
Mit Bands wie den Sex Pistols oder The Clash krachte der Punk 1977 von London aus in die Jugendzimmer. Der brachiale Sound trat einen weltweiten Siegeszug an. Aber auf die Explosion folgte bald die Flaute, schon Ende der Achtziger erklärten viele Beobachter den Punkrock für tot. Dass sich die Szene aber heute noch bester Gesundheit erfreut, beweisen zwei Festivals im Raum Würzburg, zu denen dieses Jahr zusammengenommen mehr als 10 000 Besucher erwartet werden.
Am 11. Mai macht der Festivalzirkus "Punk in Drublic" (eine Buchstabenverdrehung von "Drunk in Public", also "Betrunken in der Öffentlichkeit") in der Würzburger s.Oliver-Arena Station – eine Kombination aus Punkrock-Festival und Craft-Beer-Verkostung. Benannt ist das Festival nach dem fünften Album der kalifornischen Punkband NOFX aus dem Jahr 1994. „Die ursprüngliche Idee lautete, 21 Punkbands und 21 Bierfirmen an einen Ort zu bringen“, erklärt Sänger Fat Mike. Daraus geworden sind Konzerte mit jeweils fünf oder sechs Bands. Fat Mike: „Zur ersten Show kamen 10 000 Menschen.“
Wegen des Biers sind alle immer schon zu Beginn pünktlich da
Im Mutterland von NOFX läuft die Punk-In-Drublic-Tour wie geschmiert. Hinzu kommen acht weitere Festivals in Kanada. 2018 gab es Europa die ersten fünf Termine, zwei davon in Deutschland. Heuer kommt das Spektakel nach Köln, Hannover, Saarbrücken und Würzburg.
Organisator Fat Mike hat für seine Konzertreihe klare Regeln aufgestellt: „Zwischen den Bands soll kein Punkrock über die Lautsprecher laufen, sondern Herb Alpert. Dann wirst Du nicht nur mit lauter Musik bombardiert.“ Die erste Band spiele immer vor vollem Haus, weil wegen des Biers alle früh da seien. "Und die Bands spielen kurze Sets, weil ich lange Sets nicht mag", sagt Fat Mike.

Das Line-Up wird vor allem Fans von melodischem Punkrock anlocken: Neben den beiden Headlinern NOFX und Bad Religion stehen bei allen elf europäischen Terminen Bands wie Lagwagon, Less Than Jake oder The Bombpops auf der Bühne. Dazu gibt es wechselnde Gäste in verschiedenen Städten: Alle vier deutschen Termine haben zusätzlich Anti-Flag im Programm. Hannover, Saarbrücken oder Würzburg können sich zudem auf The Real McKenzies freuen. In Würzburg und Saarbrücken ergänzen The Lillingtons das Programm. Rund 5000 Besucher werden in die s.Oliver-Arena gelassen. Die Tickets sind bis auf ein paar Restkarten schon alle weg.
Am 6. Juli folgt das Mission-Ready-Festival auf dem ehemaligen US-Flugplatz in Giebelstadt. Das Line-Up der dritten Auflage kann das hohe Niveau der beiden Vorgängerjahre locker halten. „Das Programm trägt die gleiche Handschrift wie in den ersten beiden Jahren“, sagt Organisator Steffen Rose. „Es konzentriert sich auf Punkrock, Hardcore und Ska.“ Rose ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der fränkischen Punk- und Hardcore-Szene. Unter dem Label Navigator Productions organisiert er Konzerte in Würzburg, Schweinfurt oder Nürnberg.
In Giebelstadt gibt es je eine Bühne für Punk und Hardcore
Mit dem Mission-Ready-Festival hat er sich den langjährigen Traum vom eigenen Punk- und Hardcore-Festival erfüllt. Es spielen diesmal 15 Bands auf zwei großen Bühnen – getrennt in Punk und Hardcore. Die werden abwechselnd bespielt, so dass alle Zuschauer alle Bands sehen können. "Vom ersten aufs zweite Jahr konnten wir die Zuschauerzahlen mehr als verdoppeln“, sagt Steffen Rose. „Im ersten Jahr waren es 3000 und vergangenes Jahr über 6500 Besucher. Vielleicht werden wir noch ein bisschen größer. Ich möchte den Platz aber auf keinen Fall aus Profitgründen überfüllen.“
Zugelassen ist der Flugplatz für 15 000 Besucher. Roses Vorstellung eines idealen Festivals sieht einen Austausch zwischen Band und Publikum vor. Dass Künstler und Besucher nicht durch riesige Gräben und Gitter getrennt sind. Headliner auf der Punkrock-Bühne sind diesmal The Mighty Mighty Bosstones . Dazu gibt’s die schwedischen Melodic-Punker Millencolin, ihre Landsleute No Fun At All, die italienische Skacore-Band Talco oder die Barstool Preachers aus dem englischen Brighton.
„Wir haben lange und zäh bei der Gage für die Mighty Mighty Bosstones verhandelt“, erzählt Steffen Rose, „das liegt auch daran, dass Sänger Richard Dicky Barrett eine eigene Fernsehshow in Amerika hat." Die Bosstones reisen im Sommer also extra für ein Wochenende nach Deutschland und spielen zwei Festivals. Eines davon ist Mission Ready. Auch auf der Hardcore-Bühne tummeln sich namhafte Bands. Neben den New-York-Hardcore-Urgesteinen Cro Mags etwa Ignite, die beliebte Melodic-Hardcore-Band aus Orange County. Mit Ryker’s ist auch eine der dienstältesten deutschen Hardcore-Bands vertreten und mit Agnostic Front die erste Band am Start, die zum zweiten Mal beim Mission Ready spielt. Alte Freunde des Veranstalters, die beim Publikum immer gut ankommen.
Karten für das Mission-Ready-Festival unter www.missionready-festival.com. Punk In Drublic ist bereits ausverkauft.