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Würzburg
Meisterkonzert: Wie Pianist Sokolov sein Publikum verzaubert
Der russische Ausnahmepianist Grigory Sokolov eröffnete die Saison der Würzburger Meisterkonzerte: eine musikalische Entdeckungsreise mit ungeahnten Zwischentönen.
Der russische Pianist Grigory Sokolov (Archivfoto) eröffnete im großen Saal der Hochschule für Musik die Saison der Würzburger Meisterkonzerte.
Foto: Horst Ossinger, dpa | Der russische Pianist Grigory Sokolov (Archivfoto) eröffnete im großen Saal der Hochschule für Musik die Saison der Würzburger Meisterkonzerte.
Armin Rausche
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:00 Uhr

Auf dem Werbeflyer für das 1. Würzburger Meisterkonzert im großen Saal der Hochschule für Musik mit dem russischen Pianisten Grigory Sokolov steht: ". . . wird das Publikum für die Dauer des Konzerts der Welt enthoben und tief beglückt". Das war sicher richtig, denn dieser phänomenale Ausnahmepianist verzauberte von den ersten Tönen in Wolfgang Amadeus Mozarts Fantasie (Präludium) und Fuge C-Dur KV 394 die Menschen im voll besetzten Saal.

Bei seinem Spiel kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Dabei ist es nicht nur die bestechende Virtuosität, sondern vor allem auch die Tatsache, wie er jeden einzelnen Ton zu einem Geschenk macht. Da kann er auch den Mut haben Mozarts A-Dur-Sonate KV 331 ins Programm zu nehmen. Dieses oft abgedudelte Werk, in vielen Fassungen verfälscht, zu Klingeltönen missbraucht, von Klavierschülern schlecht und recht bewältigt, aber auch von anderen Komponisten zu Kompositionsvorlagen verwendet (etwa Max Regers Mozart Variationen), erlebt man bei Sokolov ganz neu. Er führt auf eine aufregende spannende musikalische Entdeckungsreise, man findet immer wieder Zwischentöne, die man vorher nicht geahnt hat. Es ist alles so innig und logisch, dass man den Eindruck gewinnt, nur so könne, ja müsse es sein.

Brahms Miniaturen werden zu Herzen gehende Mirakel

Es folgte, wie bei Sokolov immer, ohne Pause das a-Moll-Rondo KV 511. Seine unglaublich poetische Stimmung wurde ohne die geringsten Versuche pianistischer Selbstdarstellung zu einem zwar leicht depressiven, aber letztlich beglückenden Konzerterlebnis zwischen romantisch dämmernden Klangbildern und graziös verspielten Figurationen, zwischen leuchtenden Lichtern und schwermütiger Resignation. Sokolov kann dieses mozartsche Mysterium gerade deshalb so überzeugend realisieren, weil er den Komponisten nicht "historisch" versteht, sondern ihn aufbricht, wenn man hört wie viel sehnsuchtsvolle, romantische Hysterie in diesem Werk mitschwingt.

Nach der Pause ging die aufregend, anregende musikalisch-interpretatorische Entdeckungsreise mit den Klavierstücken op. 118 und op 119 von Johannes Brahms weiter. Sieben dieser insgesamt 10 Miniaturen sind mit Intermezzo, von denen nur zwei in Dur-Tonarten stehen, bezeichnet. Unter Sokolovs Händen werden diese reizvollen Stücke keineswegs zu Zwischenspielen, sondern zu Herzen gehende Mirakel. Alles klingt zart bewegt, ganz ohne schwerfälliges Selbstmitleid. Selbst wenn es machtvoll prächtig zugeht wie in der abschließenden Rhapsodie in Es-Dur, wird dieser Ausnahme-Pianist nicht zum Donnerer, sondern zum Feuerwerker, der leuchtkräftige Raketen zündet. In jeder dieser 10 Miniaturen findet er immer neue Schönheiten, Zärtlichkeiten, Intimitäten. Bei ihm stimmt einfach alles.

So ist es kein Wunder, dass das Publikum, stets angespannt lauschend (im ersten und im zweiten Teil jeweils nur ein vorsichtiger Huster) nach diesen brillanten Interpretationen, dieser Entdeckungsreise in Verstecktes zwischen den Noten in frenetischen Beifall ausbrach, auch weil man wusste, dass noch einige Zugaben kommen. Es waren ihrer sechs, von Schubert über Scarlatti zu Chopin.

Weitere Meisterkonzerte: German Brass (17. Dezember), Janoska Ensemble (12. Februar), Amatis Trio (13. März) und Dudok Quartet (14. Mai), immer 19.30 Uhr im Großen Saal der Hochschule für Musik Würzburg. Vorverkauf: Tel. (0931) 60016000 oder www.meisterkonzerte-wü.de

 
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