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Würzburg
Frau Kruger, wie kommen Sie auf die waghalsige Idee, ausgerechnet im Advent zeitgenössisches Kunstlied anzubieten?
Von wegen Publikumskiller: Das Würzburger Festival Neues Lied geht bereits in die vierte Ausgabe. Offenbar hat Initiatorin Esthea Kruger einiges richtig gemacht.
Die südafrikanische Pianistin Esthea Kruger, Initiatorin des Würzburger Festivals Neues Lied.
Foto: Lize Lake | Die südafrikanische Pianistin Esthea Kruger, Initiatorin des Würzburger Festivals Neues Lied.
Sonja Will
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:39 Uhr

Wer in diesen Zeiten abseits des Mainstreams und außerhalb der Komfortzone etwas bewegen will, braucht Mut und eine große Portion Optimismus und Neugier. Die Pianistin Esthea Kruger bringt all das aus ihrer Heimat Südafrika mit. Sie hat in den USA und zuletzt an der Hochschule für Musik Würzburg in der Meisterklasse Liedgestaltung studiert. 2018 hat sie in Würzburg das Festival Neues Lied gegründet - also eine Veranstaltungsreihe, die zwei Kategorien verbindet, die nicht gerade als Publikumsrenner gelten: Kunstlied und Musik der Gegenwart. Der Erfolg straft die Skeptiker Lügen: In diesen Tagen findet das Festival bereits zum vierten Mal statt. Kruger konnte diesmal Sängerinnen und Sänger wie Silke Evers, Daniel Fiolka (beide bekannt als Ensemblemitglieder des Mainfranken Theaters), Mirella Hagen, Konstantin Ingenpaß, Kerstin Mörk oder die südafrikanische Mezzosopranistin Minette du Toit-Pearce gewinnen.

Frage: Frau Kruger, die Vorweihnachtszeit ist für Musikerinnen und Musiker aller Sparten die Hochzeit des Jahres, und sicher ist auch Ihr Kalender prall gefüllt. Wie kommen Sie auf die nahezu waghalsige Idee, ausgerechnet an einem Adventswochenende ihr viertes Festival Neues Lied auf die Beine zu stellen?

Esthea Kruger: Ich selbst habe während meines Studiums der Liedbegleitung bei Prof. Gerold Huber in Würzburg so Gefallen am Neuen Lied gefunden, dass er mich dazu ermutigt hat, dieses Festival auf die Beine zu stellen und Fakt ist, dass es einfach etwas Neues ist und man keine Hörerfahrung hat und braucht. Es gibt Sachen, die sind sehr zugänglich, andere sind abgefahren. Aber genau das, nämlich neue Klangwelten zu eröffnen, für die man keine Vorkenntnisse braucht, ist einfach spannend und gerade in der Weihnachtszeit für das Publikum eine Chance.

Das Eröffnungskonzert 2018 im Burkardushaus am Dom: Esthea Kruger begleitet den Bariton Tohru Iguchi.
Foto: Johannes Kiefer | Das Eröffnungskonzert 2018 im Burkardushaus am Dom: Esthea Kruger begleitet den Bariton Tohru Iguchi.
Steht bei Ihnen ausschließlich Neues Kunstlied auf dem Programm, oder wie gestalten sie die Konzertabende?

Kruger: Ich kombiniere immer Neues Lied und bekannte Hörgewohnheiten als Einstieg. Ich glaube, es ist ja ganz normal, Angst zu haben vor etwas, was man nicht so kennt, und ich denke auch, dass man es den Leuten erleichtern sollte, ins Konzert zu kommen. Deshalb gibt es auch vor jedem Abend eine Einführung. Ich habe immer das Gefühl, dass die Leute begeistert sind vom Programm und sich über das unterhalten, was sie noch nicht kannten und nicht über zum Beispiel gewohnte Schubert-Werke.

Sie erleichtern den Einstieg auch dadurch, dass die Konzerte allesamt bei freiem Eintritt besucht werden können. Wie stemmen Sie als Initiatorin die Finanzierung?

Kruger: Zum Glück bin ich von Anfang an überall auf Begeisterung und Unterstützung gestoßen. Das Festival hat auch den Kulturförderpreis der Stadt Würzburg 2020 bekommen, und ich wurde immer mit offenen Armen empfangen. Zum Beispiel beim Tonkünstlerverband Würzburg, der Stadt Würzburg oder der Sparkassenstiftung. Auch durch ein internationales Austauschprogramm zwischen meiner Heimat Südafrika und Deutschland über den Kulturfonds Bayern ist es möglich, die Kosten zu finanzieren und dem Publikum den Eintritt kostenfrei zu ermöglichen.

Mit welchem Gefühl soll Ihr Publikum nach Hause gehen?

Kruger: Das Lied hat immer etwas Besonderes, weil es eben auch den Text gibt, und ich hoffe, dass es die Menschen berührt, es etwas in ihnen bewegt und sie diese Verbindung spüren. Es muss nicht alles immer „schön“ sein, aber es verändert etwas, und man macht eine neue Erfahrung.

Festival Neues Lied, Würzburg, 15. bis 17. Dezember, jeweils 19.30 Uhr, Einführung 19 Uhr, Eintritt frei.
Do., 15. Dezember: Museum im Kulturspeicher, „Of Innocence and Experience“, Werke von Hofmeyr, Schubert, Schumann, Strauss, Wolf und Berg
Fr., 16. Dezember, Toscanasaal der Residenz, „Frauenstimmen“, Werke von Bosmans, Chaminade, Larsen, Heggie und Vaughan Williams
Sa., 17. Dezember, Spitäle an der Alten Mainbrücke, „Heut und Ewig“, 70 Jahre Rihm, 225 Jahre Schubert

 
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