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Würzburg
Wie der Physik-Star Ranga Yogeshwar Würzburg begeistert
Das Festival der Physik in Würzburg ist im vollen Gange. Moderator Ranga Yogeshwar verrät im Interview, was sein Highlight der Physik ist und wie er junge Menschen begeistern will.
Mit einer großen Wissenschaftsshow hat TV-Moderator Ranga Yogeshwar in der s.Oliver Arena das einwöchige Würzburger Wissenschaftsfestival 'Highlights der Physik' eröffnet.
Foto: Patty Varasano | Mit einer großen Wissenschaftsshow hat TV-Moderator Ranga Yogeshwar in der s.Oliver Arena das einwöchige Würzburger Wissenschaftsfestival "Highlights der Physik" eröffnet.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:35 Uhr

Er ist ein Star der Wissenschaft in Deutschland: Ranga Yogeshwar eröffnete mit seiner Wissenschafts-Highlight-Show das einwöchige Physik-Spektakel "Highlights der Physik" in Würzburg. Diese Redaktion traf den Diplom-Physiker, TV-Moderator und Wissenschaftsjournalisten kurz vor seinem Bühnenauftritt in der s.Oliver Arena. Im Gespräch verrät er, was ihn an der Physik so fasziniert und wie es gelingt, mehr junge Menschen für eine Zukunft in der Wissenschaft zu begeistern.

Musikfestivals sind die Norm. Nun findet in Würzburg aber die gesamte Woche ein Festival der Wissenschaft statt: Was halten Sie von den Highlights der Physik?

Ranga Yogeshwar: Ich halte sehr viel von dem Festival. Wenn man sich die Tradition ansieht, ist die Veranstaltungsreihe ja im Jahr 2000 gestartet. Eigentlich hätten wir 2020 bereits unser 20-Jähriges gehabt, wegen Corona feiern wir es aber in diesem Jahr. Rückblickend hat das Festival immer unglaublich gut funktioniert. In vielen Städten hatten wir ausgefüllte Hallen. Hier in Würzburg haben wir ein bisschen das Problem, dass der Veranstalter wegen Corona die Arena nicht ganz voll machen will und etwas auf die Bremse gedrückt hat. Aber in anderen Hallen hatten wir fünf bis 7000 Leute bei unserer Show.

Bei der zweistündigen Veranstaltung waren rund 1500 Menschen in der s.Oliver Arena in Würzburg zu Besuch.
Foto: Patty Varasano | Bei der zweistündigen Veranstaltung waren rund 1500 Menschen in der s.Oliver Arena in Würzburg zu Besuch.
Woher stammt Ihre Begeisterung für die Wissenschaft? 

Yogeshwar: Es war die eigene Neugier. Ich mag Dinge, die manchmal kompliziert sind. Das hat mich schon immer bewegt und das tut es auch noch bis heute. Hinzu kam noch, dass es auch den ein oder anderen Lehrer oder auch meinen Vater gab, der selbst aus diesem Bereich kam und bei meiner Entscheidung in gewisser Weise mitgespielt hat. Im Endeffekt war es aber ein komplexer Entscheidungsprozess. Das ist übrigens auch das Schöne bei der Physik: Man lernt mit Komplexität im Leben umzugehen und sich vielleicht etwas anders zu strukturieren, also versuchen zu verstehen, wie was genau abläuft. Das ist per se eine Kompetenz, von der man sehr profitiert – auch wenn man später einmal nicht unbedingt in der Physik direkt arbeitet. 

Frage: Was ist Ihr persönliches Highlight der Physik?

Yogeshwar: Es gibt ständig Highlights in der Physik. Als junger Student hatte ich ein Praktikum, in dem es um Spektroskopie ging. Damals blickte ich in einen Spektrografen und sah dort ein Blau, das so unglaublich cool war, dass es mich einfach innerlich berührt hat. (Anmerkung der Redaktion: Ein Spektrograf ist ein optisches Instrument, das Licht verschiedenster Wellenlänge in sein Spektrum und damit in verschiedenen Farben zerlegt). Das war ein Highlight, wovon ich heute noch zehren kann. 

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Wissenschaftsjournalismus zu betreiben?

Yogeshwar: Das liegt schon viele Jahre zurück. Ich bin gelernter Elementarteilchen-Physiker. Ich habe wirklich Wissenschaft studiert und darin gearbeitet. Irgendwann gab es dann den Moment, in dem jeder Mensch in sich hineinhorcht und sich fragt, wo der eigene Weg liegt. Ich merkte dann bei mir, dass ich sehr früh bereits Wissen vermitteln und Vorlesungen halten musste. Das war natürlich eine super Übung, anderen Menschen etwas beizubringen. Anfang der Achtziger kam dann eine Phase, in der ich durch mein politisches Engagement Kontakt mit dem Fernsehen hatte. Nach und nach merkte ich, dass das mein Weg ist und diesen bin ich dann auch konsequent gegangen.

Also würden Sie sich immer wieder für die Physik entscheiden?

Yogeshwar: Es war eine gute Entscheidung, in die Physik zu gehen, die ich auch jederzeit so wieder treffen würde.

