
Johlen, Gelächter, langer Applaus, volles Kino. Die österreichische Komödie „Anna Fucking Molnar“ hatte beim Internationalen Filmwochenende ihre Deutschlandpremiere und kam sehr gut an. Nina Proll, die Hauptdarstellerin, sei zwar ohne Erwartungen nach Würzburg gefahren. Damit habe sie aber nicht gerechnet, sagte sie. Dementsprechend gelöst stellte sich die Schauspielerin am Donnerstag den Fragen des Publikums.
Nina Proll weiß um das kontroverse Thema
„Ich war wirklich freudig überrascht“, so Nina Proll beim Plausch vor dem Central-Kino im Bürgerbräu in der Zellerau. In Österreich ist der Film am 24. November gestartet. Und habe dort sehr polarisiert. „Es gibt Leute, die finden es gut, dass der Film so frech ist und so eine sexuell aggressive Hauptfigur hat, die sich nimmt, was sie braucht und die, ohne Rücksicht auf Verluste, ihre Umwelt mit ihren Befindlichkeiten belastet“, beschreibt Nina Proll ihre Rolle.
Es gebe aber auch die anderen, die den Film als frauenfeindlich und sexistisch bezeichnen und ihn deshalb boykottiert hätten. „Es gibt also zwei Lager, ich finde das gut. Es zeigt mir, dass der Film irgendeinen Nerv trifft.“ Dazu hat sie aktiv beigetragen. Proll (bekannt als Nicoletta Huber in der Serie „Vorstadtweiber“) schrieb mit Ursula Wolschlager das Drehbuch. Und im Film spielt sie Anna Molnar, eine Schauspielerin, die sich aus Eifersucht betrinkt, damit die Premiere des Theaterstücks in den Sand setzt und ihr Engagement verliert. Sie ist am Boden zerstört. Und sucht Bestätigung auf anderem Gebiet.
Komödiantisches Potenzial
Eine Kritik in Österreich war auch: Es ginge ja nur um Geschlechtsverkehr. Was nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Nina Proll kontert: Wenn ein Mann die Hauptrolle gespielt hätte, wäre das völlig normal. Zudem gebe es jede Menge Filme, wo Männer sexuell aktiv sind und nur sehr wenige, wo Frauen das sind und in denen Frauen Sex einfordern würden.
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Für Nina Proll hat das Thema komödiantisches Potenzial. "Denn auch dieses Verhalten funktioniert nicht reibungslos und ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss im Zusammenleben zwischen Mann und Frau.“ Die Lösung liege irgendwo dazwischen. „Wir haben versucht zu zeigen, dass diese Figur eine Wandlung durchmacht oder was lernt.“
Hannes Tietze, mit Susanne Bauer bei der Filminitiative Würzburg für die Auswahl der Filme aus Österreich und der Schweiz zuständig, hat sich für „Anna Fucking Molnar“ entschieden, weil der Film frech und gegen den Zeitgeist gebürstet sei. „Die Österreicher trauen sich mehr.“ Und: „Der Film hat funktioniert, das ist bei Komödien nicht selbstverständlich“, sagt Tietze, einer der Chefs des mehrfach ausgezeichneten Programmkinos Casablanca in Ochsenfurt. Ein Auswahlkriterium war zudem, so Tietze, dass es die erste österreichische Filmkomödie mit einer Frau als Hauptperson sei.
Mann und Frau lernen aus sich rauszugehen
Am Ende lernt nicht nur die Frau, sondern auch der Mann – und zwar „aus sich rauszugehen, Gefühle zu zeigen“, erzählt Proll. Und Anna Molnar, die diesbezüglich keine Hemmungen hat, lernt ihren Gefühlen zu folgen – und verlässt im Film dem Mann zuliebe ihre Preisverleihung.
Würde Nina Proll das auch im wahren Leben tun? „Ja“, sagt sie, wenn ihr so ein Typ wie im Film begegnen würde. „Für mich ist die Liebe doch wichtiger als eine Preisverleihung.“ Zudem sei sie nicht Schauspielerin geworden, um über den roten Teppich zu gehen. „Ich bin das geworden, weil ich spielen will und das Spiel liebe.“ Das merkt man. Noch steht nicht frst, ob der Film auch in Deutschland startet. "Momentan reden wir gerade mit Verleihern." Hannes Tietze weiß: "Das dauert oft lange."