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MAßBACH
Hundsfott und Hosenschisser auf der Maßbacher Freilichtbühne
„Ronja Räubertochter” in Maßbach: Anna Schindlbeck als Ronja, Benjamin Jorns als Birk.
Foto: Sebastian Worch | „Ronja Räubertochter” in Maßbach: Anna Schindlbeck als Ronja, Benjamin Jorns als Birk.
Siggi Seuß
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:55 Uhr

Ja! Da erschallt er – Ronjas Frühlingsschrei, und fliegt flugs über Schlosspark und Wälder davon ins fränkische Räuberland. Und weil es auf der Maßbacher Freilichtbühne in Tina Geißlingers Inszenierung von Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ dreimal Frühling wird, bevor sich die verfeindeten Mattis- und die Borkaräuber in den Armen liegen, ertönt der Jubelschrei gleich mehrmals.

Er erschallt aus Ronjas Mund so, dass jene, die mit der tiefgründigen Geschichte (Bühnenfassung von Barbara Hass) aufgewachsen sind, sich die Augen reiben, verstört umsehen und sich tatsächlich für Sekunden in die wilden schwedischen Wälder und in eine Zeit lange vor unserer Zeit versetzt fühlen. Für viele lindgrenerfahrene Zuschauer ist es das wichtigste Kriterium, dass eine Interpretation – egal, in welcher Kulisse sie sich ereignet – Atmosphären und Stimmungen von Menschen und Landschaften widerspiegelt und Ideen und Botschaften ihrer Erschafferin.

Flotte und witzige Dramatisierung

Das ist in Maßbach erstaunlich gut gelungen. Durch eine flotte und witzige Dramatisierung und die überschaubar kurze Spielzeit von 50 Minuten. Durch sinnfällige Kulissen, Requisiten und fantasievolle Kostümierung (Bühne: Johanna Deffner, Kostüme: Jutta Reinhard). Durch über Wiesen, Wälder und Höllenschlund kriechende Nebelschwaden, die Trolle, Rumpelwichte und Wilddruden noch gespenstischer wirken lassen. Und vor allem durch Spielfreude und Empathie der Schauspieler für ihre Figuren.

Anna Schindlbeck gibt eine hinreißend quicklebendige, neugierige und couragierte Ronja. Benjamin Jorns ist in seiner Rolle als Birk, Sprössling der verfeindeten Borka-Sippe, etwas bedachtsamer. Jacob Loerbroks' Räuberhauptmann Mattis ist jede Gefühlsregung ins Gesicht geschrieben und auf die Zunge gelegt. Zurückhaltender agiert Alexander Bräutigam als vom Unglück gebeutelter Räuberhauptmann Borka. Susanne Pfeiffer mimt die liebevolle und kluge Ronjamutter Lovis. Und nicht zu vergessen: Alexander Bräutigam ist als treuer, alter Glatzen-Per sozusagen der Buffo der Geschichte.

Es sind verschiedene Alterssichten möglich

Schön zu sehen, dass in dieser Inszenierung verschiedene Alterssichten auf die Handlung möglich bleiben. Jüngere Kinder werden an der Seite von Ronja und Birk eher die Freuden und Schrecken des Lebens im Wald, am Fluss und in der Bärenhöhle teilen. Die Älteren jedoch dürften bereits ahnen, dass Astrid Lindgrens Spätwerk mehr ist als Abenteuerroman und Hymne an Natur, Freundschaft und Mitgefühl. „Ronja Räubertochter“ ist eine in vielerlei Atmosphären eingesponnene Geschichte des Erwachsenwerdens junger Menschen und, wie ein pfiffiger Zehnjähriger kommentiert, während sich die verfeindeten Räuberbanden die schönsten Schimpfwörter um die Ohren hauen, vom Hundsfott bis zum Hosenschisser: „Das Stück muss aktuell sein.“

Vorstellungen auf der Freilichtbühne bis zum 1. August. ITel. (0 97 35) 235 www.theater-massbach.de

 
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