
Der US-amerikanischer Spielfilm "Casablanca" von Michael Curtiz aus dem Jahr 1942 ist Kult. Die Mixtur aus Liebesgeschichte, Melodram, Krimi und dem Statement gegen Nazideutschland ist bis heute populär. Nicht nur Rick’s Spruch: "Ich seh Dir in die Augen, Kleines" trifft jeden Romantiker mitten ins Herz.
Doch der Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in den Hauptrollen, ihre Story, geht auch ganz anders. Nämlich als Ein-Personen-Stück im Theater Ensemble. 75 Minuten lang zaubert Andreas Büttner die Atmosphäre des französischen Protektorats Marokko in das dort aufgestellte Theaterzelt. Marokko und damit Casablanca gehörte damals zu Französisch-Nordafrika und wurde von vielen Menschen als Sprungbrett nach Lissabon angesehen, von wo aus der Flug in die USA möglich wurde.
Der Text kommt vom Band
Die Flüchtenden treffen sich im Nachtclub "Rick’s Café Américain". Rick, der einst Waffen nach Äthiopien geschmuggelt und in Spanien gegen die Faschisten gekämpft hat, ist zum depressiven Zyniker geworden, nachdem ihn seinerzeit in Paris während des Einmarsches deutscher Truppen Ilsa Lund, seine große Liebe, verlassen hat.
Der Text kommt vom Band, doch Andreas Büettner spricht ihn unentwegt mit. Und spielt sie alle: Den abgeklärten Rick, den korrupten französische Polizeichef Capitaine Louis Renault. Den deutschen Major Strasser und den einflussreichen tschechoslowakischen Widerstandskämpfer Victor Lázló, der den Nazis immer wieder entkommen konnte. Den schleimigen Ugarte, der im Untergrund mit Transit-Visa handelt und dafür mit seinem Leben bezahlt, und den Pianisten Sam, der mit dem Song "As time goes by" nicht nur Rick, sondern auch Ilse Lund, die sich als Ehefrau von Victor Lázló entpuppt, an ihre Pariser Liebesaffäre erinnert.
Heftiger Applaus für den Tausendsassa
Dazu braucht der Schauspieler lediglich verschiedene Hüte, Kappen, Perücken und fünf Stühle. Und einen langen Atem. Teilweise in Windeseile schlüpft er von einer Rolle in die nächste, arbeitet die verschiedenen Charaktere durch Mimik, Körperhaltung und Bewegung deutlich heraus. Laut Aussage des Programmzettels sind es insgesamt 763 Rollenwechsel.
Beeindruckend die Szene, in der die Gefolgschaft des Major Strasser "Die Wacht am Rhein" schmettert und dagegen die "Marseillaise" ertönt. Dialoge, beispielsweise zwischen Capitaine Louis, der sich mehr oder weniger lächelnd als korrupt bekennt ("Ich nehme, was kommt") und Rick sind ebenso spannend aufbereitet wie Szenen, in denen der Schauspieler gleich drei Personen miteinander kommunizieren lässt. In atemberaubenden Tempo wechselt Büettner von einer in die andere Rolle.
Dabei übertreibt er nie, zieht nichts in die Lächerlichkeit, spottet dezent und kommt komisch-satirisch rüber, wenn er im Eifer des hurtigen Hut- oder Perückenwechsels ins Schleudern gerät. Die Zuschauer amüsiert es. Am Ende danken sie dem Tausendsassa mit heftigem Applaus.
Nächste Vorführungen von "Casablanca - Der Kultfilm als Theater-Parodie" auf der Sommerbühne des Theater Ensembles: 7., 11. und 14. August, 19 Uhr. Information im Internet: www.theater-ensemble.net