Nach knapp einer Stunde wechselt er von der Hammondorgel an die Gitarre, steigt weiterspielend von der Bühne, läuft mit breitem Dauerlachen durch die Reihen und setzt sich hinten – immer weiter und weiter jammend – irgendwo auf einen freien Stuhl. Auf der Bühne spielt seine Band weiter, im Publikum spielt Lucky Peterson weiter und singt den Blues auf den „Little Red Rooster“. Er nickt lachend den Zuhörern zu, die um ihn drängend tanzen. Und dann heult er und jault – „awuuuuhh“ – wie die Hofhunde eben jaulen, weil er, der kleine rote Hahn, zu faul ist zum Krähen in jenem Bluesklassiker aus den 1960er-Jahren.
Coole, lässige Show
Samstagabend auf der Würzburger Landesgartenschau: eine coole, lässige Show. Es ist das „Yeah Man“-Wochenende, das die Macher des Africa Festivals auf dem Gelände gestalten. Irgendwie passt das gut, die afroamerikanische Musik dort, wo viele Jahrzehnte lang die GI stationiert waren und lebten. Wo Jazz dudelte, und wo es im Offizierscasino und dem „theatre“ die ein‘ oder andere Bluessession gab.
Und Lucky Peterson? Vor 13 Jahren stand der Musiker aus Buffalo, New York, beim Africa Festival auf der Bühne. 53 Jahre alt ist er inzwischen – und ein ausgebuffter Bluesentertainer, der in den USA oft und in Deutschland nur selten live zu erleben ist. Neulich war er mal in Wien, bald spielt er bei Festivals in Frankreich, nächste Woche gibt?s noch ein Konzert in München im Hotel Bayerischer Hof.
Seltene Gelegenheit also, den vielseitigen Bluesmusiker zu erleben, der im Alter von drei Jahren vom legendären Willie Dixon – eben dem Songwriter des „Little Red Rooster“ – entdeckt worden war. Die Hammond-B3-Orgel faucht, der Bass treibt an, das Schlagzeug peitscht, es weinen, greinen, jaulen die Gitarren. Und der Pianoman in der exzellenten Band tobt über die Tasten. Nach der Hälfte der Songs übernimmt Luckys Ehefrau Tamara den Gesang. Der Blues der Musiker bleibt funky, soulig und bei aller Energie immer entspannt. Rainy Night in Georgia? Nur musikalisch, auf dem Rasen vor der Bühne genießen ein paar Hundert Zuhörer den warmen Sommerabend.
Publikumsnähe garantiert
Sie recken die Hände in die Luft und klatschen rhythmisch, wenn Lucky Peterson, der mitreißende, humorvolle Bluesmeister, dauerlächelnd zum Mitmusizieren animiert. Beim Rückweg aus den Zuschauerreihen hinauf auf die Bühne setzt er sich noch einmal – weiterzupfend, weiterspielend – kurz einem Herrn auf den Schoß. Toller Blues, lässiges Konzert – und das, kann man ja auch mal Erwähnen, zum Landesgartenschau-Tagespreis. Vielleicht kommt Lucky Peterson ja einmal wieder zum Africa Festival ins große Zelt? Publikumsnähe wäre garantiert.