Das virtuose Spiel von Mischa Maisky ist eine schweißtreibende Mischung aus Körper- und Fingerakrobatik mit pfeilschnellen Umschalttechniken zwischen Doppelgriffen, Zupfpassagen, Streicheinheiten. Die Musik als Jungbrunnen für den 74-jährigen Ausnahmecellisten mit dem weißen, wallenden Haar, in das er – dramaturgisch wirksam – hin und wieder hineingreift.
Im Mittelpunkt des Sonderkonzerts stand Dimitri Schostakowitschs 1. Cellokonzert in Es-Dur. Die Gäste im vollbesetzten Konzertsaal der Hochschule für Musik in Würzburg waren hingerissen, gebannt, fasziniert von Maiskys Aura und dem höchst aufmerksamen Zusammenspiel mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg unter Leitung des hellwachen, anspornenden Dirigenten Enrico Calesso.
Vor dem ersten Maisky-Celloton verstummte jedes Gemurmel, greifbar war die enorme Erwartungshaltung. Zögerlich näherten sich anfangs Maisky und das Orchester, bevor sie in einen mitreißenden Flow fanden und das Publikum hypnotisierend in ihren sprudelnden Klang-Kosmos hineinzogen. Exzellent das immer wieder aufblitzende, duettartige Zusammenspiel mit dem Hornisten, den Holzblas-Instrumenten und der Celesta-Spielerin.
Es gab viel zu bewundern, zu bestaunen, auszuloten in Maiskys Interpretation des teils schroffen, treibenden, oft aufwühlenden, selten besänftigenden Werks, das Schostakowitsch einem anderen Ausnahmecellisten, Maiskys Lehrer Mstislaw Rostropowitsch auf den Leib komponiert hatte.
Erst Zugaben von Maisky, dann Brahms
Voller Fokus auf Maisky im dritten Kadenz-Satz. Er fand für alles Raum und Zeit: für den tiefsten bis zum höchsten Ober-Ton, von dramatischen bis lyrischen Linien in krassen Dynamiken. Jubelnder Beifall brandete nach dem sich lückenlos anschließenden, vertrackt komplexen Finalsatz auf. Eine Meisterleistung aller Musizierenden.
Zwei Zugaben gab Maisky für den nicht enden wollenden Applaus aus Bachs 1. G-Dur-Suite. Erst die Sarabande, dann das Prélude – sehr speziell interpretiert.
Mit Beethovens Egmont-Ouvertüre eröffnete Calesso den einzigartigen Konzertabend. Bravourös austariert die warmen hoffungsvollen Stimmungen (tolle Leistung von den Blech-, Holzbläsern und Paukisten) sowie die aufwühlenden dramatischen Tiefen (auf der Stuhlkante musizierende Streicher).
Calesso und sein Orchester fanden einen geschmeidigen Ton
Nach der notwendigen Pause erklang Brahms' 4. Sinfonie in e-Moll. Das Spätwerk gibt bis heute Rätsel auf, denn mit seinen genialen Variationen (legendär die fallenden Seufzer-Terzen) sprengte Brahms die gängige Sonatenform.
Calesso und sein Orchester fanden einen geschmeidigen Ton, dabei eher fordernd, mit großen dynamischen Bögen. Das große Klanggewebe, immer wieder durchbohrt von donnernden Triolen, mündete kraftvoll – mit viel Pathos im Finalsatz. Großer Applaus!