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Würzburg
Lillys Lied für Israel
Wieder ist eine Künstlerin aus Unterfranken beim ESC-Vorentscheid dabei: Lilly Among Clouds, eine Sängerin aus Würzburg. Das Kuriose: Sie hatte sich gar nicht beworben.
Inzwischen hat sie sich damit angefreundet, beim ESC-Vorentscheid dabei zu sein: Lilly Among Clouds, bürgerlich Elisabeth Brüchner.
Foto: Katja Ruge | Inzwischen hat sie sich damit angefreundet, beim ESC-Vorentscheid dabei zu sein: Lilly Among Clouds, bürgerlich Elisabeth Brüchner.
Wolfram Hanke
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:01 Uhr

Vor drei Jahren hat Andreas Kümmert aus Gemünden für einen Eklat gesorgt, als er nach dem Gewinn des Vorentscheids für den Eurovision Song Contest ESC spontan verzichtet hatte. Bei Lilly Among Clouds steht ein ähnliches Manöver wohl nicht zu befürchten. So ganz genau weiß Lilly allerdings nicht, wie sie zu der Ehre kam, beim deutschen Vorentscheid 2019 dabei zu sein. Die 29-Jährige hat bisher weder bei einem Musikwettbewerb teilgenommen, noch hatte sie einen landesweiten Fernsehauftritt.

„Die Verantwortlichen selbst sind auf die Idee gekommen“, sagt Lilly. „Ich habe eine ominöse Mail bekommen, mit der Info: Du bist unter den letzten 20 Kandidaten. Und ich so: Ich habe mich doch gar nicht beworben und ich weiß gar nicht, ob ich da überhaupt mitmachen möchte." Eigentlich war sie sie immer ganz froh, dieses Thema elegant umschifft zu haben, sagt sie, "weil es zwar viele superschöne, bewegende Songs gab, es gab aber auch Titel, bei denen ich dachte: Ist das Musik, oder kann das weg?“

Lilly Among Clouds im Juni beim Würzburger Umsonst & Draußen.
Foto: Daniel Peter | Lilly Among Clouds im Juni beim Würzburger Umsonst & Draußen.

Lilly Among Clouds heißt eigentlich Elisabeth Brüchner, stammt ursprünglich aus dem niederbayerischen Straubing, hat in Würzburg studiert und dort auch ihre ersten musikalischen Schritte gemacht. Auftritte beim Umsonst & Draußen-Festival oder im Jugendkulturhaus Cairo. 2014 bekam Lilly den Preis für junge Kultur in Würzburg. Ein Jahr später schon trat sie beim renommierten Reeperbahn-Festival in Hamburg auf. März 2017 spielte sie beim SXSW-Festival im texanischen Austin, im August beim Würzburger Hafensommer, und im November ging es zur Australian Music Week.

Derzeit wohnt Lilly in Tauberbischofsheim und hat einen europaweiten Plattenvertrag beim Label Play It Again Sam. Inzwischen hat sie sich mit dem Gedanken angefreundet, beim Vorentscheid dabei zu sein. „Ein eigenes Lied, von Dir selbst geschrieben, beim Eurovision Song Contest zu haben, ist für einen Songwriter die Crème de la Crème“, sagt Lilly. „Das bedeutet, der Song hat etwas Besonderes, was die Leute darin gehört haben."

Jeder Teilnehmer muss den richtigen Song für sich finden

Grundsätzlich muss jeder Teilnehmer einen Song für sich finden, bis Mitte Dezember muss er fertig produziert sein. Deshalb hat Lilly Mitte November eine komplette Woche im Studio in Berlin verbracht und in einem Workshop mit drei Songwritern an ihrem Lied für den ESC gebastelt. Eigene Ideen hat sie dafür eingebracht und sich auch die Vorschläge ihrer musikalischen Helfer angehört. Eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, sagt sie.

Zwar haben sich die Arbeiten an ihrem eigenen zweiten Album dadurch nach hinten verschoben, aber das war es ihr wert. „Die haben supercoole Ideen gehabt“, schwärmt Lilly. „Jeden Abend bin ich ganz happy ins Bett gegangen, weil ich mir gedacht habe, was ich allein stimmlich in dieser Woche gelernt habe, ist der Wahnsinn." Es sei unglaublich wichtig, nicht immer in der eigenen Suppe zu schwimmen und nur zu schreiben, was einem gerade gemütlich erscheine. Sonst entwickle man sich nicht weiter. "Grundsätzlich bin ich, glaube ich, eine der wenigen Künstler im Teilnehmerfeld mit eigenen Songs. Die anderen schreiben selbst nicht.“

Ballade oder Upbeat, das ist hier die Frage

Momentan beschäftige sie die Entscheidung Ballade oder Upbeat. „Schaffe ich es, beide Elemente in ein Lied zu packen? Das wäre mein größter Wunsch. Mir ist noch nicht ganz klar, mit welchem Lied das funktioniert. Deshalb sitze ich gerade jeden Abend im Studio und höre alles nochmal durch, verändere Sachen oder schreibe neue Elemente." Es sei wirklich anstrengend, sich nur für einen Song entscheiden zu müssen. Denn das Publikum sei sehr schwer einzuschätzen.

Neben Lillystehen Aly Ryan, BB Thomaz, Linus Bruhn, Gregor Hägele und Makeda als weitere Kandidaten für den Vorentscheid fest. Weitere Künstler sind im Gespräch. Bis zu acht Acts können am Vorentscheid teilnehmen. Der findet unter dem Motto "Unser Lied für Israel" im Februar 2019 statt. Genauer Ort und konkretes Datum stehen noch nicht fest. 

Ein Eklat, wie ihn Andreas Kümmert vor drei Jahren verursachte, wird ihr nicht passieren, glaubt Lilly. „Wie kommt es dazu? Das war damals für alle die Riesenfrage“, erinnert sie sich. „Bei mir ist es so: ich rechne gar nicht damit, zu gewinnen. Ich habe einfach nur Lust, Spaß auf der Bühne zu haben. Da kann ich einfach Sachen ausprobieren und vielleicht auch ein Lied spielen, das mir unglaublich wichtig ist." Der Eurovision Song Contest selbst findet Mitte Mai in Tel Aviv statt. Zwei deutsche Gewinner gab es bisher in der Geschichte des Wettbewerbs: Nicole im Jahr 1982 mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“ und Lena im Jahr 2010 mit „Satellite“. 

 
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