
Genau so muss man es machen, will man Interesse wecken für Physik, Musik und vielleicht auch das Kino: Man nehme einen Professor, der mit hintergründigem Humor Schwieriges einfach erklärt; ein großes Sinfonieorchester, das mit Schmackes und Schmelz Filmmusik spielt; eine Sängerin, die mit weltstartauglicher Grandezza einen Hit nach dem anderen liefert; und schließlich eine Menge Technik, die all das mit Filmausschnitten, Grafiken und Diagrammen visualisiert.
Das Thema: "James Bond im Visier der Musik". Die Veranstaltung: Abschluss der Wissenschaftswoche "Highlights der Physik", veranstaltet von der Uni Würzburg im Verbund mit dem Bundesforschungsministerium und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Der Schauplatz: die s.Oliver Arena in Würzburg.

Der Physiker
Metin Tolan, Jahrgang 1965, Präsident der Uni Göttingen, vor allem aber Experimentalphysiker, Wissenschaftskabarettist und Autor. Tolan untersucht streng wissenschaftlich etwa, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Oder welche Stunts oder Science-Fiction-Visionen tatsächlich funktionieren oder eines Tages Realität werden könnten. Zum Beispiel bei Star Trek. Oder eben bei Bond, James Bond.
Zweieinhalb Stunden lang spricht er völlig frei über Flieh- und Reibungskräfte, präsentiert witzig Wissenswertes, also Fun Facts, und transportiert vor allem eine wichtige Botschaft: Wer einmal die Physik für sich entdeckt hat, betritt eine Spielwiese voller Spaß und Aha-Erlebnissen.

Die Physik
Wie sich herausstellt, haben die meisten Spezialeffekte vor allem in den früheren Bond-Filmen tatsächlich so stattgefunden. Man kann das alles berechnen. Wie schnell zum Beispiel ein Auto fahren muss, damit es sich im Flug über einen Fluss genau einmal um die eigene Achse dreht und auf der anderen Seite heil landet: 64 Stundenkilometer.
Oder wie schnell ein Mensch rennen muss, wenn er – wie Roger Moores Stuntman – unter Nutzung der Reibungskraft von Krokodil zu Krokodil springend einen Teich überquert: 22 Stundenkilometer. Ist er langsamer, saufen die Krokodile ab. Und er mit ihnen.
Andere Frage: Stirbt man tatsächlich, wenn man von Kopf bis Fuß mit Farbe bemalt wird ("Goldfinger"), weil die Haut nicht mehr atmen kann? Nein. Tolan: "Sonst wäre Schwimmen ja eine lebensbedrohliche Tätigkeit." Der Körper nimmt nur etwa ein Prozent des Sauerstoffs über die Haut auf. Richtig ist: Werden die Schweißdrüsen abgedeckt, stirbt man etwa binnen sechs Stunden an Überhitzung. Auch das kann man ausrechnen.

Das Orchester
Die Würzburger Philharmoniker unter der Leitung von Enrico Calesso. Vom unverkennbaren Gitarren-Gedengel des James-Bond-Leitmotivs (als Gast: Joe Krieg) über die lustvoll-wuchtigen Horn- und Posaunen-Rufe, die großen Melodiebögen der Streicher, die warme Melancholie der Trompete (Johannes Mauer) oder die knackigen Rhythmen des Schlagwerks: Wer jemals auch nur einen James-Bond-Film gesehen hat, fühlt sich augenblicklich versetzt in diese Welt des Draufgängertums, der (Liebes-)Abenteuer und der Coolness.

Die Sängerin
Judith Jandl gehört zum Musical-Ensemble des Landestheaters Linz, an dem Enrico Calesso Ständiger Gastdirigent ist. Sie beherrscht die gesamte Bandbreite von chansonhafter Intimität bis zur voll aufgedrehten Soul-Röhre. Und reiht sich damit würdig ein in die Riege der James-Bond-Filmsong-Diven wie Nancy Sinatra, Tina Turner oder Shirley Bassey. Entsprechend hingerissen feiert sie auch das Würzburger Publikum.
Ach ja: Der Drink
Eine Frage ist noch offen: Warum trinkt Bond seinen Martini geschüttelt, nicht gerührt? Der Drink ist ein Mix aus kleinen und großen Molekülen. Die kleinen sind der Alkohol, die großen das Aroma. Schüttelt man ihn, gelangen die großen Moleküle, also der Geschmack, nach oben. Für den Grund hat Metin Tolan seine ganz eigene, unphysikalische Theorie: "James Bond weiß, dass er sowieso keine Zeit haben wird, den Martini in Ruhe auszutrinken."