
Er ist ein Star der Wissenschaft in Deutschland: Ranga Yogeshwar eröffnete mit seiner Wissenschafts-Highlight-Show das einwöchige Physik-Spektakel "Highlights der Physik" in Würzburg. Diese Redaktion traf den Diplom-Physiker, TV-Moderator und Wissenschaftsjournalisten kurz vor seinem Bühnenauftritt in der s.Oliver Arena. Im Gespräch verrät er, was ihn an der Physik so fasziniert und wie es gelingt, mehr junge Menschen für eine Zukunft in der Wissenschaft zu begeistern.
Ranga Yogeshwar: Ich halte sehr viel von dem Festival. Wenn man sich die Tradition ansieht, ist die Veranstaltungsreihe ja im Jahr 2000 gestartet. Eigentlich hätten wir 2020 bereits unser 20-Jähriges gehabt, wegen Corona feiern wir es aber in diesem Jahr. Rückblickend hat das Festival immer unglaublich gut funktioniert. In vielen Städten hatten wir ausgefüllte Hallen. Hier in Würzburg haben wir ein bisschen das Problem, dass der Veranstalter wegen Corona die Arena nicht ganz voll machen will und etwas auf die Bremse gedrückt hat. Aber in anderen Hallen hatten wir fünf bis 7000 Leute bei unserer Show.

Yogeshwar: Es war die eigene Neugier. Ich mag Dinge, die manchmal kompliziert sind. Das hat mich schon immer bewegt und das tut es auch noch bis heute. Hinzu kam noch, dass es auch den ein oder anderen Lehrer oder auch meinen Vater gab, der selbst aus diesem Bereich kam und bei meiner Entscheidung in gewisser Weise mitgespielt hat. Im Endeffekt war es aber ein komplexer Entscheidungsprozess. Das ist übrigens auch das Schöne bei der Physik: Man lernt mit Komplexität im Leben umzugehen und sich vielleicht etwas anders zu strukturieren, also versuchen zu verstehen, wie was genau abläuft. Das ist per se eine Kompetenz, von der man sehr profitiert – auch wenn man später einmal nicht unbedingt in der Physik direkt arbeitet.
Yogeshwar: Es gibt ständig Highlights in der Physik. Als junger Student hatte ich ein Praktikum, in dem es um Spektroskopie ging. Damals blickte ich in einen Spektrografen und sah dort ein Blau, das so unglaublich cool war, dass es mich einfach innerlich berührt hat. (Anmerkung der Redaktion: Ein Spektrograf ist ein optisches Instrument, das Licht verschiedenster Wellenlänge in sein Spektrum und damit in verschiedenen Farben zerlegt). Das war ein Highlight, wovon ich heute noch zehren kann.
Yogeshwar: Das liegt schon viele Jahre zurück. Ich bin gelernter Elementarteilchen-Physiker. Ich habe wirklich Wissenschaft studiert und darin gearbeitet. Irgendwann gab es dann den Moment, in dem jeder Mensch in sich hineinhorcht und sich fragt, wo der eigene Weg liegt. Ich merkte dann bei mir, dass ich sehr früh bereits Wissen vermitteln und Vorlesungen halten musste. Das war natürlich eine super Übung, anderen Menschen etwas beizubringen. Anfang der Achtziger kam dann eine Phase, in der ich durch mein politisches Engagement Kontakt mit dem Fernsehen hatte. Nach und nach merkte ich, dass das mein Weg ist und diesen bin ich dann auch konsequent gegangen.
Yogeshwar: Es war eine gute Entscheidung, in die Physik zu gehen, die ich auch jederzeit so wieder treffen würde.

Yogeshwar: Sie hatte immer eine Imageproblem. Die nächste Frage wäre jedoch, bei wem. Auf der einen Seite gibt es natürlich in den Medien eine völlig andere Sozialisierung. Die meisten Journalisten haben Germanistik oder Politikwissenschaften studiert und waren in der Schule früher dankbar, wenn sie Naturwissenschaften abwählen konnten. Von daher haben viele einen gewissen Vorbehalt gegenüber der Physik. Aber ich glaube, dass wir heute in Zeiten des Internets, der Digitalisierung, der künstlichen Intelligenz, generell einer Welt, die sich so schnell und auch gerade durch die Wissenschaft ändert, auch eine andere Haltung entwickeln müssen.
Yogeshwar: Indem man sie ernst nimmt und ihnen nicht wie in der Schule so oft sagt, dass sie zu blöd seien, sondern indem man auf ihre Neugierde setzt. Die meisten Menschen sind neugierig und wollen wirklich etwas wissen. In dem Moment, in dem man sie beteiligt und nicht von oben herab, sondern gemeinsam mit anderen Menschen auf eine Entdeckungsreise geht, ändert sich das Bild. Das ist völlig anders als in der Schule, wo der Lehrer allwissend und mächtig den Schüler abfragt. Das ist nicht die Art wie man Wissenschaft vermittelt.
Yogeshwar: Ich werde auf der Bühne viel über schwarze Löcher reden und viel darüber erzählen, wie die Physik uns im Grunde genommen dabei hilft, ein anderes, ein größeres und breiteres Bild dieses Universums zu erhalten. Der Sternenhimmel ist zwar manchmal etwas bedeckt, aber die Frage, ob wir da draußen wirklich alleine sind im Universum, reizt glaube ich jeden Menschen.
Die Highlights der Physik laufen noch bis einschließlich zweiten Oktober.
Eine Schande, dass man einen Großteil dieser MINT-Fächer, wie eben auch Physik in der Schule abwählen kann. Was draus wird, sieht man jetzt... Fachkräftmangel in den MINT-Kategorien, gleichfalls in den vertieften Richtungen Informationstechnik, Elektrotechnik, Maschinenbau usw. Wir erleben es tagtäglich im Beruf, zunehmend Defizite, wenn überhaupt Kandidaten verfügbar sind. Yogeshwar hat es auch treffend formuliert.
Und auf der anderen Seite gehen Schüler und Jugendliche auf die Straße, schwänzen die Schule, triumphieren blauäugig einer Schwedin hinterher und verstehen aufgrund o.g. Defizite nicht ansatzweise die Hintergründe.