Die schlechte Nachricht zuerst: Cobario will und wird in diesem Jahr nicht zum Stramu kommen. 2014, 2016 und 2018waren die Wiener Ausnahmemusiker beim Würzburger Straßenmusikfestival zu Gast – und immer dicht, sehr dicht von einer großen, begeisterten Zuschauermenge umringt. 2019 aber ist leider ein ungerades Jahr. Die gute Nachricht: Dem Applaus und den gestreckten Händen nach, haben sich viele, viele Zuhörer am Sonntagabend im ausverkauften Würzburger Bockshorn Würzburg wieder als Auftrittsort gewünscht... und dann wird Cobario ganz sicher wieder kommen.
Klänge wie der Geschmack von Sachertorte
Was nämlich dieses Trio, das nicht Coboria und nicht Cabrio heißt, das nicht Cobário ausgesprochen wird, sondern Cobarío und das nicht mit einer Geige und zwei Violinen antritt, sondern mit einer Geige und zwei Gitarren, in erster Linie auszeichnet, abgesehen von dieser wunderbaren Musik und einer unfassbaren Virtuosität ihres Geigers: absolute Kundenfreundlichkeit. So bieten die drei Wiener in der Konzertpause nicht nur handgeschöpfte Schokolade und Zweigelt aus Österreich feil. Sondern sie reisen immer dorthin, wo man sie am meisten hören will.
Genug Wünsche für eine Stadt – und dann kommen sie. Der Geiger, Herwig Schaffner, bringt eine Kaffeetasse mit auf die Bühne, wirft sich den bereithängenden Seidenschal um den Hals und setzt mit der Bratsche an zu einem Ton, so weich, so sanft, so rein... Eine "Wiener Melange" serviert Cobario im Bockshorn. Was bedeutet, dass die Saitenmusiker mal so süß und reich und sahnig musizieren, als servierten sie ein Stück Sachertorte. Oder zwei. Dann wieder fetzen sie so frisch und spritzig los, als gössen sie gerade ein Achtele Veltliner ein. Und kaum darauf gibt's voller Pep und Pfeffer ein rasantes Gulasch.
Bald noch einmal in Unterfranken zu sehen
Nun gehört zur Cobario-Kundenfreundlichkeit auch, das Publikum nach vier Liedern zu fragen, wie der Abend weitergehen soll. Romantisch, gemütlich? Oder rassig, flott? Die Würzburger Zuhörer wollen es mehrheitlich dynamisch, doch zu den Wiener Weltmusikanten gehört beides. Ruhige und rasante Kompositionen wechseln sich ab, und auch innerhalb eines Stücks gibt es immer beides. Was langsam beginnt, wird mit furiosen Bogensprüngen enden. Wenn's gleich fetzt, gleitet die Musik am Ende sanft aus.
Unbedingt zu erwähnen: Zig Länder haben Herwig Schaffner, Georg Aichberger und Jakob Lackner in den vergangenen Jahren besucht. Und die Reisefreude der Instrumentalisten – von Mexiko über Tunesien und Usbekistan via Estland in den Iran – schmeckt in ihrer würzigen Wiener Mischung immer wieder musikalisch durch. Die Zuhörer wissen nun auch, wie es klingt, wenn eine rumänische Hochzeitsgesellschaft drei Tage und Nächte lang im Hotel durchfeiert. Wie man einen Einsatzbus voller Polizisten an einer Nizzaer Straßenkreuzung rhythmisch überzeugt. Und wie ein schottischer grüner Hügel mit weißem Schaf oben drauf vertont wird.
Am Ende, nach viel Tremolo, Spiccato und Vibrato: viele Bravos, langer Applaus, mehrere Zugaben. Und doch noch eine gute Nachricht: An diesem Freitagabend zupfen und streichen die drei ihre Saiten ab 20 Uhr im Aschaffenburger Hofgarten, bevor sie demnächst nach Kasachstan und Kirgisistan reisen.