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Maßbach
Überfrachtetes Kinderstück: Theater Maßbach verzettelt sich im Kampf der Ober-Weihnachtsmänner
Geht um beim Fest der Liebe um Frieden und Menschlichkeit oder um Gier und Kommerz? Warum sich die Suche nach dem wahren Weihnachten in Maßbach bisweilen schwierig gestaltet.
Arg überfrachtet: Das Theater Maßbach spielt 'Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel'.
Foto: Charlotte Wahler | Arg überfrachtet: Das Theater Maßbach spielt "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel".
Siggi Seuß
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:42 Uhr

Am Anfang scheint beides möglich: Unfrieden auf Erden und ein Weihnachtsfest ohne Konsumterror. Die Sternchen leuchten in der Nacht. Am östlichen Firmament der Lauertalhalle in Maßbach (Lkr. Bad Kissingen) öffnet sich der Himmel, ein Lichtstrahl erscheint und etwas plumpst auf die Erde: der Weihnachtsmann mit Rentier und Schlitten?  So beginnt Christian Schidlowskys Interpretation von Cornelia Funkes Roman "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel", dem diesjährigen Weihnachtsmärchen des Theaters Schloss Maßbach.

Aber Funke wäre nicht Funke und Schidlowsky nicht Schidlowsky, wenn Weihnachtsfrieden in den Hütten einfach herzustellen wäre. Da muss schon Zauber ins Spiel und Spannung, da muss die Fantasie kräftig hervorgelockt werden, die kalte Wirklichkeit aus allen Ecken lugen und zu jeder Menge Gedankenverknüpfungen animieren.

Am Ende siegt das Gute

Alexander Baab, Tonia Fechter, Marc Marchand, Silvia Steger und Nikolas Weber jedenfalls müssen sich in gebotener Kürze in den verschiedensten Rollen durch die krisengeschüttelte Zeit kämpfen. Schließlich will man den Kindern nahebringen, wer der echte Weihnachtsmann ist und wer der falsche, und dass am Ende das Gute siegt.

Dazu bemühen Autorin und Regisseur zwei rivalisierende Ober-Weihnachtsmänner und ihr Gefolge: Zum einen Niklas Julebukk, der echte Weihnachtsmann skandinavischer Herkunft. Er und seine Kobolde stehen für das besinnliche, menschenfreundliche Fest. Auf der dunklen Seite der Macht kämpfen Waldemar Wichteltod und seine Nussknacker – die Verkörperung von Kommerz, Profit und Gier. Bis auf Julebukk hat der Bösewicht sämtliche Nebenweihnachtsmänner ausgeschaltet und in Schokofiguren verwandelt.

Und nun stürzt der gute Julebukk auf der Flucht samt Anhang bei Sturm und Gewitter auf die Erde. Dort wird er Ben und Charlotte kennenlernen, die sich gegen den bösen Mobber Mike zur Wehr setzen. Dass sich dabei eine schüchterne erste Liebe entwickelt und die familiären Schieflagen erwähnt werden – keine Frage. Und dass Schidlowskys Ideenschmiede die Geschichte nicht mit einem abgestürzten Schlitten beginnen lässt, sondern mit einem Schlauchboot voller gestrandeter Flüchtlinge, auch das versteht sich fast von selbst.

Das ständige Hin und Her überfordert Kinder - und Schauspieler

Doch was ist die Folge dieses Ideenreichtums? Viel zu viel des Bedeutsamen. Eine mit Rollen-, Szenenwechseln und Motiven überfrachtete Geschichte. Das mag bei einer Verfilmung noch gutgehen. Bei einer einstündigen Theaterinszenierung mit beschränkten Ausstattungsmöglichkeiten (Bühnenbild: Peter Picciani, Kostüme: Jutta Reinhard) überfordert das ständige Hin und Her von Rollen, Perspektiven und Motiven die Kinder – und auch Schauspielerinnen und Schauspieler. Die geben sich zwar alle Mühe, aber gegen diese Überfülle kommen sie nicht an.

Zwar gibt es ein paar berührend leise Szenen, in denen die Zeit für Augenblicke stehenzubleiben scheint, aber der rote Faden der Geschichte zerfasert an der Vielfalt des "Das muss auch noch gesagt werden". So halten sich die Kinder lieber an äußerlichen Attraktionen fest. Und das wollte der Geschichtenstricker Christian Schidlowsky sicher nicht. Schade.

Vorstellungen in Schweinfurt sind vom 6. bis 9. Dezember, in Maßbach am 23. Dezember. Infotelefon: (09735) 235, Internet: www.theater-massbach.de

 
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