
Im Trio mit dem Gitarristen Franck van der Heijden und Rogier van Wegberg am Bass präsentierte Geigenvirtuose David Garrett am Samstagabend im Würzburger CCW vor ausverkauftem Haus zum 98. Mal sein Programm "Iconic" - sein "klassisches Herzensprojekt", wie er es nennt. Mit seiner Auswahl aus Barock, Klassik und Romantik knüpft Garrett an das Goldene Zeitalter der Geigenvirtuosen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts an.
Schon die "Sicilienne" von Theresia von Paradis zog das Publikum jeden Alters von der ersten Minute an in seinen Bann. Garrett moderierte den Abend und beantwortete außerdem in lockerer Streuung Fragen, die zuvor aus den Reihen des Publikums eingesendet worden waren.
Ein rhythmischer Klangteppich, auf dem die Melodie der Schneeflocken tanzen konnte
Dabei verriet er unter anderem, dass er in Würzburg seine "Baltic" spielte, eine 1734 von Guarneri del Gesù gebaute Geige, die früher dem Geiger und Komponisten Gaetano Pugnani gehört hatte. Dessen "Tempo di Minuetto" hat Garrett nach eigenen Worten in der Interpretation von Fritz Kreisler, der selbst Geigen von del Gesù bevorzugte, in sein Programm aufgenommen, weil das Stück das Instrument ganz besonders zum Klingen bringe. Dessen weicher Ton kam außerdem bei der "Cavatina" von Joseph Joachim Raff besonders zum Tragen.
Aus den "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi präsentierte das "Iconic"-Trio den "Winter" und das "Sommergewitter" – zwei lautmalerische Stücke. Unter den "Winter" legten Gitarre und Bass einen rhythmischen Klangteppich, auf dem die Melodie der Schneeflocken tanzen konnte.

Zur rhythmischen "Danse Macabre" von Camille Saint-Saëns zeigte der Musiker die große Variationsbreite seines Könnens, indem er die Geige nicht nur strich, sondern auch zupfte - im Pizzicato, wie Musiker sagen. Dazu klopfte van der Heijden die Gitarre wie ein Cajon, sodass man nahezu die Knochen beim Totentanz klappern hören konnte. Das Publikum honorierte diese Interpretation mit ersten Jubelrufen. Diese setzten sich bei der irischen Volksweise "Danny Boy" aufgrund der zart gespielten höchsten Töne fort.
Beim "Ave Maria" von Franz Schubert kam David Garretts ganze Hingabe zum Ausdruck. Die Freude, "mit vollem Herzen" ganz bei der Sache zu sein, konnte man bei jedem der technisch perfekt dargebotenen Stücke buchstäblich an seinem Gesicht ablesen.
Die Kompositionen von "Iconic" haben den Violinisten von seiner Kindheit an stark geprägt
Mit dem traditionellen Flamenco "Asturias" von Isaac Albeniz und "Tico Tico" von Zequinha Abreu zeigte Garrett überzeugend, dass auch Arrangements aus anderen Besetzungen sich auf der Geige ausdrucksstark umsetzen lassen. Von rhythmischem Klatschen begleitet ging das Konzert mit "Furious", einer Eigenkomposition des Gitarristen, und dem neu arrangierten "Hora Staccato" von Gigoras Dinicu temperamentvoll zu Ende.
Die Kompositionen, die in sein erfolgreiches Klassikprogramm "Iconic" eingingen, haben den Violinisten von seiner Kindheit an stark geprägt, erzählt er – ganz entsprechend seiner Maxime "Musik bewegt". Auch das Würzburger Publikum erlebte einen bewegenden Abend auf höchstem musikalischem Niveau und applaudierte begeistert. Das perfekt aufeinander eingespielte Trio dankte nach rund zwei Stunden zum Abschied mit einer schwungvollen Zugabe, dem italienischen Partisanenlied "Bella Ciao".