Nicht lachen! Eine etwas ungewöhnliche Aufforderung, die Autor Michael Kobr vom Bestseller-Autorenduo Klüpfel und Kobr da bei der Lesung zum aktuellen Roman "Draußen" im Rahmen des Mainfränkischen Literaturfestivals MainLit in Veitshöchheim gleich zu Beginn der Veranstaltung ans Publikum richtet. Denn eigentlich sind die beiden Allgäuer Originale gerade für ihren humorvollen Stil – auf dem Papier wie auch auf ihren kurzweiligen Lesungen – in der ganzen Republik bekannt und beliebt. Über 4,5 Millionen Exemplare ihrer Lokalkrimis rund um den schrulligen Kommissar Kluftinger haben die beiden schon verkauft, die Verfilmungen der Kultbücher hatten beste Einschaltquoten.
Die rund 250 Fans in den Mainfrankensälen aber wissen wohl, was auf sie zukommt, denn "Draußen" ist kein witziger Allgäukrimi, sondern ein Thriller aus den dunklen Wäldern der Mark Brandenburg, und so wird der Abend auch "ganz thrillerig und ganz grausig", wie Volker Klüpfel betont. Überhaupt, dass jemand zur Lesung erschienen sei in diesen Zeiten, das sei furchtlos. Tatsächlich ist das Publikum trotz zunehmender Corona-Verunsicherung gut gelaunt, und nur eine ältere Dame trägt Mundschutz.
Sie necken einander, sinnieren über ihre Jugend und darüber, welche Schwester der Schwarzwaldklinik die attraktivere war
Es ist eine düstere Geschichte aus der Weltuntergangs- und Survivalszene, die Klüpfel und Kobr da ersonnen haben. "Wobei wir das nicht sagen dürfen, denn das schreckt die weiblichen Leser ab. Es spielt also im Outdoor-Fashion-Bereich", so Kobr augenzwinkernd. Im Mittelpunkt des dystopischen Szenarios steht das junge Mädchen Cayenne im Clinch mit einigen sehr zwielichtigen Gestalten. Im Buch fließt viel Blut und wenig Humor – das hört man an den vorgelesenen Textstellen schnell heraus.
Trotzdem wird – entgegen Kobrs Eröffnungswarnung - gelacht an diesem Abend, und das nicht zu knapp. Denn zwischen den Romanpassagen passiert genau das, was der geneigte Leser von den Allgäuern erwartet: Sie necken sich gegenseitig, sinnieren über ihre Jugend und welche Schwester oder Sekretärin der Schwarzwaldklinik jetzt eigentlich die attraktivere war: "Das Meislein vom Professor Brinkmann fandest du doch immer gut."
Zwischendrin gibt es kleine Videomitschnitte der beiden: Zur Recherche für den Roman ging es in den Wald. Feuer machen, Lager bauen, Kompass benutzen: Der Saal feixt, obwohl im nächsten Textausschnitt wieder Grusel und Gänsehaut angesagt sind. Zwischendrin wird sogar auf der Bühne ein Unterschlupf errichtet, auch wenn der laut Kobr eher wie "eine ranzige, verstaubte Strandmuschel" anmutet. Die etwas gewagte Mischung zwischen Comedy und Thrillerlesung– sie funktioniert an diesem Abend in Veitshöchheim. Schade nur, dass die beiden Autoren dann doch nicht ganz so furchtlos den Abend beschließen – eine Signierstunde am Büchertisch fällt wegen der aktuellen Lage in Sachen Corona am Ende aus.