Sie sollte "Eine ganz heiße Nummer" werden, die Frühlingspremiere im Theater Sommerhaus. Zehn Beteiligte standen kurz vor der Premiere, fast alle Vorstellungen waren schon ausverkauft, da ging nicht der Vorhang auf, sondern der Lockdown runter.
Am Mittwoch dieser Woche startet die kleine Profibühne in Winterhausen nun wieder, zuerst am Mittwoch, 17. Juni, mit dem Ein-Frau-Stück "Wart amal!", am 24. Juni mit der Premiere "Spanisch für Anfängerinnen". Die früher vorgesehene "heiße Nummer" mit den sieben Darstellern passt noch nicht auf die Kleinbühne. Theaterleiterin Brigitte Obermeier dachte, "mich trifft der Schlag", als sie die Vorschrift hörte: Wenn eineinhalb Meter Abstand auf der Bühne nicht eingehalten werden können, müssen die Beteiligten "so ein Plexiglasgestell" tragen. Deshalb wird diese relative Großproduktion frühestens im Spätherbst wieder angegangen, sagt Obermeier. Also geht es mit kleineren Produktionen weiter.
Statt 99 sind maximal 40 Sitze verfügbar
Sicher ist, es wird weitergehen. Brigitte Obermeier, eine von sechs Gesellschaftern der Theater Sommerhaus GbR, ist allerdings "gespannt, wie’s finanziell wird". Schließlich sei es "heftig, statt 99 Plätzen maximal 40 bestuhlen zu können, je nachdem, wie viele Leute zusammengehören und zusammen gesetzt werden dürfen". Dabei ist es praktisch, dass die Sitze nicht fest montiert sind.
Überhaupt, die Infrastruktur ist glücklich gefügt für die Pandemie. Außer der Bartischbestuhlung macht sich die immense Raumhöhe nützlich, zudem gibt es mehrere Ein- und Ausgänge. In der Zwangspause haben die Sommerhäusler von Winterhausen die Wände gestrichen und den Fußboden gewartet. Insgesamt ist der künftige Betrieb für Obermeier "logistisch spannend, aber machbar". Zumal zum Ordnungsamt "guter Kontakt" besteht: "Die Leute im Landratsamt kriegen ja selbst ständig auf den letzten Drücker neue Verordnungen rein, meistens am Wochenende, und müssen sich jeden Montagmorgen selbst erstmal reinlesen." Über das Ergebnis lässt sich dann mit ihnen reden.
Das erhoffen sich die Theaterleute auch von den Verlagen, die die Rechte an den Bühnenstücken haben: dass sie mit sich reden lassen und weniger Tantiemen fordern. Denn die bemessen sich an der Größe des Theaters, an der Zahl der Sitze – und die variiert derzeit ja auf schwer kalkulierbare Weise.
Ein bisschen Entschleunigung in den Alltag retten
Ob Corona langfristig etwas an der Theaterarbeit ändert, darüber wagt Brigitte Obermeier keine Prognose: "Am Anfang war das alles sehr entschleunigend und ich habe das richtig genossen. Aber ich bin ja auch privilegiert mit einem großen Garten, der war mein Seelentröster." Jedenfalls habe sich ihre Familie vorgenommen, etwas von dieser Ruhe beizubehalten. Ob das gelingt, da ist die Schauspiel-Allrounderin freilich skeptisch.
Und erst einmal "überglücklich, dass ich wieder anfangen kann, und sei es im Kleinen". Nämlich mit ihrem Solo als Klofrau in "Wart amal!" von Martin Hanns. Eine Woche später geben zwei Erz-Machos einen Crash-Kurs in "Spanisch für Anfängerinnen" mit "zehn Lektionen, 25 Liedern – einer Mission: deutsche Frauen zum Lachen zu bringen". Die Co-Prinzipalin warnt nur kurz vor der völligen Abwesenheit von Tiefgang bei dieser Produktion, um dann zu schwärmen: "Wenn man nicht nach Spanien reisen kann, holen wir Spanien mit jeder Menge guter Laune zu uns."
Spieplan und Ticket-Infos unter www.theater-sommerhaus.de