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Würzburg
Erfrischend feurige Rhythmen gegen die brennende Hitze: Der Würzburger Hafensommer ist gestartet
Nach dreijähriger Pause kann das Festival auf der schwimmenden Bühne endliche wieder stattfinden. Den Auftakt machten die Philharmoniker mit Vocal Sampling aus Kuba.
Schimmendes Markenzeichen: Die Bühne des Würzburger Hafensommers.
Foto: Ulises Ruiz | Schimmendes Markenzeichen: Die Bühne des Würzburger Hafensommers.
Felix Linsmeier
 |  aktualisiert: 11.02.2024 15:49 Uhr

Am Freitagabend feierte der Würzburger Hafensommer nach dreijähriger Pause seine ersehnte Wiedereröffnung. Die schwimmende Bühne zwischen Heizkraftwerk und Kulturspeicher bietet mit Blick auf Main, Sonnenuntergang und Weinberge ein stimmungsvolles Konzentrat von all dem, was die Stadt zu bieten hat. Als traditioneller Auftakt präsentierte die Sparda-Bank Classic Night dem Publikum, das die Karten in einer Verlosung gewinnen konnte, "sein" philharmonisches Orchester mit dem kubanischen Ensemble Vocal Sampling als außergewöhnlichem Partner.

Die Stargäste des Abends auf der schwimmenden Bühne: Vocal Sampling aus Havanna, Kuba.
Foto: Ulises Ruiz | Die Stargäste des Abends auf der schwimmenden Bühne: Vocal Sampling aus Havanna, Kuba.

Den Auftakt machte das Orchester: Der 1994 komponierte "Danzón No. 2" von Arturo Márquez wurde schnell zum modernen Klassiker, Generalmusikdirektor Enrico Calesso entlockte dem vielgespielten Schlager dennoch einige erfrischende Facetten. Aus einer Klarinettenkantilene entfaltet sich ein hitziger Reigen, den der Dirigent mit feinen Gegenlinien und Blick fürs Detail umsetzte. Leider blieb diese Leichtigkeit in der darauf folgenden Suite aus "El amor brujo" des Spaniers Manuel de Falla größtenteils auf der Strecke.

Moderator Johannes Engels führte mit bewährtem Infotainment durch die Handlung dieses "Liebeszaubers", der aber musikalisch zwischen lieblicher Lyrik und etwas arg statischen Tanzsätzen in vertrackten Taktarten nur bedingt verzaubernd wirkt. Es ist hier auch keine Hilfe, dass die Soundanlage mit dem vollen Sinfonieorchester an ihre Grenzen kommt, und die farbenfrohe Instrumentierung der Werke über den ganzen Abend eher eindimensional wirkt.

Gelungene Verbindung: klassisches Orchester und A-Cappella-Ensemble

Das Orchester machte den Eindruck aber mit Robert Sheldons "Danazs Cubanas", souverän in lange organische Bögen geformt, und Alberto Ginasteras "Malambo" als erfrischend-feurigem Rausschmeißer bei über 30 Grad auf der Betontreppe wieder wett.

Das Festival, bei dem der Zuschauerraum fast eindrucksvoller ist als die Bühne.
Foto: Ulises Ruiz | Das Festival, bei dem der Zuschauerraum fast eindrucksvoller ist als die Bühne.

Für die zweite Konzerthälfte kamen die eigentlichen Stars des Abends auf die schwimmende Bühne: Vocal Sampling ist ein Vokalensemble aus Havanna, das nicht nur in typischer A-Cappella-Manier auf Instrumente verzichtet, sondern mit seinen Stimmen eine volles kubanisches Schlagwerk, eine Batteria, mit allen komplex überlagerten Rhythmen "sampelt".

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Beide Klangkörper tauschen immer wieder humorvoll die Rollen

Die Verbindung aus Band und dem nun um etwa die Hälfte reduzierten Orchester aus "echten" Instrumenten machte diese Fähigkeiten keineswegs überflüssig. Die Arrangements von Bandleader René Baños Pascual geben beiden Klangkörpern Platz, sich zu entfalten, spielen mit der Interaktion und tauschen immer wieder humorvoll die Rollen.

Würzburgs Philharmoniker und ihr Chef Enrico Calesso.
Foto: Ulises Ruiz | Würzburgs Philharmoniker und ihr Chef Enrico Calesso.

Zwei Sätze aus dem 2020 zum 30-jährigen Bestehen der Gruppe komponierten "Concerto n°1 para Vocal Sampling y Orquesta" stellten dies virtuos zur Schau: Minimalistische Motivfetzen, die als Keimzellen zum mosaikartigen Spielplatzgerüst für die beatboxenden Sänger werden, Tempo- und Taktwechsel und zum Finale sogar eine kleine Gesangseinlage mit dem Publikum zeigten eine kurzweilige Neuinterpretation des traditionellen Concerto Grosso, brachten aber das Orchester zwischendurch auch hörbar an seine Rhythmus- und Konzentrationsgrenzen.

Soloklarinettist Thomas Lampert und Bandleader René Baños Pascual
Foto: Ulises Ruiz | Soloklarinettist Thomas Lampert und Bandleader René Baños Pascual

Ein Arrangement von "Besame Mucho", in dem schwelgerische Streicherlinien die Sänger anreicherten, und "A Bayamo en Coche" des im letzten Jahr an Corona verstorbenen Adalberto Álvarez mit jazziger Klarinettenimpro von Thomas Lampert beschlossen den Abend, ehe die Kubaner sich noch mit ihrem wohl bekanntesten Hit, einem Cover von "Hotel California" als Zugabe verabschiedeten.

16 weitere Hafensommer-Abende erwarten die Gäste: Zum Beispiel der "Junge Hafen" am 26. Juli  mit mehreren Rappern, der Familiensonntag (31. Juli, beides freier Eintritt), Mal Élevé, Frontmann des Bandkollektivs Irie Révoltés (29. Juli) oder die Jazzrausch Bigband mit ihrer Fusion aus Jazz, House und Techno als großes Finale am 7. August. Karten: hafensommer-wuerzburg.de oder Tel. (01806) 050 400

 
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