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Rügheim
Tabea Zimmermann, leidenschaftliche Botschafterin der Bratsche
Tabea Zimmermann und Thomas Hoppe auf der Bühne des Schüttbaus in Rügheim in den Haßbergen.
Foto: Gudrun Klopf | Tabea Zimmermann und Thomas Hoppe auf der Bühne des Schüttbaus in Rügheim in den Haßbergen.
Erna Rauscher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:47 Uhr

Die Veranstalter waren dem Besucheransturm kaum gewachsen, als beim vierten der Meisterkonzerte im Schüttbau Rügheim (Lkr. Haßberge) die Bratschistin Tabea Zimmermann und der Pianist Thomas Hoppe einen Sonatenabend gaben. In letzter Minute wurden noch Stühle hinzugestellt, man wollte keinen Interessenten abweisen. Die kleine, aber feine Konzertreihe hat auch deshalb in den vergangenen Jahren immer mehr Zuspruch erfahren, weil der künstlerische Leiter Andreas Weimer international renommierte Künstler nach Rügheim einlädt.

Mit Paul Hindemiths Sonate für Viola und Klavier aus dem Jahr 1939 hatte Zimmermann ein Werk des 20. Jahrhunderts exponiert an den Anfang gestellt und diesem damit einen besonderen Platz eingeräumt. "Mit Kraft", ganz wie es die Satzbezeichnung vorschreibt, begann sie das außerordentliche Konzert mit dem auf allen Ebenen gleichberechtigten Partner am Klavier. Der Ton ihres Instruments ist wenig kapriziös, dafür hat er bestechende Tiefe. Er hat etwas Herbes und ist wie mit einer Spur von Bitterstoffen versetzt. So spielte Zimmermann die Sonate kraftvoll und selbstbewusst und doch gleichermaßen verspielt und sphärisch, verträumt und selbstvergessen.

Abrupter Wechsel zweieinhalb Jahrhunderte zurück

Wie versetzte da der abrupte Wechsel zweieinhalb Jahrhunderte zurück zu Johann Sebastian Bachs Sonate für Viola da Gamba und Cembalo BWV 1028 in Erstaunen. Angelehnt an die historische Auffassung, war es jetzt ein transparenter Ton, mit dem Zimmermann überraschte. Sie und Hoppe präsentierten völlig unaufgeregt und mit großer Ruhe und lebendigem Puls einen immensen Farbenreichtum.

Ausgesprochen sanglich, nahe der menschlichen Stimme legte Zimmermann schließlich Max Regers Sonate für Viola und Klavier op. 107 an. Übermütig im schnellen zweiten Satz, zurückgenommen und nachdenklich das Adagio und feingliedrig im abschließenden Allegretto: Was für ein weiter Bogen, den Zimmermann und Hoppe da spannten. Gerade in den leisen Passagen wurde Zimmermanns spielerische Eleganz spürbar, die Hoppe am Flügel kongenial mitging.

Über Bratscherwitze kann Tabea Zimmermann übrigens herzlich lachen. Den Frotzeleien setzt sie ihre Hingabe an das völlig zu Unrecht im Schatten der Geige stehende Instrument entgegen. Mit dieser Haltung und unermüdlichem Enthusiasmus hat sie die Viola in der Wahrnehmung des Publikums weit nach vorne gebracht. Zwei Albumblätter des wenig bekannten Komponisten Hans Sitt als Zugabe beschlossen mit rasenden Triolenläufen den Abend, der mit Ovationen im Stehen und Bravorufen für das Künstlerduo nicht enden wollte.

 
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