Die Physik steckt überall im Alltag. Das beginnt schon bei einem Glas Milchkaffee am Morgen.
Foto: Patty Varasano | Die Physik steckt überall im Alltag. Das beginnt schon bei einem Glas Milchkaffee am Morgen.
In Fächern aus dem Mint-Bereich (Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie, Physik und Technik) gibt es wenig Studienanwärterinnen und -anwärter. Hat die Physik hier ein Imageproblem? 

Yogeshwar: Sie hatte immer eine Imageproblem. Die nächste Frage wäre jedoch, bei wem. Auf der einen Seite gibt es natürlich in den Medien eine völlig andere Sozialisierung. Die meisten Journalisten haben Germanistik oder Politikwissenschaften studiert und waren in der Schule früher dankbar, wenn sie Naturwissenschaften abwählen konnten. Von daher haben viele einen gewissen Vorbehalt gegenüber der Physik. Aber ich glaube, dass wir heute in Zeiten des Internets, der Digitalisierung, der künstlichen Intelligenz, generell einer Welt, die sich so schnell und auch gerade durch die Wissenschaft ändert, auch eine andere Haltung entwickeln müssen.

Und wie schaffen wir es, mehr Menschen für Naturwissenschaften zu begeistern?

Yogeshwar: Indem man sie ernst nimmt und ihnen nicht wie in der Schule so oft sagt, dass sie zu blöd seien, sondern indem man auf ihre Neugierde setzt. Die meisten Menschen sind neugierig und wollen wirklich etwas wissen. In dem Moment, in dem man sie beteiligt und nicht von oben herab, sondern gemeinsam mit anderen Menschen auf eine Entdeckungsreise geht, ändert sich das Bild. Das ist völlig anders als in der Schule, wo der Lehrer allwissend und mächtig den Schüler abfragt. Das ist nicht die Art wie man Wissenschaft vermittelt.

Was würden Sie den jungen Menschen auf der Bühne gerne mitgeben?

Yogeshwar: Ich werde auf der Bühne viel über schwarze Löcher reden und viel darüber erzählen, wie die Physik uns im Grunde genommen dabei hilft, ein anderes, ein größeres und breiteres Bild dieses Universums zu erhalten. Der Sternenhimmel ist zwar manchmal etwas bedeckt, aber die Frage, ob wir da draußen wirklich alleine sind im Universum, reizt glaube ich jeden Menschen.

Die Highlights der Physik laufen noch bis einschließlich zweiten Oktober. 

Ranga Yogeshwar

Ranga Yogeshwar wurde 1959 in Luxemburg als Sohn eines indischen Ingenieurs und einer luxemburgischen Künstlerin geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er überwiegend in Indien. Nach dem Abitur in Luxemburg studierte er Experimentelle Elementarteilchenphysik und Astrophysik und arbeitete am Schweizer Institut für Nuklearforschung (SIN), am CERN in Genf und am Forschungszentrum Jülich.
Yogeshwar begann seine journalistische Laufbahn 1983, zunächst bei verschiedenen Verlagen, dann im Bereich Hörfunk und Fernsehen. 1987 wurde er Redakteur beim Westdeutschen Rundfunk Köln und leitete später das Ressort Wissenschaft. Seit 2008 arbeitet er als unabhängiger Journalist und Autor. Yogeshwar zählt zu den führenden Wissenschaftsjournalisten Deutschlands und entwickelte und moderierte zahlreiche TV-Sendungen, unter anderem "Kopfball"(ARD), "Quarks&Co"(WDR) und "Die große Show der Naturwunder" (ARD).
Er schreibt regelmäßig Beiträge in den führenden Zeitungen und ist gern gesehener Experte in zahlreichen Talkshows.
Ranga Yogeshwar ist Vater von vier Kindern und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Köln.
Quelle: Ranga Yogeshwar
 
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Kommentare
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  • M. F.
    Na ja wenn aus Schülern nichts wird dann arbeiten sie halt bei Behörden. Da muss man nichts können.
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  • M. L.
    Tolles Festival, super Veranstaltung, Klasse Intro der Higlights der Physik mit dem Kollegen Yogeshwar. Mehr davon! Und vor allem, macht mehr Jugendliche neugierig. Denn diese Themenwelt ist so interessant und vielseitig, dass man davor keine Angst haben muss.

    Eine Schande, dass man einen Großteil dieser MINT-Fächer, wie eben auch Physik in der Schule abwählen kann. Was draus wird, sieht man jetzt... Fachkräftmangel in den MINT-Kategorien, gleichfalls in den vertieften Richtungen Informationstechnik, Elektrotechnik, Maschinenbau usw. Wir erleben es tagtäglich im Beruf, zunehmend Defizite, wenn überhaupt Kandidaten verfügbar sind. Yogeshwar hat es auch treffend formuliert.

    Und auf der anderen Seite gehen Schüler und Jugendliche auf die Straße, schwänzen die Schule, triumphieren blauäugig einer Schwedin hinterher und verstehen aufgrund o.g. Defizite nicht ansatzweise die Hintergründe.
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  • R. B.
    Auf den Punkt gebracht!
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