Spaß, Spannung, Stress – der ESC-Vorentscheid war für Lilly Among Clouds „eine Mischung von allem“, erzählt sie am Montag danach. „Ich muss sagen, diese große Bühne, das gefällt mir schon.“ Lilly Among Clouds, bürgerlich Elisabeth Brüchner, hatte am Freitag beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest „Unser Lied für Israel“ mit „Surprise“ den mit Abstand unkonventionellsten, sperrigsten, spannendsten Auftritt hingelegt und war Dritte geworden.
Enttäuscht klingt die Politologin, die in Würzburg studiert und ihre ersten musikalischen Schritte getan hat, nicht wirklich. Viel wichtiger sei ihr immer gewesen, ihr eigenes Ding zu machen, sich selbst treu zu bleiben. „Gerade, dass meine Freunde hinterher gesagt haben, ,das bist du', das war mir so wichtig.“
Nun gehe es darum, den Schwung mitzunehmen und die nächsten Projekte zu planen. „Ich habe mir ja die doppelte Ladung gegeben und gleichzeitig noch an meinem zweiten Album gearbeitet, das im Spätsommer oder im Herbst herauskommen wird.“ Es wäre eine Herkulesaufgabe gewesen, dann auch noch beim ESC aufzutreten, meint sie.
Ihr war klar, dass ihr Song neben eher konventionellen Beiträgen aus dem Rahmen fiel. „Ich hätte es zwar cool gefunden, beim ESC mal Musik neben dem Mainstream zu machen. Aber es heißt, dass das deutsche Publikum nicht das flexibelste ist.“ Sie habe sich auch sehr schwer getan, sich bei den anderen Beiträgen auf einen Favoriten festzulegen: „Jeder Song hatte seine eigenen Stärken.“
Neu war für Lilly die Arbeit im großen Studio mit Regisseur. Und die Notwendigkeit, eine Inszenierung zu entwickeln. Die Regie habe ihr dabei so wenig reingeredet, dass sie erst mal gar keine Inszenierung hatte. „Ich dachte eigentlich, da würde mehr Initiative kommen. Der erste Durchlauf meines Songs war dann auch sehr nüchtern“, erzählt die Musikerin, „wir haben dann in drei Tagen das erarbeitet, was in der Sendung zu sehen war.“ Mit dem Resultat war sie dann ganz zufrieden, erzählt Lilly. „Aber ich weiß nicht, ob ich so viel Flammen genommen hätte.“
Dass dieser Tage oft unterstellt wird, sie habe sich am Vorbild Kate Bush orientiert, das beschäftigt sie schon: „Ich kenne die gar nicht. Ich muss mir die mal anschauen.“