mit dem Langfilm "Lebendig" ist dem Münchner Regisseur Michael Siebert ein Erfolge gelungen. Die Low-Budget-Produktion räumte einige Preise auf internationalen Filmfestivals ab.

Rupperti selbst erhielt dafür im vergangenen Jahr den "MIFF-Award" in Mailand. Er wurde als bester Schauspieler in einer Hauptrolle ausgezeichnet. "Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet", erzählt der 54-Jährige. Momentan plant der gebürtige Kitzinger wieder eine Kurzfilmreihe mit Siebert.
Die Theaterbühne ist Ruppertis Zuhause
Ein Jahr ist Rupperti jetzt am Wiener Burgtheater. Die Atmosphäre des Schauspielhauses genießt er. Die direkte Resonanz des Publikums hat ihn schon immer fasziniert. "Wegen der Bühne bin ich Schauspieler geworden", sagt er. Doch hin und wieder beweist er sich auch in Film- und Fernsehrollen.
So spielte er unter anderem im Kinofilm "Willkommen bei den Hartmanns" und in mehreren "Tatort" mit. Für ihn sind Film und Theater sehr unterschiedliche Arbeitsfelder. "Beim Film kann man viel minimalistischer denken als auf der Bühne", so Rupperti. Generell ist für ihn die Arbeit am Set deutlich enger. "Da sind nur du, deine Schauspielkollegen und das Filmteam bei der Szene", erklärt er. Diese Situation könne nicht mit dem Adreanlinrausch auf der großen Bühne vor Hunderten von Zuschauern mithalten.

Trotz der großen Unterschiede macht ihm beides Spaß – das steht und fällt vor allem mit den Kollegen. "Allerdings glaube ich, dass ich so lange auf der Theaterbühne stehen werde, bis ich mir keine Texte mehr merken kann", sagt Rupperti. Ob das Burgtheater seine letzte Station sein wird, kann er nicht sagen. Aber der Schauspieler weiß um seine Rastlosigkeit: "So, wie ich mich kenne, wird es mich irgendwann weitertreiben."
Corona führte zu einem Innehalten beim Schauspieler
Seit über 30 Jahren ist er Schauspieler am Theater. In dieser langen Zeit hatte er immer viel zu tun. Doch Corona zwang das Theater zur Schließung. "Es entstand ein Innehalten, dass ich im ersten Lockdown sogar genossen habe", sagt Rupperti. Die Proben waren ausgesetzt oder nur unter Hygieneauflagen möglich. Seine freie Zeit hat er für Projekte genutzt, die er sonst nicht in Angriff genommen hätte. Zum Beispiel hat er eine CD mit Märchen und Gedichten aufgenommen.
Aktuell wird am Burgtheater wieder für die ersten Theatervorstellungen nach dem Lockdown geprobt. Noch rechnet Rupperti nicht damit, dass zeitnah wieder Zuschauer in das Schauspielhaus dürfen. "Aber wir hoffen natürlich darauf, dieses Jahr wieder vor belegten Plätzen auftreten zu können", sagt Rupperti. "Wir sind vorbereitet."