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Bad Kissingen
Wenn die Rheintöchter Alberich am Saalestrand verhöhnen
Es hat funktioniert: Der Kissinger Sommer wagte "Rheingold" konzertant, das Publikum genoss dieUmsetzung von Richard Wagners Klang-, Natur- und Machtvorstellungen.
Dirigent Frank Beermann, hier am Pult der Robert-Schumann-Philharmonie, Chemnitz
Foto: D. Wuschanski | Dirigent Frank Beermann, hier am Pult der Robert-Schumann-Philharmonie, Chemnitz
Angelika Silberbach
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:50 Uhr

Aus der Stille tauchen leise, wiegende Töne der Kontrabässe auf. Wie von ganz weit her stimmen die Bläser mit ein, lassen ein Bild entstehen vom Rhein, der träge dahinfließt und auf seinem Grund – noch – den begehrten Schatz birgt. Es hat sich gelohnt, das „Rheingold“ an den Saalestrand zu holen – als konzertante Aufführung beim Kissinger Sommer.

Bei schweißtreibenden Temperaturen fließt ein an- und abschwellender, glitzernder und funkelnder musikalischer Strom durch die dicht besetzten Reihen des Max-Littmann-Saals. Akribisch und hingebungsvoll lotet Dirigent Frank Beermann die Partitur aus. Knapp zweieinhalb Stunden folgt die Nordwestdeutsche Philharmonie – erfahren dank der Produktion des längst bundesweit bekannten "Mindener Rings" – Beermanns Umsetzung von Richard Wagners Klang-, Natur- und Machtvorstellungen. Die neun Sängerinnen und Sänger agieren überwiegend munter auf einer Art Laufsteg vor dem Orchester. Kein szenisches Geschehen lenkt ab vom reinen Klang. Es ist ein homogenes, synchrones Klangerlebnis, dank der hervorragenden Akustik.

Wichtig: das Programmheft mit den gesungenen Texten

Was an diesem Abend noch wichtig ist: Das Programmheft mit den Texten. Meistens nimmt Beermann das spielfreudige Orchester stark zurück. Doch manchmal übertönt es die Solisten, wie anfangs die quirlig verspielten Rheintöchter (Ania Vegry, Christine Buffle , Tiina Penttinen). Sie necken Alberich (verschlagen und stimmgewaltig: Heiko Trinsinger), den machtgierigen, der Liebe entsagenden Zwerg, der das Gold raubt.

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Tuomas Pursio legt den Wotan als eleganten, stolzen Feldherrn mit Allmachtfantasien an. Er lässt sich die Götterburg Walhall bauen von den Riesen Fasolt (menschelnd zerrissen: Karel Martin Ludvik) und Fafner (hervorragend böse: James Moellenhoff). Der Riesen versprochener Lohn: die Göttin der Jugend, Wotans Schwägerin Freia (stimmstark und selbstbewusst: Julia Bauer), was Gattin Fricka (mahnend: Kathrin Göring) nicht zulassen will.

Am Schluss reinigt Donner die Atmosphäre

Gut, dass der verschlagene Feuergott Loge (herausragend: Thomas Mohr) weiß, dass Alberich sich von seinem Bruder Mime (herrlich zeternd: Dan Karlström) aus dem Rheingold Ring und Tarnhelm schmieden ließ. Wotan und Loge stehlen den Schatz. Für kurze Zeit verfällt Wotan dem Sog des Ringes, besingt ihn selig, fast liebestrunken. Doch Weltenmutter Erda (mystisch: Janina Baechle) schafft es, dass Wotan den Ring den Riesen übergibt, um Freia wiederzubekommen.

Herrlich wie die Bläser das hehre Walhall-Motiv spielen, die Pauken das Gestampfe der Riesen unterstreichen, der Perkussionist die Schmiede in Niebelheim darstellt, die Streicher den Feuergott mit brennenden Flammen umzüngeln. Am Schluss reinigt Donner (stimmgewaltig: Andreas Kindschuh) die Atmosphäre, und Froh (etwas verzagt: André Riemer) lässt die Götter über einen Regenbogen-Steg in die Burg Walhall einziehen. Aus der Tiefe – jenseits der Bühne – hört man das Klagen der Rheintöchter. Im Saal brandet nach Verstummen des Orchesters Beifall auf vom aufstehenden Publikum.

 
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