
Falls der Neubau der Tauberphilharmonie noch eine Statiküberprüfung gebraucht hätte, falls ein letzter Vibrationstest nötig gewesen wäre: Am Sonntagabend gab es sie - und der superschicke Konzertsaal im idyllischen Tauberstädtchen Weikersheim hat die Tests mit Bravour bestanden. Einen besseren Beweis, dass der Bau musikalisch was aushält und auch bei Klangwucht richtig was taugt, hätte es kaum geben können als den Auftritt von "Meute".
Meute? Genau. Jene Marching-Band aus Hamburg, die vor einem Jahr beim Hafensommer in Würzburg schon mächtig Tumult und Furore auf der schwimmenden Bühne gemacht hatte. Und die die elektronischen Beats bekannter Techno- und House-Werke exakt, aber so was von exakt mit Sousaphon, Trompete, Querflöte, Glockenspiel, tragbarem Vibraphon und sonstigem Blech und Schlagwerk einer Blaskapelle in die Gehörgänge transportiert.

Es ist das erste Stehkonzert in der Tauberphilharmonie, weil das, was Meute macht, in die Beine geht. Und es wird vermutlich für längere Zeit das lauteste bleiben, weil man so ein Wummern, Beben, Toben erst mal nachmachen muss. Die elf Leute von Meute waren gerade unterwegs quer durch die Republik und Europa. In Weikersheim endet v0r gut 500 Fans und solchen, die es seit Sonntag sein könnten, ihre Sommertour, bevor sie im Oktober von Washington bis San Francisco konzertierend einmal durch die USA reisen.
90 Minuten dauert der Auftritt, fast auf einem Level, ohne Worte, nur mit Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus. Schon die erste halbe Stunde mit der langen Version des Meute-Hits "Rej" ist quasi ein Brausen und Treiben in einem fort. Kaum haben die rotuniformierten Rhythmusperfektionisten innegehalten und mal Atem geholt, geht es schon weiter. Irgendwann schießen Luftschlangenfontänen von der Bühne in die Zuhörermenge, später gibt es noch Schnipsel aus der Konfettikanone. Und interessant: Das Altersspektrum reicht weit, die echten Raver gehen hier so mit wie die, die mit Techno sonst nichts anfangen können und niemals einen Club betreten würden, um eine Nacht lang durchzutanzen.
Einmal greift der Basssaxofonist zum Mikrofon und singt Dennis Ferrers "Hey Hey", manchmal wird es mit Soloeinlagen von Trompete, Flöte oder Schlagwerk ein wenig jazzig. Und für letzten zehn Minuten marschiert der Spielmannszug von der Bühne und spielt mitten im Saal - Verzeihung, auf dem Dancefloor - in der Menge.
Fazit: Auch ihre Partytauglichkeit hat die neue Tauberphilharmonie am Sonntag bewiesen.
