Das halbe Tausend ist voll: 500 Mal seit 1946 sind die Bamberger Symphoniker nach Schweinfurt gefahren, um dort ihre Konzerte zu geben. Das Jubiläum feierte man nun im gut besuchten Schweinfurter Theater mit einer ganz und gar hinreißenden konzertanten Aufführung der Johann-Strauss-Operette "Die Fledermaus".
Mit Manfred Honeck trat ein Dirigent ans Pult, der einst mit der "Fledermaus" sein Debüt an der Volksoper in Wien gegeben hatte und heute zu den großen Dirigenten der Welt gehört. Bereits den bunten Melodienreigen der spritzigen, überschäumenden Ouvertüre lieferte er in einer Qualität ab, die bezeichnend für Esprit und Niveau des gesamten Abends war. Die Bamberger, in beschwingter Musizierlaune, perfekt in allen Facetten, ließen das Publikum nicht nur hier in Begeisterungsstürme ausbrechen.
Sanges- und Schauspielkunst und eine Prise Boulevard
Auch beim Solistenensemble war der Wurf geglückt: Der Bariton Bo Skovhus gab die Spieltenor-Partie des Gabriel von Eisenstein mit Fülle und kraftvoller Wucht. Laura Aikin, für die erkrankte Simona Šaturová eingesprungen, zeigte sich mal als weiblich reife Ehefrau Rosalinde, mal als temperament- und geheimnisvolle ungarische Gräfin. Nikola Hillebrand, für Katharina Konradi eingesprungen als Hausmädchen Adele und deren Schwester Ida, überzeugte stimmlich wie schauspielerisch-komödiantisch wie Krešimir Stražanac (Gefängnisdirektor), Stefanie Irányi (Prinz Orlofsky), Bernhard Berchtold (Alfred), Michael Nagy (Dr. Falke) und Krešimir Špicer (Dr. Blind). Immer wieder gab es Zwischenapplaus und Bravorufe für Einzel- oder Ensembleleistungen.
Vorzügliche Sanges- und Schauspielkunst, Kostümierung, erfrischender Temporeichtum und etwas Boulevard fügten sich zu einer Funken sprühenden, unterhaltsamen und Laune machenden Inszenierung. Für die Chorpartien stand der erstklassige Philharmonische Chor München (Einstudierung Andreas Herrmann) zur Verfügung, glanzvoll und perfekt.
Zur Idee, Martin Rassau als Frosch zu verpflichten, kann man nur gratulieren
Und dann war da noch der Gefängniswärter Frosch: Zur Idee, den Fürther Komödianten Martin Rassau zu verpflichten, dies auch noch in der Faschingszeit, kann man nur gratulieren. Als "running gag" spazierte der Komiker gleich mehrfach über die Bühne, auf dem Weg zwischen dem tatsächlich in unmittelbarer Nähe des Theaters gelegenen Schweinfurter Gefängnis und einem benachbarten Supermarkt.
Rassau nutzte seine Auftritte einerseits, um seine Kunst der Improvisation und des Aufspürens von situationskomischen Anlässen aus Saal und Bühne zu demonstrieren. Gut informiert über Schweinfurt, nahm er Landesgartenschau, städtebauliche "Schönheiten" wie den Busbahnhof oder die Liegezeiten der Kreuzfahrtschiffe aufs Korn und sparte nicht mit Anspielungen, Witzen und Kalauern ("Ich bin heut' so blöd, ich könnt' direkt Amerika regier'n!").
Letztlich konnte dank Rassaus vergnüglicher Inhaltskomprimierung auch der Fledermaus-unkundige Besucher der Handlung folgen ("Schluss ist, wenn alle betrunken sind!"). Champagner gab's zwar nicht für alle, doch dieser Abend gab Anlass zum Feiern: minutenlanger Jubel, Ovationen im Stehen.