
Die aus Südafrika stammende Pianistin Esthea Kruger will dem Kunstlied des 20. Jahrhunderts mehr Popularität verschaffen. Dafür hat sie eintägiges Festival mit drei Konzertenorganisiert. Wir haben mit ihr über ihre Pläne gesprochen.
Esthea Kruger: Das stimmt, es gibt viele Festivals in der Stadt, aber bislang noch kein Lied-Festival. Durch die Konzerte der Musikhochschule gibt es aber in Würzburg bereits eine lebendige Liedkultur. Im Übrigen habe ich in den letzten Jahren ein spannendes Repertoire mit Liedern des 20. Jahrhunderts entdeckt und mich gefragt, warum sie so selten aufgeführt werden. Das möchte ich ändern. Außerdem hoffe ich, dass sich möglichst viele Leute trauen, das Festival zu nutzen, um sich dieser Musikform anzunähern. Das Repertoire ist so ausgewählt, dass es auch für Menschen zugänglich ist, die sich damit noch nicht so gut auskennen.
Das ist wie mit einer fremden Sprache, die man nicht wirklich gut kennt. je häufiger man sie hört, desto verständlicher wird sie. Es wird auch bei allen drei Konzerten erläuternde Einführungen geben. Dass die "Neue Musik" nur "schräg" und erschreckend ist, ist ein Vorurteil.Außerdem ist das Schöne an der Neuen Musik, dass die meisten Zuhörer die Stücke im Konzert zum ersten mal hören. Das Publikum kann sich also ganz befreit von Hörgewohnheiten auf ein besonderes Konzerterlebnis einlassen.
Der Aufwand ist größer als ich gedacht habe. Aber aus dieser Herausforderung habe ich wahnsinnig viel gelernt. Ich hatte von Beginn an in Steffen Zeller vom Tonkünstlerverband viel Unterstützung. Von dessen Erfahrungen mit Konzertveranstaltungen habe ich viel lernen können. Mit diesem Wissen plane ich jetzt schon das nächste Festival im Jahr 2019.
Tagsüber habe ich Klavier geübt, abends und nachts habe ich dann das Festival organisiert.
Das Festival wird neben dem Tonkünstlerverband auch von der Sparkasse Mainfranken und der Stadt Würzburg unterstützt. Es hat in diesem Jahr noch ein relativ kleines Budget. Glücklicherweise sehen sich die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler als Teil einer Gemeinschaft und verstehen, dass im ersten Jahr eines Festivals keine riesigen Gagen bezahlt werden können. Das Geld, das ich für dieses Jahr brauche, habe ich trotz freiem Eintritt schon. Wir würden wir uns aber natürlich über Spenden der Besucher freuen.
Einige Künstler haben bereits Interesse signalisiert, auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Das erste Festival ist natürlich das schwierigste, aber im nächsten Jahr können wir von den Erfahrungen, die wir in diesem Jahr gemacht haben, profitieren. Ich gehe auch davon aus, dass wir 2019 ein größeres Budget haben werden. Vor allem aber glaube ich, dass es ein Publikum für das neue Kunstlied in Würzburg gibt, das sich jedes Jahr auf das Festival freuen wird.
Mit dem Organisieren des Festivals habe ich eigentlich mehr Stress als mit Üben und Spielen. Denn Letzteres bin ich ja gewohnt. Die Festival-Organisation ist indessen neu für mich. Aber ich freue mich schon sehr auf den 15. Dezember und hoffe, dass viele Leute auch spontan vorbeikommen. Vor der Musik müssen sie jedenfalls keine Angst haben.