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WÜRZBURG
Gedenkkonzert zwischen Schwermut und Aufbegehren
Eva Brönner, Konzertcellistin.
Foto: Caroline Maas | Eva Brönner, Konzertcellistin.
Armin Rausche
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:44 Uhr

Am 29. April 2018 jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau zum 73. Mal. Aus diesem Anlass fand im jüdischen Kulturzentrum Shalom Europa in Würzburg ein „Konzert gegen das Vergessen“ statt. Die in Prag aufgewachsene Cellistin Eva Brönner, langjährige Dozentin an der Hochschule für Musik in Würzburg, und der tschechische Pianist und Komponist Adam Skoumal hatten sich zu einem eindrucksvollen, romantisch getönten Programm zusammengefunden.

Nach einer kurzen Einführung über das KZ Dachau begann das Programm mit Antonín Dvoøáks „Waldesruhe“ op. 68. Das ursprünglich für vierhändiges Klavier komponierte Werk hat der Komponisten selbst für Cello und Klavier bearbeitet, dem wehmütig angehauchten, schlicht ergreifenden Werk mit kleinen virtuosen Eskapaden verlieh das Duo die rechte Stimmung.

Es folgte Felix Mendelssohn Bartholdys erste Cellosonate op. 45. Hier erlagen die Interpreten nicht der Versuchung, die gefährlich gefühlvollen Stellen überzogener Sentimentalität auszusetzen. Das Publikum im sehr gut besuchten Saal honorierte diesen Stimmungszauber mit Beifall nach dem ersten und zweiten Satz.

Eva Brönners Ton hat nichts Verweintes, er wirkt tenoral und wird nie knätschig. Wenn sie sich in ausdrucksvolles Pianissimo zurückzieht, kommt Begeisterung auf, an manchen Stellen glaubt man, ein Nachdenken über Musik zu erleben. Adam Skoumal freut sich offensichtlich, wenn er mit seiner geläufigen Virtuosität brillieren kann. Wie gesagt, Sentimentalität liegt ihm nicht, er setzt auf männliche Kraftentfaltung.

Nach der Pause dann das einzige auf jüdischen Quellen basierende Werk, Max Bruchs „Kol Nidrei“, ein Adagio nach hebräischen Melodien. Bruch verarbeitet dort den traditionellen Bußgesang zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Der stockende Atem, die Pausen, aber auch die Spannung zwischen elegischer Schwermütigkeit und aggressivem Aufbegehren wurden dem Zuhörer gut vermittelt.

Als letztes Werk stand Edvard Griegs Cellosonate a-Moll op. 36 auf dem Programm. Schon das dramatische „Agitato“ im ersten Satz, die Leidenschaftlichkeit, aber auch der lyrische Schwung dieses anfangs von der Kritik wegen seiner harmonischen Glätte verrissenen Werks geriet zu einem spannenden Gegenüber der beiden Solisten. Dabei setzte sich gelegentlich der Pianist mit seiner überwältigenden Kraft zu sehr durch. Dies mag aber auch ein wenig der Komposition geschuldet sein.

Für den langanhaltenden Beifall bedankten sich die Künstler mit Mendelssohns „Lied ohne Worte“ op. 109.

 
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